„Kohlewittchen“ soll nach Luisa die schwarze Prinzessin heißen, die ihr im Wald begegnet ist. Johannas SchwesterCHEN unterwegs in die Psycho-Villa im einsamen Wald, fehlt nur noch ein Wolf; die Prinzessin aber hat schon einen anderen Namen und die Paranoia im Präsidium ist schon perfekt. SOKRATES 92
«„Schneewittchen“ ist der falsche Name», dachte sie, «Diese Erscheinung müsste „Kohlewittchen“ heißen» und weil ihr der Schalk im Nacken saß, um sie ein wenig von ihrer Angst abzulenken, die sie gruseln ließ, dachte sie an ein albernes Wortspiel: «Nein, nicht „Kohlewittchen“ - diese Prinzessin ist ein „Kohleflittchen“», dachte sie und grinste einsam und irre vor sich hin, bis sie vor Schreck wieder erstarrte. Denn in etwa zwanzig Metern Entfernung stand sie wieder vor ihr auf dem Weg. Die schwarze Prinzessin schlenderte gemütlich auf sie zu. Luisa überlegte kurz, das Moped fallen zu lassen und einfach in den Wald zu rennen. Aber wahrscheinlich hatte sie keine Chance gegen sie, die an einer Stelle verschwinden und an einer ganz anderen wieder auftauchen konnte. Sie machte auch ein paar Schritte auf die dunkelhaarige Erscheinung mit einem Krönchen auf dem Kopf, die so bösartig und furchterregend gar nicht wirkte.
Im Polizeipräsidium herrschte große Unruhe. Die einzige Nachricht, die nun alles zu beherrschen schien, lautete: Franz-Joseph Metzger ist tot, und noch bevor er das Leichenschauhaus erreicht, ist ein Sonderermittler aus dem Innenministerium eingesetzt, der den Fall untersuchen soll. Ein junger Mann, knapp über 1,90 m, blond mit Locken und einem deutlichen Stich ins Rötliche im Haar, rosa Bäckchen, freundlich lächelnd, kein Typ, den man je als unsympathisch oder mit einem unangenehmen Auftrag in Verbindung bringen könnte. Wer den Sonderermittler das erste Mal sah, wunderte sich über ihn, weil er etwas ganz anderes erwartet hätte. Ein Sonderermittler strahlte schon dem Begriff nach etwas Inquisitorisches, Dunkles, Gefährliches, ja auch etwas Hinterhältiges aus. Lord Francis Arthur Suthers hingegen, der trotz seines so englischen Namens in einer deutschen Behörde arbeitete, war das genaue Gegenteil von einem Inquisitor: freundlich, neugierig und offen wirkte er – durchaus als jemand, dem man gerne sein Herz ausschüttete und mit dem man schnell vertraut und herzlich werden konnte. Ruhig und gelassen betrat er das Büro des Polizeipräsidenten und bot ihm auch ohne Umschweife das Du an: «Lieber Alfons, das ist ja ein schöner Schlamassel! Frau Ministerialdirigentin Katja Hardenberg möchte so wenig Aufsehen wie möglich – natürlich.» Das Erste, was Dr. jur. Alfons Albermann unweigerlich auffiel, obwohl es nun wirklich die nebensächlichste Sache der Welt war: Der Sonderermittler Arthur, wie er genannt werden wollte, lispelte ein wenig. «Ja, natürlich. Niemand möchte, dass diese Angelegenheit, sich zu einem Fall ausweitet. Franz-Joseph Metzger ist quasi eines natürlichen Todes gestorben – ganz natürlich für sein Leben», sagte der Polizeipräsident und verfluchte sich selbst zugleich für seine ungeschickte und undiplomatische Art, sich auszudrücken. Wie konnte einer nur mit solch einer Treffsicherheit genau die falschen Worte wählen?
Im Polizeipräsidium herrschte große Unruhe. Die einzige Nachricht, die nun alles zu beherrschen schien, lautete: Franz-Joseph Metzger ist tot, und noch bevor er das Leichenschauhaus erreicht, ist ein Sonderermittler aus dem Innenministerium eingesetzt, der den Fall untersuchen soll. Ein junger Mann, knapp über 1,90 m, blond mit Locken und einem deutlichen Stich ins Rötliche im Haar, rosa Bäckchen, freundlich lächelnd, kein Typ, den man je als unsympathisch oder mit einem unangenehmen Auftrag in Verbindung bringen könnte. Wer den Sonderermittler das erste Mal sah, wunderte sich über ihn, weil er etwas ganz anderes erwartet hätte. Ein Sonderermittler strahlte schon dem Begriff nach etwas Inquisitorisches, Dunkles, Gefährliches, ja auch etwas Hinterhältiges aus. Lord Francis Arthur Suthers hingegen, der trotz seines so englischen Namens in einer deutschen Behörde arbeitete, war das genaue Gegenteil von einem Inquisitor: freundlich, neugierig und offen wirkte er – durchaus als jemand, dem man gerne sein Herz ausschüttete und mit dem man schnell vertraut und herzlich werden konnte. Ruhig und gelassen betrat er das Büro des Polizeipräsidenten und bot ihm auch ohne Umschweife das Du an: «Lieber Alfons, das ist ja ein schöner Schlamassel! Frau Ministerialdirigentin Katja Hardenberg möchte so wenig Aufsehen wie möglich – natürlich.» Das Erste, was Dr. jur. Alfons Albermann unweigerlich auffiel, obwohl es nun wirklich die nebensächlichste Sache der Welt war: Der Sonderermittler Arthur, wie er genannt werden wollte, lispelte ein wenig. «Ja, natürlich. Niemand möchte, dass diese Angelegenheit, sich zu einem Fall ausweitet. Franz-Joseph Metzger ist quasi eines natürlichen Todes gestorben – ganz natürlich für sein Leben», sagte der Polizeipräsident und verfluchte sich selbst zugleich für seine ungeschickte und undiplomatische Art, sich auszudrücken. Wie konnte einer nur mit solch einer Treffsicherheit genau die falschen Worte wählen?