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Uri Bülbül

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Am 07. Februar im Jahre irgendeines Herrn wurde meine Mutter geboren. Nach 8 Jahren SOKRATES möchte ich auch sie nicht in diesem Monumentalwerk von einem Fortsetzungsroman postmodernster Ästhetik unerwähnt lassen. Meinen Landvermesserpapa habe ich schon eingeführt... nun kommt die Folge 510:

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Sie ließ Oberländer fahren. Erstens war sie sehr aufgeregt, auch wenn sie noch einen kurzen ruhigen Wortwechsel mit dem Theaterphilosophen hinbekommen hatte, was Oberländer eifersüchtig und gallig abspeicherte, zweitens wollte sie auf die Gegend besser achten, falls ihr Mann irgendwo auf dem Weg zum Forsthaus abgebogen oder von der Straße abgekommen war. Mit auf dem Kiesboden durchdrehenden Antriebsrädern fuhren sie los. Sie warf noch einmal einen Blick zurück auf die Villa; nur in wenigen Fenstern brannte noch Licht, aber sie konnte die Zimmer nicht zuordnen. Und schon lag die Villa auch hinter ihnen. «Ist Ihnen der Radfahrer auch begegnet?», fragte Oberländer. Trotz der kleinen Vertraulichkeit im Zimmer des Theatermenschen, der dem Kriminalassessor mehr als unsympathisch war, blieb er förmlich und korrekt beim „Sie“. «Nein, aber ein Mercedes-Fahrer kam mir entgegen und versperrte den Weg», antwortete sie. «Ach ja, den habe ich auch gesehen. Mercedes Kombi! T-Modell, älteres Baujahr. Ich habe eine allgemeine Verkehrskontrolle bei den Kollegen von der Streife in der Nähe angeordnet. Seine Personalien werden wir auf jeden Fall haben. Den Radfahrer hatte ich schon am Nachmittag mit einer jungen Dame angetroffen.» «Und Sie meinen, ich müsste ihn dann gegen Mitternacht auch antreffen?» Sie war auch wieder förmlich. Im dunklen Wald, sie beiden allein im Auto – da wollte Frau Richterin wohl keine allzu große und missverständliche Vertrautheit aufkommen lassen. Oberländer war ein wenig enttäuscht. «Nein, nein, ich habe ihn kurz vor der Villa auch wieder gesehen», erwiderte er. «Ein seltsamer Vogel! Wie aus der Vergangenheit!» Statt einer Antwort stieß die schöne Richterin einen Schrei aus: «Vorsicht!» Oberländer hatte die Rücklichter des Wagens, der plötzlich vor ihnen aufgetaucht war, auch gesehen und sofort reagiert. Es war ein alter grüner Borgward Isabella; die Farbe nahmen die beiden gar nicht richtig wahr. Oberländers schnelle Reaktion hatte einen Auffahrunfall verhindert: «Verdammt! Wo kommt der denn plötzlich her!», rief er wütend und auch um seinem Schrecken Luft zu machen, während er wütend hupte, die Sirene und das Blaulicht einschaltete, was er auf das Dach seines zivilen Fahrzeugs durchs Seitenfenster magnetisch heftete. Anstatt zur Seite zu fahren und den Weg freizugeben oder wenigstens zu beschleunigen, blieb der Borgward stehen. Die Scheinwerfer leuchteten nun in den Innenraum des Oldtimers, und sie konnten sehen, wie eine Frau am Steuer wild gestikulierte und schimpfte. «Ich mach das schon!», sagte die Richterin und sprang aus dem Wagen. Auch die Fahrerin des Oldtimers hatte die Tür aufgemacht, um auszusteigen, aber Caroline Blank war mit einem Satz schon bei ihr. «Polizei im Einsatz! Würden Sie bitte den Weg frei geben, wenigstens so, dass wir an Ihnen vorbei kommen?» «Sie verraten mir erst einmal Ihren Rang und Ihre Dienststelle, stellen sich ordentlich vor und ich fahre 100m weiter, dort ist eine kleine Einbuchtung...

