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Uri Bülbül

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Betest du mehrmals täglich zu Marx und Engels?

Oh ja, fünfmal am Tag bete ich Richtung Wuppertal und Richtung Trier :)
Meine Formulierung ist eine ironische Distanzierung von der, wie ich es nenne, rationalistischen, wissenschaftsgläubigen Seite des Marxismus. Sowohl Marx als auch Engels betonten ja sehr die Wissenschaftlichkeit des dialektischen und historischen Materialismus. In der Sowjetherrschaft nahm das Auswüchse an wie die kirchliche Dogmenverwaltung im Mittelalter. Und Dogmenverwaltung ist immer auch brutal und kostet Menschenleben.
Daher ist es mir ganz wichtig, zu betonen: Ich bin kein Marxist, kann selber denken! Ich bin ein gläubiger Kommunist will sagen: ich glaube, an das Gute im Menschen, daran, dass der Kommunismus sehr wohl lebbar und realisierbar ist, sich dafür aber die Verhältnisse ändern müssen - vorallem: die Besitzverhältnisse an Produktionsmitteln. Was von allen Menschen erwirtschaftet wird, muss auch allen Menschen in gleichem Maße gehören. Das ist der Kern des Kommunismus.
Die Gegner des Kommunismus sagen: Schöne Idee, aber der Mensch ist von Natur aus nicht dafür geschaffen. Aber ist das nicht auch ein Glaubenssatz?
Wenn Wissenschaftlichkeit selbst zum Dogma wird und die Verwaltung inquisitorisch funktioniert, wird wie im Mittelalter Freiheit der Religion geopfert. Dafür bin ich nicht zu haben.
Das Beten ist theistischen Religionen eigen, nicht einer atheistischen Religion :)

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Liked by: Yared Schneider

Ist es dir wichtig freundlich zu sein?

tom111111’s Profile Photovollmond111111
Oh nein, ich bin nur zu Menschen freundlich, die mir sympathisch sind. Ich kann sehr ungemütlich und unfreundlich werden. Aber es muss einen Grund mehr haben als nur Antipathie. Denn ich kann Menschen, die ich nicht mag, auch aus dem Weg gehen.

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Ich finde es verwerflich, den Tod eines Menschen mit dem einer Kuh gleichzusetzen?

In der traditionellen Ethik, in der Leben hierarchisiert wird, stimmt dein Urteil ja auch. Aber denke mal in einem Modellversuch so wie ein Physiker, der Bewegung beschreibt. Bewegung ist in einem Bezugssystem als solche erkennbar. Du sitzt im Zug, bewegst dich nicht, dein Sitznachbar bewegt sich auch nicht, aber in Relation zur Landschaft fährt der Zug und die Reisenden bewegen sich.
Im Bezugssystem der traditionellen Ethik wird der Mensch als die Krone der Schöpfung angesehen. Und aus dieser Sicht heraus, ist es natürlich verwerflich, wenn der Tod eines Menschen mit einem weit darunter stehenden Säugetier wie der Kuh gleichgesetzt wird.
Der Veganismus aber verabschiedet sich von diesem Wertesystem. In diesem System ist nicht das Menschenleben so wertlos wie die einer Kuh, sondern die einer Kuh jedem anderen Leben gleichwertig. Das ist nicht meine Meinung, aber doch eine, die ich nachvollziehen kann.
Wir müssen in solche Diskussionen lernen, Meinungen nachzuvollziehen, ohne sie gleich zu übernehmen.
Wenn das Leben einer Kuh hoch geschätzt wird, ist nichts Verwerfliches mehr an dieser Sichtweise.

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Liked by: sarah Andria Linda☯ x

Weiß ja, dass du nicht vegan lebst, darf ich fragen, warum?

