Back from the dead: Tagesfrage #16 - http://ask.fm/PaLiBLuE/answer/129286615672 | Schreibaufgabe
Sorry, dass das erst jetzt kommt, aber für diese Aufgabe im Gesamten habe ich nicht so viel Zeit auf einmal übrig, gerade unter der Woche. Deswegen hab ich mir das so aufgeteilt.
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[Sanitäterin] Eine Geschichte vom Beginn eines Krieges
`Das ist nun also mein neues Zuhause`, dachte ich, als ich mit der Gruppe nach einigen Stunden Fußmarsch in der großen Zeltstadt angekommen war. Naja, Zuhause sah wirklich anders aus. Der geteerte Boden wirkte grau, hart und kalt, passte aber zu der Stimmung. Was man vom Wetter nicht behaupten konnte. Die Sonne lachte vom Himmel, als wäre der Krieg nichts Abstoßendes, nichts Gefährliches, nichts Ernstes. Sie tauchte das Lager in ihr grässliches, helles Licht und ließ die weißen Zelte strahlen. Geblendet kniff ich die Augen zusammen. Am liebsten wäre ich wieder gegangen. Nachhause. Aber das ging nicht.
Gestern hatten sie uns geholt. Die Soldaten. Jeder hatte gehofft, dass dies nicht passieren würde, aber es hatte nichts gebracht. Sie wussten, dass ich Ärztin war und sie hatten mich dazu verdammt, in diesen Zelten zu balancieren. Zwischen Leben und Tod.
Oder zu “helfen“. Sie hatten gesagt: “Die Stadt ist sicher“. Ich sah keine Stadt. Ich sah Zelte. Und der milde Wind ließ die Planen rascheln, was mir eine Gänsehaut bescherte. Die Gruppe war still. Die Soldaten, die organisieren mussten, schrien herum. Der Wind trug ihre Stimmen davon. `Weit davon, weit weg, weg, weg`, hoffte ich und dass sie nie mehr zurückkommen würden. Nie mehr. Dass der Wind die Soldaten davontrug, übers Meer, weit weit weg und sie nie wieder zurückkommen würden. Dass der Wind wuchs und die Zelte abreißen würde um sie vom Boden zu pusten, wie Papier. Dass der Wind den Soldaten die Waffen klaute und sie in die Luft schleuderte und tanzen ließ und sie davontrug, weit weit weg, irgendwohin, wo die Sonne nicht schien und das Metall glitzern ließ, wie einen Schatz. Dass ein Sturm aufkam und aufräumen würde, den Boden umackern, um neue Saaten zu pflanzen, die nicht verdorben waren.
Aber es kam kein Sturm. Das hier war die Ruhe. Die Ruhe vor dem Sturm. Und sie war schlimmer, tausendmal schlimmer, als der Sturm, da war ich mir sicher.
Ein lauter Pistolenknall schreckte mich aus meinen Gedanken und ließ uns alle zusammenzucken. Doch niemand gab auch nur einen Laut von sich. “Was steht ihr hier herum, wie angewurzelt?!“, brüllte ein Mann, der mindestens 10 Abzeichen auf seinem Wams trug. Irgendein Oberkommandant. Ein wichtiger Posten. “Denkt ihr, ihr habt eure Nummer zum Spaß und die Zelte auch?! Denkt ihr, wir hätten nichts Besseres zu tun?! Geht in eure Zelte, na macht schon, wir haben nicht ewig Zeit!“
Sie hatten uns nummeriert. Wie Gegenstände. Wie die Zelte. `Wer du bist spielt keine Rolle mehr`, wurde mir bewusst und ich schluckte. `Hauptsache, du hast etwas Ahnung, wie man einen Menschen so schnell wie möglich wieder zusammenflickt.`
(TEIL 2 folgt...)
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[Sanitäterin] Eine Geschichte vom Beginn eines Krieges
`Das ist nun also mein neues Zuhause`, dachte ich, als ich mit der Gruppe nach einigen Stunden Fußmarsch in der großen Zeltstadt angekommen war. Naja, Zuhause sah wirklich anders aus. Der geteerte Boden wirkte grau, hart und kalt, passte aber zu der Stimmung. Was man vom Wetter nicht behaupten konnte. Die Sonne lachte vom Himmel, als wäre der Krieg nichts Abstoßendes, nichts Gefährliches, nichts Ernstes. Sie tauchte das Lager in ihr grässliches, helles Licht und ließ die weißen Zelte strahlen. Geblendet kniff ich die Augen zusammen. Am liebsten wäre ich wieder gegangen. Nachhause. Aber das ging nicht.
Gestern hatten sie uns geholt. Die Soldaten. Jeder hatte gehofft, dass dies nicht passieren würde, aber es hatte nichts gebracht. Sie wussten, dass ich Ärztin war und sie hatten mich dazu verdammt, in diesen Zelten zu balancieren. Zwischen Leben und Tod.
Oder zu “helfen“. Sie hatten gesagt: “Die Stadt ist sicher“. Ich sah keine Stadt. Ich sah Zelte. Und der milde Wind ließ die Planen rascheln, was mir eine Gänsehaut bescherte. Die Gruppe war still. Die Soldaten, die organisieren mussten, schrien herum. Der Wind trug ihre Stimmen davon. `Weit davon, weit weg, weg, weg`, hoffte ich und dass sie nie mehr zurückkommen würden. Nie mehr. Dass der Wind die Soldaten davontrug, übers Meer, weit weit weg und sie nie wieder zurückkommen würden. Dass der Wind wuchs und die Zelte abreißen würde um sie vom Boden zu pusten, wie Papier. Dass der Wind den Soldaten die Waffen klaute und sie in die Luft schleuderte und tanzen ließ und sie davontrug, weit weit weg, irgendwohin, wo die Sonne nicht schien und das Metall glitzern ließ, wie einen Schatz. Dass ein Sturm aufkam und aufräumen würde, den Boden umackern, um neue Saaten zu pflanzen, die nicht verdorben waren.
Aber es kam kein Sturm. Das hier war die Ruhe. Die Ruhe vor dem Sturm. Und sie war schlimmer, tausendmal schlimmer, als der Sturm, da war ich mir sicher.
Ein lauter Pistolenknall schreckte mich aus meinen Gedanken und ließ uns alle zusammenzucken. Doch niemand gab auch nur einen Laut von sich. “Was steht ihr hier herum, wie angewurzelt?!“, brüllte ein Mann, der mindestens 10 Abzeichen auf seinem Wams trug. Irgendein Oberkommandant. Ein wichtiger Posten. “Denkt ihr, ihr habt eure Nummer zum Spaß und die Zelte auch?! Denkt ihr, wir hätten nichts Besseres zu tun?! Geht in eure Zelte, na macht schon, wir haben nicht ewig Zeit!“
Sie hatten uns nummeriert. Wie Gegenstände. Wie die Zelte. `Wer du bist spielt keine Rolle mehr`, wurde mir bewusst und ich schluckte. `Hauptsache, du hast etwas Ahnung, wie man einen Menschen so schnell wie möglich wieder zusammenflickt.`
(TEIL 2 folgt...)