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Am 07 Februar im Jahre irgendeines Herrn wurde meine Mutter geboren Nach 8

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Seit Tagen beschäftigt mich die Frage: Wer spricht eigentlich in Friedrich Nietzsches "Trunknem Lied", nachdem der Mensch ermahnt wurde: «O Mensch! Gib acht!» Ich werde meine Interpretation schon preisgeben! In SOKRATES aber gibt es eine kleine Überraschung für den Theaterphilosophen. Folge 509:

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«Ich habe übrigens Ihr Buch „Die Paradiesologie“ gelesen. Darüber unterhalten wir uns einmal ganz in Ruhe und ausführlich. Auch mein Mann wird Interesse daran haben, davon gehe ich fest aus.» Der Theaterphilosoph widersprach zaghaft: «Ich… ich habe die Paradiesologie nicht geschrieben.» Die Richterin lächelte warm: «Manche Bücher schreiben sich wie von selbst. Und das Ich ist nur ein Avatar unseres Selbst! Drücken Sie mir die Daumen, dass ich meinen Mann bald finde und es ihm gut geht!» Der Theaterphilosoph machte eine entsprechende Geste zu dieser Aufforderung, wirkte dabei hilflos zwar aber darin wieder auch sehr freundlich. So verließen die schöne Richterin und Markus Oberländer, dem eine warme Welle durch den Körper bei der Berührung seines Armes durch Caroline Blank zog, das Haus und fuhren mit Oberländers Dienstwagen eiligst davon. «Ich werde mich jetzt um den Welpen kümmern. Der junge Mann, der ihn so gerne bei sich haben wollte, scheint es nicht zu tun», sagte Else @Erwachsenenstammtisch. Auch Uri Nachtigall schien seelisch wohl sortiert zu sein. Die Verwirrung war von ihm gewichen. Nur Ben @Gedankenkammer war voller Ahnungen und mit diesen eigentlich wieder allein. Was kam mit Rufus auf sie zu? Das beschäftigte ihn. Sollte sich doch die neue Chefin um Wolfi kümmern. Was kümmerte ihn das? Kurz darauf war der Theaterphilosoph allein in seinem Zimmer, allein mit sich, mit der Paradiesologie, mit der Erinnerung an das hübsche Lächeln der Richterin, die trotz ihrer Beunruhigung noch so herzerwärmend sein konnte. «Was hat es mit diesem Uri Bülbül auf sich?», fragte er sich. Auch der seltsame alte Mann im Speisesaal, der sich besonders lebensaktiv und galant geben konnte, hatte ihn erwähnt. Hatte womöglich Uri Bülbül die Paradiesologie geschrieben und des Theaterphilosophen Identität dazu benutzt? Er musste sich über seine eigene Situation erst einmal Klarheit verschaffen. Er wurde aus seiner immer weiter in eine andere Welt gezogen. Ganz offensichtlich in eine, die nicht ganz harmlos war. «Ich werde abreisen, ich werde nach hause fahren, ich werde einfach wieder in meinen Theateralltag zurückkehren», sagte er sich und ließ sich dadurch klar werden, dass es durchaus etwas gab, was ihn in der Villa hielt. Ayleen hatte ihm die Villa ja nicht umsonst empfohlen, aber da spürte er auch schon, dass er sich selbst belog; denn seine vertraute Freundin hatte ihm nicht die Villa an sich empfohlen, sondern Doktor Parranoia, der wiederum nicht auftauchte. Statt seiner wurde eine neue Sanatoriumsleiterin bestallt. Auf Uri Nachtigall wirkte die neue Leiterin vertrauenerweckend. Bevor er abreiste, sollte er seine Angelegenheit mit ihr in Ruhe besprechen. Sie konnte ihm vielleicht auch wichtige Informationen geben, die sie erhielt, gerade weil sie neu im Amt war und was man bei dem früheren Anstaltsleiter als selbstverständlich voraussetzte und worüber niemand zu sprechen auf die Idee kam.

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Wie oft sollte man jemandem verzeihen, bevor man ihm endgültig den Rücken kehrt?