Ja, klar. Der erste ganz einfache Grund ist: Ich war schon 42 Jahre alt, als ich erfuhr, dass es Veganismus überhaupt gibt. Ich habe mir in all der Zeit davor nie Gedanken darüber gemacht. Von Vegetariern wusste ich natürlich. Aber Veganismus ist mir erst im Jahr 2005 begegnet. Kurzum: Aus Gewohnheit und Erziehung bin ich ein Allesfresser. Ich bin nicht sonderlich zimperlich oder dogmatisch, bestehe nicht, wie manch ein oberverwöhnter Konsument auf mein tägliches Schnitzel. Ich kann auch sehr gerne vegetarische und vegane Speisen zu mir nehmen. Aber das ist schon alles.
Dann kommt noch ein kultureller Faktor dazu, der mir eigentlich schon als KInd als wichtig anerzogen wurde: Ich komme aus einem muslimischen Land, in dem kein Schweinefleisch gegessen wird. Essen und Religion, Essen und Ideologie werden also miteinander verbunden. Und diese Verquickung fanden meine "aufgeklärten" Eltern dogmatisch und lehnten es ab. Es war bei uns zu Hause ein Zeichen von Toleranz und Weltoffenheit, Schweinefleisch zu essen. Mein 11-jahre älterer Bruder zog mich damit auf, dass ich nie Schlangen und Schnecken essen würde, und ich solle doch bitte als Mamasöhnchen nicht so tun, als wäre ich tolerant in Sachen außergewöhnliche Speisen.
Nun ja, einmal servierte er mir irgend etwas Fleischiges und behauptete nach dem Essen, das seien die Süßwasserschlangen aus dem See, an dem wir wohnten. Das Essen war aber lecker gewesen, und ich konnte darauf nur erwidern, dass es lecker war. Und er war schockiert, weil er so etwas wie ein Ekel- und Entsetzen von mir erwartet hatte. Weinbergschnecken verspeiste ich eine ganze Weile auch. Nur Froschschenkel nicht, weil Frösche unter Naturschutz stehen und nicht verspeist werden sollten. Auf Kuba habe ich auch Krokodilschwanz gegessen. Die Tiere wurden auf einer Farm gezüchtet.
Kurzum: es ist mir in Fleisch und Blut übergegangen, Fleisch zu essen wie alles andere auch; und ich kann es nicht so recht mit meinem Freiheitsgebot in Einklang bringen, anderen Menschen vorzuschreiben, was sie essen sollen und was nicht und möchte auch nicht, dass sich jemand wegen seiner Essgewohnheiten schlecht fühlt. Das gilt für mich in meinem Verhalten auch gegenüber Vegetariern und Veganern. Ich hasse es, wenn Menschen sich wegen ihren Essgewohnheiten rechtfertigen müssen. Das passt nicht in mein liberales Weltbild.
Nun kann ich mir natürlich deine weiteren Fragen, die sich dem anschließen durchaus denken, finde es aber auch gut, wenn du sie mir stellst.

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Welche Kosmetikartikel benutzt du?

Kernseife von dm ("dalli"), Rasierschaum von Aldi oder dm, je nachdem, wo ich gerade einkaufe, wenn ich mal Rasierschaum benötige und 4711 als Rasierwasser. Das ist verdammt oldschooled, finde ich. Entsprechend sehe ich auch aus, ha, ha

Wer macht dich stolz?

Hmmm, warum fragst du nach einer Person: WER macht dich stolz? Und nicht WAS macht dich stolz? Aber genau darauf will ich antworten: Stolz ist vielleicht etwas übertrieben, aber ich finde es ziemlich gut und ist eben doch an der Grenze zum Stolz... vielleicht sollte ich einfach auch mal klar Position beziehen^^ Also bin ich stolz, dass wir ask- und fb-Freunde sind.
Und habe mich auch sehr gefreut, dass du sofort auf meine Anfrage nach Fragen von dir reagiert hast.

Was hast du zuletzt gegessen?

Nudeln und Gemüsesauce dazu. Vegan, aber das ist zufall. Ich muss dir gestehen, dass ich kein Veganer bin - nicht mal Vegetarier. Hoffentlich ärgerst du dich jetzt nicht über mich. Du weißt aber sich, so gut müsstest du mich kennen, dass ich selbstveständlich deinen Veganismus moralisch unterstütze und nie durch dumme Bemerkungen hintertreiben würde. Ich habe Respekt vor dir und deinen Entscheidungen und natürlich auch Respekt vor dem Veganismus.
Ich mache mir auch schon seit langem Gedanken über Veganismus, aber weil ich mir immer Gedanken über die Dinge der Welt mache und nicht, weil ich Verganer werden möchte. Vielleicht schreibe ich auch irgendwann mal etwas dazu. Mal sehen. Ich bin unentschlossen.

Was auch immer für dich Ausland ist...

