Diese Aussehensmetrik ist langweilig. Ich weiß, dass das sehr viele nicht tun und ich nicht dem normativen Schönheitsideal entspreche. Gleichzeitig habe ich akzeptiert, dass ich durch Charisma, Ausstrahlung, Stil und eben doch auch irgendwo Aussehen von vielen Menschen als attraktiv wahrgenommen werde. Dass es viele nicht tun, davon bin ich eh immer ausgegangen lol. In meinem Leben waren vielleicht zehn Leute in mich verliebt. Ich habe aufgehört, das zu hinterfragen. Und Aussehen ist da das Letzte, an das ich denke.
Aber bzgl Aussehen: Ich mag Stil und bin als goth auch ziemlich stylisch unterwegs ab und zu. Mag auch mehr ins Make-up-Game, aber ist sehr teuer (und einschüchternd). Ich war so lange mit Sozialphobie das graue Mäuschen und finde es toll, mich jetzt auszudrücken, mich in schöner Kleidung wohlzufühlen und ein bisschen Farbe in die grauen, farbunintensiven deutschen Straßen zu bringen. Ich finde es toll. Ich liebe und ich bewundere Schönheit. Auch die, für die Leute nicht immer was können. Ich habe kein Interesse an dem sturen "Schönheit kommt von innen"-Gerede, auch wenn ich dem fundamental zustimmen würde.
Schönheit ist für mich da von vielen Dingen abhängig. Ich mag es, wenn Leute sich anziehen und ausdrücken, wer sie sind. Sich wohlfühlen. Vor allem, wenn es nicht der Norm entspricht, nicht verzweifelt assimiliert ist, aber auch nicht offensichtlich zwanghaft nonkonform. Wenn man sieht, dass sie wissen, wer sie sind, oder zumindest, dass sie JEMAND sind. Das muss nicht mit Style sein. Ich finde auch eine gewisse Eitelkeit attraktiv. Körperbewegungen, Redeart.
Leider wird meine Genderdysphorie mit jedem Jahr schlimmer, aber ich werde da hoffentlich irgendwann eine Lösung finden. Ist sehr frustrierend, wenn man mit seinem Gender Schwierigkeiten hat, und macht große Angst. Wenn der eigene Körper zum Gefängnis wird, und die gesellschaftliche Wahrnehmung obendrauf noch mehr. Weil du für so viele Menschen gar nicht existierst, oder deinen Hirngespinsten nachgehst. Weil du "verweichlicht" bist und "von Medien verseucht". Dabei WAR ich transphob, habe den konservativen Leuten gefolgt, das alles auf meinem Kopf gebannt und habe irgendwann realisieren müssen, dass das auch nichts ändert. Dass es da ist, tief in mir, schon immer gewesen ist, und mit dem Alter immer schlimmer wird. Manchmal wünsche ich mir, jung zu sterben, noch in der Fantasie, eines Tages aus dem Gender zu fliehen. Das ist albern, aber nun ja.
My body is a cage that keeps me from dancing with the one I love
but my mind holds the key
Ich gebe mir gar nix, die Zahlen sind albern. Ist ironisch, dass ich mich jetzt als attraktiv wahrnehme. Lieber würde ich als das andere Geschlecht wahrgenommen werden und dabei nicht so aussehen. Aber man lebt, und ich bin froh, durch meine Aufrichtigkeit endlich die Leute anzuziehen, die auch mich anziehen. Denn dadurch, mich so zu zeigen, wer ich bin, finden mich auch die Leute attraktiv, die zu mir passen. Und das ist schön.
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