Kommt darauf an! Wenn er versucht hat, mich zu erstechen, würde ich ihm gar nie den Rücken kehren ^^

Die Hölle mag zufrieren und die Grünen auf blinden Aktionismus verzichten, ich aber werde niemals, niemals, wirklich niemals…

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Hey Ronald Atomic Pepper! Jetzt habe ich auch einen Namen für dich. Mach Trade Mark daraus! Sag niemals nie... heißt es doch so schön, gilt das auch dafür, dass man niemals niemals sagen sollte? Ich habe einen Professor in Philosophie in Stuttgart gehabt, und wir begegneten uns in Bonn an der Universität wieder. Er war ein ausgezeichneter Nietzsche-Interpret. Von ihm habe ich eine Menge gelernt. Ich bin und bleibe ein Bewunderer seiner Arbeiten, nun aber bewundere ich eine Arbeit von ihm, der ich widersprechen muss. Sag niemals, dass Bewunderung und Gegenposition sich ausschließen! Machen wir mal aus deinen Sätzen in der Frage eine ordentliche Implikation der dritten Art: Hölle gibt es nicht, und Aktionismus ist immer blind! Also kombiniere ich messerscharf: Wenn die Hölle zufriert, werden die Grünen auf blinden Aktionismus verzichten. So wird aus einem Pleonasmus eine contradictio in adjecto: Dann betreiben die Blinden nur noch grünen Aktionismus! :)))
Alter Mann lacht über seine eigenen Witze am lautesten, weil andere ihn schon nicht mehr verstehen, deshalb: :)))Eigentlich ist doch diese Antwort mit deiner Frage kombiniert schon wieder ein Gedankenstrich und muss in das Gedankenstriche-Buch! Die Urheberrechte in einem Interview verteilen sich 50:50! Da ohne eine (gute) Frage, es keine Antwort gäbe! Ich habe mal vorsichtshalber das Adjektiv etwas in Parenthese gesetzt. Aber schau dir mal meine bröckelnde Rhetorik an: ...etwas in Parenthese gesetzt... «etwas» als quantifizierendes Adverbium: bitte nur eine Klammer am Anfang und eine am Ende der Umklammerung! Klammern Sie Ihre Aussage nur etwas ein, nicht zu sehr! Ja, wo geht es denn da zur Kreuzigung? Dort links; hier geht es zur Steinigung! Danke schön! So geht ein Minidramulett! Die Grünen wurden aus verschiedenen Strömungen ein parlamentarischer Strom und im konsequenten nächsten Schritt kanalisiert. Ich habe gestern einen Kugelschreiber geschenkt bekommen als Mitbringsel aus dem Kalle-Haus in Trier und viele Postkarten mit Merksätzchen für angehende linksradikale Reformer... Ich mache Dir ein Foto, damit du es mir glaubst! Der Kugelschreiber, damit ich meine romantischen Thesen radikalisieren kann: «Von der Blauen Blume zur roten Nelke - Die Radikalisierung in Uri Bülbüls Rhizomatischen Transzendentalphilosophie. Eine Bachelor-Arbeit für jedwedes zukünftiges Philosophiestudium». Ja, es gibt, Leute, die denken an mich, wenn sie das Karl Marx Haus besuchen; sie wissen eben noch nicht, dass ich es besser fände, wenn sie mit mir statt an mich dächten! Das ist die nächste Stufe der evolutionären Entwicklung vom Menschen zum Neuen Menschen! Merkst du Lenins Einfluss auf mich? Der Mensch ist etwas, was überwunden werden muss! Nein, ist nicht von Lenin, auch nicht von Sloterdijk, habe seine «Regeln für den Menschenpark» im Regal, ist vom guten Friedrich, dessen Trunknes Liedchen von meinem Prof anders interpretiert wird als von mir und es geht um die Frage: «Wer spricht in direkter Rede?»