quetzop1’s Profile PhotoFritz-Ferdinand von Pinguin
Mein philosophisches Vorbild: Diogenes von Sinope soll einmal auf die Frage geantwortet haben, wo seine Heimat sei: Ich bin ein Bürger des Kosmos. Daher kommt das Wort Kosmopolit ;)
Für mich gibt es kein Ausland. Und mal ehrlich skurril ist es allüberall, wo Menschen sind.
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Jeder Routineeinsatz kann aus dem Ruder laufen, unerwartete Dinge können geschehen; doch mit ständiger Angst ist so ein Job nicht zu machen. Nur mit nötiger Umsicht und Fingerspitzengefühl. Die Wachtmeister statten Niklas einen Besuch ab. SOKRATES - Teil 179:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Während sie in den 10. Stock fuhren, fragte Dietmar: «Was soll dieser Hardenberg gemacht haben? In seiner Wohnung wild um sich geschossen? Mit einer scharfen Waffe? Ist er womöglich auch jetzt bewaffnet?» «Angeblich nicht. Aber seien wir lieber vorsichtig. Die Waffe wurde ihm von den Kollegen Hoffmann und Oberländer konfisziert. Er hat aber einen Waffenschein dafür.» Die beiden luden ihre Dienstpistolen durch und steckten sie schussbereit ins offene Halfter. Eine einfache Personenkontrolle konnte zu einer Katastrophe, zu einem Desaster ausarten. Hoch angespannt kamen sie an Hardenbergs Tür an. Als sie an Hardenbergs Tür klingelten, wusste dieser, dass der Ärger, den Hermes heraufbeschworen und er befürchtet hatte, nun eintraf. Er musste sich ihm stellen und selbstverständlich würde er eine Deeskalationsstrategie wählen. Aber schon nach wenigen Sekunden nach dem Klingeln hämmerte jemand heftig gegen die Tür: «Niklas Hardenberg, öffnen Sie sofort die Tür. Hier spricht die Polizei! Öffnen Sie sofort die Tür!» Niklas hielt es für klug, etwas von sich hören zu lassen, bevor er an die Tür trat. Denn schreckhafte Polizisten konnten gemeingefährlich sein. Er erinnerte sich an den Fall eines Wanderers in Thüringen, der die Tür aus Angst wieder zuschlug, als er bewaffnete Männer in Zivil erblickte, die sich nicht als Polizisten zu erkennen gegeben hatten. Der Wanderer war in einem Gasthaus abgestiegen, um den Thüringer Wald zu durchwandern. Und der Gastwirt verwechselte ihn mit einem aus der forensischen Psychiatrie entflohenen Gewaltverbrecher und verständigte die Polizei. Die beiden Kriminalbeamten, die kamen, schossen dann durch die geschlossene Tür, als der Gast erschrocken die Tür zuschlug und töten den harmlosen Wanderer. Ein paar Tage später wurde der Gewaltverbrecher lebendig und widerstandslos gefasst. «Ich komme. Ich mache Ihnen die Tür auf.» rief Hardenberg. Die beiden Wachtmeister traten zwei Schritte zur Seite und warteten gespannt. Beide hatten die Hand am Griff ihrer Pistolen, als sie hörten, wie die Tür aufgeschlossen und dann geöffnet wurde. Als Niklas aber niemanden vor der Tür sehen konnte, trat er einen Schritt vor in den Türrahmen, damit er von den Polizisten gesehen werden konnte. Nun entspannte sich die Atmosphäre ein wenig zwischen ihm und den beiden Wachtmeistern, die sich ihm namentlich vorstellten und eintreten wollten. Er ließ sie gewähren. Der lange mit den grauen Haaren, ein fast Zweimetermann, eröffnete das Gespräch: «Herr Hardenberg, haben Sie Ärger mit ihren Nachbarn?» Diese Frage überraschte Niklas ein wenig, aber noch mehr freute er sich darüber, dass sich jemand Gedanken machte, bevor er einfach lospolterte: «Nein, ich habe keinen Ärger mit meinen Nachbarn. Ich wohne noch nicht lange hier.» «Sie können sich also nicht vorstellen, dass die Nachbarn Ihnen einen Streich spielen wollen?» «Nein, sind wir nicht alle aus dem Alter raus?»

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Ich werde jedoch bei Gelegenheit mal reinzulesen, denke ich.