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Sind Namen Schall und Rauch? Oder nur Schall oder ist Nomen Omen? Die schöne Richterin ist von einer Ahnung beunruhigt und umgetrieben - sie will schleunigst ihren Mann finden. Was erwartet sie und uns im finsteren Forsthaus in noch finstererem Wald? SOKRATES-Folge 508:

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Der Theaterphilosoph aber reagierte auf den Namensversprecher: «Da! Schon wieder! Warum nennen Sie mich bei diesem Namen?» Else reagierte sehr geistesgegenwärtig: «Entschuldigung, mein Fehler! Ich bin mit den Namen der Gäste und Mitarbeiter noch nicht richtig vertraut. Sehen Sie es mir bitte nach, Herr Nachtigall.» Der Theaterphilosoph fühlte sich ein wenig schuldig und versuchte zu beschwichtigen: «Ja, natürlich. Das verstehe ich. Haben Sie Schwester Maya und Herrn Professor Dr. Parranoia abgelöst?» Der Richterin dauerte dieses Hin und Her viel zu lange. «Bitte, Herr Nachtigall, das können Sie später noch klären! Ich störe Sie in einer dringenden Angelegenheit und habe das Gefühl, es könnte Gefahr im Verzug sein. Ich bin in tiefer Sorge um meinen Ehemann Hauptkommissar Hoffmann!» Diese Information entspannte und beruhigte Uri Nachtigall schlagartig, verwunderte ihn aber zugleich auch sehr. Den Gedanken konnte man leicht erraten und bedurfte dazu keiner medialen Fähigkeit der Paranormalklasse. «Sie wollen wissen, ob Ihr Mann bei uns war?» «Ja, und wohin er gegangen ist und wie lange das her ist?» Uri Nachtigall hatte durch das Nickerchen sein Zeitgefühl etwas verloren. Seine Blicke richteten sich hilfesuchend auf Ben. Aber er wollte der Richterin auch selbst keine Antwort schuldig bleiben: «Kommissar Hoffmann war hier, wir haben uns zu dritt unterhalten und dann ist er etwas abrupt gegangen. Ich vermute, er wollte nach seinem Freund Friedhelm Förster sehen.» Im Hintergrund ging das Heulen und Weinen des kleinen Welpen weiter und hallte durch das Haus. «Hoffentlich plappert der Philosoph jetzt nicht weiter», schoss es Ben @Gedankenkammer durch den Kopf. Aber soweit hatte der Theaterphilosoph auch selbst schon gedacht und schwieg nach dieser Auskunft. «Und wann war das etwa?», fragte die Richterin. «Vor etwa einer Stunde», ergänzte hilfsbereit Ben. «Können Sie mir bitte die Adresse geben, ich muss umgehend zu meinem Mann», bat Caroline Blank, die nach der Trauung ihren Mädchennamen behalten hatte. Sie wollte es nicht allzu offensichtlich haben, dass sie mit einem Polizisten in der Behörde verheiratet war, mit der sie oft zu tun hatte. Auch in dieser Frage konnte Ben weiterhelfen: «Forsthaus im Hattinger Wald. Der Navi führt sie direkt dahin. Ist etwa zehn Minuten mit dem Auto von hier entfernt.» Da sprang auch Else hilfsbereit ein: «ich schlage vor, unser Hausmeister begleitet Sie», schlug sie vor. Aber die Antwort kam aus dem Flur: «Nicht nötig! Ich werde Frau Richterin begleiten!» Oberländer war eingetroffen. «Und wer sind Sie?», fragte Else erstaunt, ohne ihre Autorität preiszugeben. «Kriminalassessor Markus Oberländer», stellte sich dieser kurz und korrekt vor. «Was ist das für ein Gejaule im Haus?», fragte er sofort anschließend. Aber bevor jemand antworten konnte, zog ihn Caroline Blank am Arm fort: «Los, Markus! Lassen Sie uns keine Zeit verlieren.» Dann aber wandte sie sich noch einmal an den Theaterphilosophen.

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Wenn dein Ex dich 2 Jahre nachdem er per SMS Schluss gemacht hat anschreibt und fragt wie es dir geht und du nur denkst „na,haste wohl nix Besseres gefunden?“