Miiuw’s Profile Photorealitätsverlust
Ehrlich gesagt, ist es mir so ziemlich egal, wer dieses Buch oder diese fortlaufende Erzählung liest. Für mich ist das Entwickeln und das Schreiben sehr wichtig. Und ich habe meinen Anteil geleistet und beendet, wenn ich auch bekannt gemacht habe, dass die SOKRATES-Geschichte existiert und wo sie zu finden ist. Man kann aber auch einfach Uri Bülbül Sokrates googlen.
Ich habe in meinem Leben nie kommerzielle Zwecke verfolgt. Mir geht es nicht ums Geldverdienen. Wichtig ist, dass man durch ästhetisches Arbeiten, sei es sprachlicher, bildnerischer, theatraler, musikalischer oder sonstiger Art ganz im Sinne des Humboldtschen Bildunsgideals seine Fähigkeiten entwickelt und entfaltet.
Es ist wahrscheinlich seit der Erfindung des Geldes bekannt, dass die Konzentration auf Geld und Geldverdienen den Menschen ärmer macht und keineswegs seinem Menschsein förderlich ist. Damit unterwirft er sich einer Zweckrationalität, die unleugbar seiner Freiheit zuwiderläuft.
Im Umkehrschluss ist nicht gesagt, dass Geld absolut vernachlässigt werden muss. Ich habe kein Armutsgelübde abgelegt, würde das auch nie tun. Der neutestamentarische Ansatz "Seht die Vögel..." heißt nicht in der logischen Konsequenz: verzichtet auf Essen, Wohnung und Wärme! Denn genau dann sieht man die Vögel nicht!
Es besagt, seid ohne Sorge darum und lasst euch von eurer Sorge nicht vereinnahmen und versklaven! Wer sich um das Maß und die Waage zwischen Unterhalt und Freiheit keine Gedanken macht, ist entweder ein Sklave oder ein rücksichtsloser Ausbeuter.
Gerade in der Sphäre der Kunst würde ich niemals Zweckrationalität zulassen. Wenn Kunst nicht zweckfrei ist, ist sie sinnlos. (Über die Unterscheidung von Sinn und Zweck hatte ich schon geschrieben:
https://ask.fm/Klugdiarrhoe/answers/136702377913
https://ask.fm/Klugdiarrhoe/answers/135894134457
https://ask.fm/Klugdiarrhoe/answers/136719622073

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" Die Jugendlichen sind kaum noch bei Facebook, die haben Instagramm " stimmt diese These deines Erachtens?

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Das kann ich nicht beurteilen. Aber eines ist sicher: Ich bin nicht allein auf ask und ganz sicher auch nicht der jüngste User hier. Ha, ha.
Was die freie Meinungsäußerung angeht und die Fähigkeit, sich in Meinungsstreit und Diskussion zu begeben, gehe ich wie das Christentum davon aus, dass der Mensch ab 14 Jahren (religions)mündig ist - also für mich meinungsmündig.
Die Fähigkeit, rational zu denken und vernünftig zu argumentieren, Standpunkte zu entwickeln und zu vertreten ist für gewöhnlich mit 14 Jahren soweit entwickelt, dass ein qualitativer Sprung zur Kindheit stattfindet. Mystisch-symbolische Denkweisen, Denken in Geschichten, Märchen und Bildern, das Fehlen von Maßstäben weichen allmählich der Rationalität von Maß und Kritikfähigkeit. Man unterscheidet, bewertet, entwickelt Kriterien und Vorstellungen von Gewicht, Bedeutung, Entfernung, Kraft. Das mag ja bei dem einen etwas früher und bei dem anderen etwas später einsetzen. Es ist halt eine Gaußsche Verteilungskurve. Ich möchte nicht von "Ausnahmen, die die Regel bestätigen", sprechen. Denn ein Kind, das mit 11 Jahren schon solche Kriterien entwickelt hat und über eine deutliche Rationalität verfügt, ist zwar statistisch eher selten, aber doch keine Ausnahme! Denn es muss nicht aus der Betrachtung ausgenommen werden.
Nicht in dieselbe Statistik würde ich z.B. Downsyndrom-Menschen nehmen. Sie sind ausgenommen. Das ist nicht diskriminierend gemeint, sondern wertschätzend: Downsyndrom-Menschen haben ein Anrecht auf ihren eigenen Rhythmus und auf ihre eigene Entwicklungsweise. Da eine rigide Abtreibungsstrategie die Anzahl der Downsyndrom-Menschen stark reduziert hat, weiß ich gar nicht, ob man halbwegs verlässliche pädagogische Entwicklungskurven statistisch für diese Menschen anlegen kann.
Um noch einmal auf die Rationalität zurück zu kommen: wer diese entwickelt hat, sucht sich automatisch auch seine Medien aus; wenn aber nicht zugleich die Medienkompetenz durch Sozialisation und kulturelle Bildung gefördert wurde, steigt auch die Manipulierbarkeit der Menschen: sie entwickeln von Innen heraus Antennen und Fähigkeiten, die gesellschaftlich nicht geformt und gebildet werden, und schon werden sie anfällig für Manipulation. Für die kritische Rationalität ist es auf jeden Fall wichtig neben einer ausgeprägten visuellen und bildhaften Symbolik auch die syntaktisch geordnete lineare Verbalsprache mit abstrakten Begriffen zu beherrschen. Sonst ist das Bewusstsein Pictogrammen und bildhaften Eindrücken eher hilflos ausgeliefert. Das ist aber kein Problem von Instagramm oder Facebook, sondern eines der kulturellen Bildung.

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Was ist der "richtige Moment"? Woran erkennt man ihn? Und ist man nicht hinterher immer schlauer? SOKRATES geht in die nächste Runde. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Ich schreibe diesen Roman nicht in einer bestimmten Absicht, sondern um ihn zu schreiben! Teil 178...