...ist diese Frage völlig berechtigt. Aber im Grunde ist mit dieser Frage, die sich einem ja förmlich aufdrängt nichts ordentlich geklärt und beantwortet. Wir bewegen uns in Oberflächlichkeiten von Beziehungsgeflechten. Um in das Menschliche vorzudringen, müssten wir mehrere Dinge beachten: was war das vor zwei Jahren für eine Beziehung, die per SMS beendet wurde? Wie hatte sie sich entwickelt? Wie lange hatte sie angedauert? Welche Mißverständnisse hatte es damals gegeben, Fehlerwartungen? Hoffnungen? Was genau stand in der SMS? «nix Besseres gefunden» ist selbst sehr oberflächlich - ebenso sehr oberflächlich vielleicht, wie per SMS Schluss zu machen. Die Zahl 2 sagt gar nichts aus: es hätten auch drei, fünf Jahre sein können oder nur ein halbes, oder? Oder hättest du nach fünf Jahren ein Gewicht in deiner Frage gespürt: «na, haste wohl nix Besseres gefunden?» Wäre die Vergeblichkeit der Suche und deine Genialität und Einmaligkeit dann deutlicher? In einer Gedankenwelt, in der alle Werte so wohl geordnet scheinen, lassen sich leicht solche Fragen formulieren. Ist eine Welt, der ich nie angehören möchte. Ist mir zu geistlos! Seelenlos! Alles Schminke, aufgeklebte Wimpern, Tatoos, aufgeklebte Fingernägel, antrainierte Muskeln usw. usf. Das Leben ohne Leben spielt sich an der Oberfläche ab, aber diese Oberfläche ist hauchdünn!

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Gedankenstrich 16 - kulturphilosophische Betrachtungen

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Ich variiere den Satz aus der Antwort an Simona: Und wunderbar fügt sich Sein um Sein zu einem kosmischen Bild zusammen. Und eines sticht klar hervor: es gibt beseeltes und unbeseeltes Sein, ersteres lebt, letzteres nicht. Ich halte es nicht für pragmatisch gegeben, allem Sein Beseeltheit zuzusprechen. Denn die Seele ist das Besondere des Lebens, wo die Seele entweicht, stirbt die Materie. Seele und Leben sind eins. Die Sprache, in der ich diese Dinge formuliere, erweckt zum einen Inhalt, also Bedeutung, die Intension der Aussagen; sie erweckt aber auch Widerspruch und Assoziationen zu neuen Bedeutungen und zu Variationen der gegebenen Intension, aber auch Möglichkeiten, die gegebene Intension anders und womöglich mit anderen Worten besser zu formulieren. Das alles ist das Geschäft der Philosophie. Das macht ihre Tradition aus, ihren Alltag, prägt Gepflogenheiten und Verhaltensmuster, verleiht den Menschen, die sich damit beschäftigen oder die Philosophie selbst betreiben ihren Habitus. Natürlich gibt es noch viel mehr philosophische Tätigkeiten, ich habe sie nicht alle aufgezählt. Selten geht es mir um Vollständigkeit, dazu habe ich viel zu großen Respekt vor der Komplexität und Vielfalt der Möglichkeiten. Aber zurück zur Antwort an Simona, die höchstwahrscheinlich Kant und dessen kategorischen Imperativ hören wollte. Das stört mich etwas an Simona: sie stellt oft Fragen, die den Beigeschmack der Geschlossenheit haben. Sie möchte auf etwas bestimmtes hinaus. Die Welt aber soll sein, alles, was der Fall ist, ich aber ich kenne und sehe auch Unfälle. Ich hätte nach meinem Dramulett, in dem Ophelia mit Hermes auf dem Weg in die Unterwelt ist, ein weiteres mit Hamlet und Hermes schreiben müssen. «Vergiftet die Degenspitze! Vergiftet der Wein als Siegestrunk! Es ist etwas faul im Staate Dänemark, dass so viel Gift fließen muss wie es Blut in den Adern schier nicht gibt. Ich stach ihn nieder den ministerialen Lump, dessen Tochter ich fast gefeit. "Ihr seid von Sinnen, edler Prinz", sagt er, will mich für verrückt erklären und Hermes fragt: «Warum erzählt ihr mir das alles? Öde Geschichten! Der tanzende Stern verlischt zwischen den Beinen einer Frau. So ist der Lauf der Welt, der Fluss der Dinge! Gegenüber dem Leben ist die Vernunft machtlos. Mach dir Gedanken, so viel du willst, grüble den ganzen Tag! Am Ende ist es schöner in einem Saufgelag'!» Das könnte ich meinem Hermes, der die Seelen der Toten in den Hades begleitet, bis er sie am Fluss Styx Charon, dem Fährmann, übergibt. «Ich höre ein leises Plätschern und Knarren… aber nichts regt sich!», sagt meine Ophelia. Was bleibt hier zu tun übrig? Irrtümer können zu Endgültigem führen. Die Spekulationen der Seelen der Verstorbenen sind doch nur Literatur, weil das Leben nie enden will; alle Lust will Ewigkeit. Doch was soll nun die «tiefe, tiefe Ewigkeit» sein? Was hat das Attribut 'tief' im Zusammenhang mit Ewigkeit zu bedeuten? Eine Lustethik sollte auf diese Frage eine Antwort wissen.