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Dafür zeigten die Leute aufgeregt auf einen Balkon, was die beiden Polizisten nicht aus der Fassung brachte. Sie legten die Köpfe in den Nacken, sahen am Hochhaus entlang nach oben und sahen viele Balkone. «Woher wissen Sie so genau, dass es ausgerechnet der Balkon im zehnten Stock war?» fragte Robert Kruse. Da nahm ihn eine Frau am Arm, zog ihn ein paar Meter vom Haus weg, um dann von einem neuen Standpunkt aus nach oben zu weisen: «Ich stand genau hier, Herr Wachtmeister. Genau hier! Und was sehen Sie, wenn Sie nun nach oben sehen?» Kruse sah nach oben. «Ich weiß nicht, was Sie meinen», antwortete er. «Die Balkontür sieht man von hier, Herr Wachtmeister. Die Balkontür! Und diese eine Balkontür stand offen!» «Aber nun ist sie zu», konstatierte der Polizeibeamte. «Das zeigt nur, dass er nicht alleine in der Wohnung war, als er sich vom Balkon stürzte», betonte die Zeugin. «Aber wo ist die Person, die sich vom Balkon hinunter gestürzt haben soll?» fragte er. Sie sah ihn mit großen Augen an, als könne sie seine Gelassenheit in dieser Frage überhaupt nicht nachvollziehen. «Weg. Ich habe keine Ahnung. Einfach verschwunden, aber ich schwöre, dass sich von dort ein Mann hinunter gestürzt hat. Kopfüber!», rief sie. «Kopfüber», wiederholte der Polizist. Langsam wurde seine Geduld strapaziert. Sein Kollege nahm die Personalien der Zeugen auf; er beschloss, es ihm gleich zu tun und dabei ruhig zu bleiben! Für gewöhnlich mussten sie nicht die Personalien von Zeugen, die sich freiwillig meldeten, überprüfen. Dieses Mal aber beschlossen beide unabhängig voneinander, eine Ausnahme zu machen, und ließen sich die Ausweise zeigen und notierten die Adressen. Wurde ihnen kollektiv ein Streich gespielt? Robert drohte den Zeugen, erntete aber nur Empörung: «Hören Sie, Irreführung von Polizeibeamten und Vorspiegelung falscher Tatsachen, kann zur Anzeige gebracht werden, Bußgelder und Strafverfolgung nach sich ziehen!» «Was soll das heißen? Ich erfülle hier meine Pflicht als Bürger? Melde Ihnen einen Vorfall und Sie drohen mir mit Bußgeld und Anzeige?» «Ja, nun bleiben Sie mal ganz ruhig! Immerhin ist das nicht ganz glaubwürdig, was Sie da erzählen. Da soll jemand aus dem zehnten Stock gesprungen und dann einfach verschwunden sein! Wie ist das möglich? Sie sehen ihn vom Balkon stürzen, können mir den Balkon zeigen, Sie sehen aber nicht, wohin dieser Mensch schwer verletzt verschwunden sein soll?» «Ja, ich gebe zu, das klingt seltsam. Aber so ist es gewesen. Fragen Sie doch die anderen!» «Wir werden alles überprüfen», antwortete der Polizist, in dessen Ohren es wie ein schlechter Scherz klang: jemand sollte vom Balkon im 10. Stock gesprungen und dann spurlos verschwunden sein. Die Zentrale bekam vom Streifendienst Kruse/Winkelmann mehrere Personen allesamt zur Überprüfung, die jedoch nichts ergab, bis auf eine Ausnahme: «Ja, Niklas Hardenberg ist uns bekannt», lautete es über Funk. «Gut, dann befragen wir ihn jetzt», beschlossen die Streifenbeamten.

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Der versprochene Nachtrag zu der Frage: Was sind Gründe für eine Eheschließung?

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Auch wenn ich von der Wahrheit alldessen, was hier folgt nicht sicher überzeugt bin:
Ich habe die besagte Freundin wegen ihrer Eheschließung gefragt und erinnerte mich just, als ich sie fragte an eine andere Freundin mit einer recht kuriosen Geschichte. Aber erst das weniger Kuriose:
Sie habe das Gefühl gehabt, dass der richtige Moment dafür dagewesen sei. Ist die Ehe nicht ein besonderes Versprechen, das man einander gibt? Und hat dieses Versprechen nicht etwas Wesentliches zu bedeuten? Vor lauter Konventionen wie etwa teure Traumhochzeiten, Kleider, Musik, Hochzeitsreise, Romantik der Klischees, sieht man eigentlich das Wesentliche nicht mehr, verliert es aus den Augen wie den Wald vor lauter Bäumen^^
Das Wesentliche ist das Versprechen; alles andere sind Rahmenbedingungen oder wirklich nebensähliche Erscheinungen, an denen man sich aber verfangen kann wie in einem Gestrüpp, in das der goldene Ball geflogen ist, den man wieder heraus holen möchte. Irgendwann ist man durch die Dornen zerkratzt, zerschunden, hat Schmerzen und Stacheln stecken unterschiedlich tief im Fleisch, unter der Haut, dass man schon fast auf den Ball verzichten möchte. (Das stammt aber jetzt von mir)
Für die Freundin war der richtige Augenblick wichtig. Und sie meinte, hätte sie diesen nicht wahrgenommen, wäre die Beziehung in eine Routine des «wir heiraten irgendwann» gerutscht. Dann könne man auch ewig die Hochzeit vorbereiten oder neue Gründe finden, warum der Termin verschoben werden muss oder warum es im Moment nicht passt oder nicht so günstig ist.
Denn schließlich geht es ja nicht um die Hochzeit, sondern um die Eheschließung und damit um die Ehe selbst. Mich brachte das auf die Idee, dass eine Partnerschaft in einer festen Bindung sich nur dann wirklich "lohnt", wenn das Leben mit den Zielen und Idealen als ein gemeinsames Projekt von beiden verstanden wird. In einer stark individualisierten Lebensweise existiert meistens dieses Projekt nicht. Was soll Ehe da noch sein? Ein Versprechen: «Ich will mit dir und nur mit dir Sex haben und Kinder zeugen»?
Es ist schon ein sehr starkes Zeichen von Entfremdung, wenn man unterschiedlichen Berufen nachgeht und nur noch die Aufzucht der Nachkommenschaft gemeinsam regelt und nur die "Freizeit" miteinander verbringt, wie es eigentlich als die übliche Lebensform dargestellt wird. So werden Familie und Privatleben fade und langweilig. Ohne ein gemeinsames sportlich zu verstehendes Lebensprojekt kann jeder seiner eigenen Wege gehen. Klar kann man dabei auch die unterschiedlichsten Variationen leben, zusammen wohnen, gemeinsam Urlaub machen, was auch immer. Aber einen goldenen Ball sehe ich nicht. Ohne ihn lebt man in der Matrix.
Und das Kuriose: Ich hatte eine gute Freundin, die geheiratet hat, um ihre langjährige Beziehung zu komplettieren und zu beenden. Sie sagte: «Ich musste ihn heiraten, um mich dann von ihm trennen und scheiden lassen zu können, sonst wäe der Weg nicht zu Ende gegangen gewesen.» Okay^^

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Laut Henkel ist der 1. Mai keine politische Veranstaltung mehr und deshalb will er dort keine 1. Mai Feier, doch auch Ausschreitungen sind sicher nicht gewollt- soll der 1. Mai also einfach Kraft der Wassersuppe verboten werden? Darf er das?

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Laut Uri kann an Weihnachten und in der Vorweihnachtszeit zu exzessivem Konsumverhalten kommen, was der Gesundheit und dem Geldbeutel schadet. Bei familiären Treffen unter einem brennenden Weihnachtsbaum gibt es auch immer wieder Streitigkeiten und böses Blut. Damit spricht einiges dafür, dass Weihnachten abgeschafft werden sollte. Von Silvester und dem Lärmterror ganz zu schweigen. Es gibt immer wieder schwer verletzte, Haustiere werden verängstigt und es kommt zu sexuellen Übergriffen.
Also gehören Weihnachten und Silvester abgeschafft. Jeder Mensch kann dann seiner gewohnten Arbeit nachgehen und sein normales, redlich verdientes Abendbrot nach Feierabend genießen und sich im Fernsehen Werbung und Unterhaltungsshows anschauen. Jauch bildet sogar. Man findet auf Fragen Antworten, die man sich im Leben nie gestellt hätte.
Aber wen juckt's?
Erst mit der nötigen Keule in der Hand werden die abstrusesten Forderungen wahr. Wir leben nun in einer Phase des gesellschaftlichen Deliriums.

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Erst hatten wir den Koffer als ein Utensil der Reise, des Unterwegsseins, der Migration, dann den blauen Stuhl als Möbel gewordenes Hoffnungssymbol, angelehnt an die blaue Blume der Romantik, dann Blue Moon und bald geht es postdramatisch weiter, aber das Motiv steht nicht fest...