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Gedankenstrich 15 - kulturphilosophische Betrachtung in mehreren Teilen. Teil 2:

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Anfang der 1980er Jahre, die Welt steht am Abgrund, und es ist ein sowjetischer Oberst, der nicht richtig funktioniert, menschlich handelt und nicht den Atomkrieg auslöst!
Einen Friedensnobeldelanoblessepreis haben andere bekommen! Der Grund dafür ist ein kultureller: uns fehlt ein jegliches Gefühl für eine positive Lebenskulturphilosophie. Unsere Ansichten hierzu erschöpfen sich in «schöner wohnen»! Und dementsprechend fallen auch deine Äußerungen zur Freiheit aus. Freiheit und Sicherheit sind nicht zwei Seiten einer Medaille, soweit wirst du, glaube ich, mir zustimmen; denn das andere hätte uns Ronny beigebracht. Freiheit und Sicherheit sind eins: so verstehe ich auch deine Magnetmetapher. Wir können es zerteilen, wie wir wollen, selbst die Elementarmagnetchen bleiben bipolar. Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit - nicht in jene, was Menschen konventionell für notwendig halten, denn das ist eben nicht frei, sondern was das Leben für Vitalität und Wachstum benötigt. Notwendigkeit kann ich auch im technischen Sinne beschreiben: wer Motorrad fahren will, muss, es anlassen und damit fahren können. Die Fahrerlaubnis sei mal als Konvention dahin gestellt. Aber wer ein Motorrad nicht bedienen kann, nicht weiß, wo die Kupplung ist, die Bremse, die Gangschaltung, wer nicht Zweirad fahren kann, hat die Freiheit nicht, Motorrad zu fahren. Erst kommt das Erlernen der Technik, was der Einsichtgewinnung in die Notwendigkeiten gleichkommt. Dann kommt die Freiheit zur Fahrt. Mit allem in der Welt und im Leben ist es so. Wer die Regeln der Welt, der Natur, des Lebens, des Universums nicht versteht, bleibt restringiert und dementsprechend beschränkt, was der Freiheit im Wege steht, wie den Tigern in deinem Beispiel das Gehege. Eines haben Tiger und Häschen gemein: sie sind im Gehege unfrei, aber das Häschen passt vielleicht unter dem Zaun durch und dreht den Tigern eine Nase, wenn es die Notwendigkeit erkennt, Einsicht zeigt, wie Entkommen funktionieren kann ;) Wenn es aber panisch vor Angst erstarrt, wird das Problem größer. Freiheit, Einsicht in die Notwendigkeit und Angst schließen sich aus. Die Angst verstellt uns den Blick und macht uns zu Opfern und Sklaven. Die erste Einsicht zur Befreiung ist also die Überwindung der Angst, die sich im Kopf abspielt, indem man sich ausmalt, was alles passieren kann oder unweigerlich passieren wird. Gefahren sind äußerlich und tatsächlich vorhanden, aber wie heißt es so schön: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt! Auch hier geht nichts über die Erkenntnis. So ist auch «Einsicht» gemeint. Sie ist nicht die Beugung des Subjekts vor der normativen Kraft des Faktischen, sondern das Verstehen, das benötigt wird, das Faktische zu überwinden und neue Fakten zu schaffen. Ein bißchen war das Versprechen des Marxismus so, dass das Verstehen ökonomischer Regeln zur Einsicht und diese wiederum zur Freiheit führen sollte. Aber die Welt ist tief, tiefer als der Tag gedacht, weshalb die marxistischen Scholare elendig scheiterten.