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Das Thema aber schon^^ Der HÖLDERLIN-KOMPLEX. Die Equipe des ersten Films und eigentlich schon der zweiten Stufe der postdramatischen Aufführungen nach ein «Koffer voll Welt» existiert nicht mehr. Selbst die Truppe der dritten Stufe (Blue Moon) hat sich zur Hälfte verabschiedet. Das Ensemble eines freien Theaters hat zwangsläufig eine recht hohe Fluktuation. Dennoch hat die Vorbereitungsphase für den HÖLDERLIN-KOMPLEX bereits begonnen. Hier aber zunächst als ein Etappenabschluss, der nach dem Blauen Stuhl stattgefunden hat, der Film von Gero Schneider:
https://youtu.be/ieSGsAmo_nQKlugdiarrhoe’s Video 136792176825 ieSGsAmo_nQKlugdiarrhoe’s Video 136792176825 ieSGsAmo_nQ
Blau sind Blume, Planet und Stuhl, blau die Augen, der Blick, die Sicht, die Nacht, eine fensterlose Nacht, in der jemand mit dem Kopf durch die Wand will - immer und immer wieder, schlaflos auf den Fixstern zu, der doch irgendwo in einer anderen Galaxie - in einer anderen Glaxie? der doch irgendwie und irgendwo auch eine Sonne ist, eine, die den hiesigen Tag nicht erhellt, die Sinne nicht, das Herz nicht erwärmt - kalt und teilnahmslos wartend auf das Zerspringen der Schädeldecke, bis die Zellen ergrauen und blauäugig die Liebe regiert ohne Thron, Krone und Zepter; das Auge ein Reichsapfel und blau sind Blume, Planet und Stuhl, blau die Augen, der Blick, die Sicht, die Nacht...
Aber ich frage mich noch, ob es nicht traurig ist, wenn die Liebe nur blauäugig regiert aber eigentlich ständig mißbraucht und verraten wird. Man kann es nicht verstehen. Man kann es nicht begreifen:
Ophelia: Ich bin tot. Und die feuchte Stille ist die Hölle. Wie soll ich schmoren?
Fischiger Moder. Die schönste Wasserleiche sagen sie. Rosenduft und
Rosmarin. Todesmoschus, sage ich, unbefleckte Monatsbinden riechen so!
Hackfleisch und Wasser und eine Gärzeit von Monden, in der ich an Hamlet
dachte und dachte wie mir geheißen: Ich bin ein dummes Ding! Wer steht
dort so still und steif zwischen den Wassern?
Ophelia: Habe ich denn eine Chance?
Hermes: Nein. Ich glaube, du willst es nicht wahrhaben. Ich kenne die Hoffnung:
Begreifen! Einfach nur noch einmal begreifen! Wenn man einmal nur den
Grund wüßte, wenn man nur sagen könnte, warum! Aber es macht nichts
Erträglicher!
Ophelia: Du lügst! Du bist nur ein schwarzes Nichts, ein sprechendes Vakuum!
Wispern zwischen den Wassermolekülen nicht einmal Algen gibt es hier!
Hamlet wandte sich ab von mir! Er schwor mir seine Liebe, seine ewige
Liebe, seine verbriefte Liebe! Ich hielt das Papier zwischen den Fingern
und ...
Hermes: Und?
Ophelia: Und übergab den Brief meinem Vater!

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So sauer wie ich bin verpasse ich mir selbst einen Gedankenstrich^^

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Im Mittelalter diskutierte man, ob die Tiere auch eine Seele haben und unterschied zwischen Geist und Seele und sprach ihnen mal Seele zu und dann halt mal in der Gegenposition nicht. Ich bin davon überzeugt, dass es Menschen in der Gegenwart gibt, die einem die Diskussion erneut aufzwingen, aber dieses Mal in Bezug auf Menschen. Meine Frage ist angesichts dieser Bilder, ob es auch Menschen ohne Geist und Seele geben kann!
So sauer wie ich bin verpasse ich mir selbst einen Gedankenstrich

Du meinst ich sollte die Antworten altmodisch mit nem Stift auf (Klo) papier schreiben? :D ich lese da unterschwellige Ungehaltenheit heraus.

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Nein, gar nicht ungehalten. Kannst du dein Gerät, was du im Bus verwendest, nicht mit aufs Klo nehmen? Ich habe meine besten Einfälle dort.

Bin auf Senden gekommen :( schreibe im Bus :/ nun, ich sehe es leider wie Brecht, sonst wäre alles ok

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Warum beantwortest du meine Fragen im Bus und nicht auf dem Klo?! Da würde dir so etwas nicht passieren!
Liked by: Tanja Lübbers Ruu

Was sind Gründe für eine Eheschließung?

Es gibt ja die Totalspießer, die als Grund so etwas wie die günstigere Steuerklasse vorschieben, verdienen schon so viel Geld, dass sie überlegen müssen, wie sie steuern sparen können, machen aber dann noch auf Alternativ und aufgeschlossen, unromantisch und pragmatisch, halten die Ehe für spießig und wollen doch irgendwie aus einem inneren Drang heraus heiraten.
Ich kann so einen Schwachsinn nicht ertragen! Aber das betrifft die junge Generation heute nicht so wesentlich. Ihr seid alle Digitalnativs und nicht die Generation , die von von den Alt-68ern zum Querdenken erzogen wurde, also von Menschen, die meine Lehrer waren, obwohl einige von ihnen wirklich gut waren und ich euch auch solche Lehrer wünschen würde, wenn ich Schule nicht absolut daneben fände.
Es sind meistens Leute um Jahrgang 1945 und etwas später. Die Studentengeneration der späten 60er eben.
Ich selbst habe nur aus Lust und Laune geheiratet, obwohl die erste Ehe schon am Hochzeitsabend von meiner frisch angetrauten Herzallerliebsten als gescheitert angesehen wurde: «Mit dir ein ganzes Leben? Das kann ich mir nicht vorstellen», sagte sie. Ich selbst hatte noch keine Meinung zu all den Dingen und fand es irgendwie recht einsam, mit Frau und einem Baby von der Hochzeitsgesellschaft verlassen in einer kleinen Miniwohnung zu sitzen. Eigentlich war mein Traum, Berufsrevolutionär zu werden.
Wie man aber unschwer erkennen kann, war diese erste Ehe nicht frei von bürgerlichen Zwängen: Ein Schwiegervater, der einem den Spruch reingedrückt hatte: «Vater werden ist nicht schwer/Vater sein dagegen sehr!»; die eigenen Eltern, die keine Zeit für die Hochzeit hatten, weil sie arbeiten waren; die Freundesclique, die sehen wollte, wie ich aus diesem Dilemma nun heraus kam, weil alle ja wussten, dass ich schon quasi ein Anwärter auf das Berufsrevoluzzertum war - und nun eine Trauung. Schadenfreude und Neugier mischten sich zu einem seltsamen Gebräu: in etwa «Siehst du? Es geht einfach nicht! Sogar Uri ist eingeknickt!»
Meine Frau wollte eine Kommune, sie wusste eigentlich noch weniger als ich, warum sie geheiratet hatte.
Nach Jahrzehnten der ersten Scheidung heiratete ich ein zweites Mal - dieses Mal ganz eindeutig aus Lust und Laune, und aus einem «warum auch nicht?» heraus. Die 2.Scheidung ist nun ein halbes Jahr alt. Meine zweite Frau glaubte wohl, sie könnte aus mir in einem noblen Theater einen regelmäßigen Verdiener machen, aber als sie sah, wie es hinter den Kulissen zugeht, hatte sie keine Lust mehr auf mich und ich auch nicht mehr auf sie. Denn ein freies Theater kann man nur machen, wenn man quasi ein Berufsrevolutionär ist. Andere haben andere Gründe für eine Eheschließung, sie perfektioniert ihr Leben, glauben sie. Morgen treffe ich mich mit einer Freundin, die unlängst geheiratet hat. Ich frage sie noch mal nach ihren ganz konkreten Gründen. Vielleicht war es etwas anderes als Lust & Laune ^^

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«Wenn die Spinne denselben Naturbegriff hätte wie der Mensch, dann wäre für sie ein Stuhl Natur und ein Spinnennetz Kultur.» Würdest du mir schreiben, wann, wo und in welcher Form Brecht das geäußert hat?

Glaubst du mir etwa nicht^^ ???
Das war in Buckow, er schrieb am See einpaar Elegien und ich trank Bier dazu. Irgendwie habe ich mich über eine Spinne geärgert, die über mein Bein kroch und sein Gedicht mit den Ruderern in einem Boot fand ich auch nicht schön, ich hätte lieber etwas Heteromäßiges im Faltboot gehabt und nicht zwei nackte Männer. Überhaupt war ich meckerig an dem Tag. Da sagte er zu mir «Für eine Spinne gehörte, wenn sie den gleichen Begriff der Natur verwendete, ihr Netz nicht zur Natur, wohl aber ein Gartenstuhl.»* «Aber mein Bein ist doch wohl pure Natur, oder? Obwohl es eindeutig von einem Menschen hervorgebracht wurde!» widersprach ich. Ich fand nicht, dass alles was der Mensch so hervorbringt Kultur ist.
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*Bertolt Brecht, Prosa. Bd. 2, Me-ti/Buch der Wendungen. Ffm: edition suhrkamp, 1980. S. 517.

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