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Gedankenstrich 14 - kulturphilosophische Betrachtung in mehreren Teilen. Teil 1:

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Ich schreibe an «Muskottchen» @Schlagtot, der die Freiheit genauso begreift und definiert, wie ich nicht anders kann, als zu widersprechen, im Zusammenhang ob jemand exakt dieselben Gedanken in derselben Sprache sogar mit dem selben Dialekt ausdrücke wie ich, weil ich ihn verdächtige, dass er mir eine Reinkarnationsreligion unterjubeln oder unterstellen will:
«Nun sammle ich deine Namen. IN FRAGRANTI - du hast mich mit der Katachrese der sprechenden Gedanken erwischt! Du holst den Straßenphilosophen aus der Gosse auf die Königstraße, wo das germanistische Institut residiert; Doch die Königstraße ist kein Königsweg! Ich sehe andernorts das BLAUE PALAIS!»
Ich spiele mit dem Gedanken, wie es wäre, wenn ich durch meine Spinnereien… äh… Spielereien! Hölderlin am nächsten käme von allen, die versucht haben, ihn zu verstehen. Hölderle und ich Urile, der Hölderling, philosophieren in derselben Frequenz in der Vierten Dimension! Schwäbelnd begreifen wir, was uns ergreift. Hölderle und ich! Obendrein habe ich meine Kindheit und frühe Jugend in Waiblingen verbracht; Waiblinger hieß der Dichter, der Hölderlin im Türmchen immer mal besucht hat! Alles deutet daraufhin, dass ich Hölderling bin und IN FRAGRANTI alias Muskottchen alias Max Melley alias Señor Granolor mir auf die Schliche gekommen ist. Ein Satansbraten dieser @Schlagtot mit tausend Namen, alle Trademarks! Er definiert also Freiheit, dass ich sofort den Hölderlinghammer schwingen muss:
«Freiheit oder Sicherheit? Was kommt zuerst?
yihab54326
Muskottchen™
gestern
Sicherheit ohne Freiheit ist ein Leben in Einzelhaft, Freiheit ohne Sicherheit ist der Hase im Tigergehege. Beides nicht ganz so toll bzw. ziemlich gleich kacke, oder? Welcher Pol ist bei einem Magneten wichtiger?
Zuerst kommt die Nukleare Interkontinentalrakete, dann ziehen Freiheit und Sicherheit automatisch mit ein. Hat Ronny mir so beigebracht!» https://ask.fm/Schlagtot/answers/170165854620
Was schreibt er da? Freiheit ohne Sicherheit sei der Hase im Tigergehege? Ja, Potzblitz, da geht zum Donnerwetter der Schwabe mit mir durch bis nach Tübingen über Waiblingen und wieder zurück in den Pott, wo nichts mehr kocht, ja hol mich doch der Waiblinger! Okay, ich fasse mich, hole tief Luft und formuliere alles mal ganz sachlich, für mein Muskottchen fein:
Liebes Musskottchen,
schätze deinen Zynismus, der den der Welt wiedergibt: so manch ein westlicher Fanatiker, der einfach von Freiheit schwafelte, Geld, Konsum, Glitter und Glitzer, Neonlicht, Glücksspiel, Konsumwahn kurzum: Las Vegas meinte, hatte den ehrgeizigen und schier genialen Plan: die Sowjetunion und ihr Imperium totzurüsten. Wenn du von «Ronny» sprichst, meinst du doch nicht etwa Ronald Reagan, an den ich sofort denken muss, der mit seinen Militärs solche Sprüche klopfte wie, dass man mit den Pershing II Raketen dem sowjetischen Huhn den Kopf abschlagen könne? Starwars-SDI-Pläne entstehen...
https://youtu.be/5Uidc27Ff4MKlugdiarrhoe’s Video 171161081273 5Uidc27Ff4MKlugdiarrhoe’s Video 171161081273 5Uidc27Ff4M

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Gedankenstrich 13

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Ich bin Diogenes im Fass oder im Garten des Lüste, lasse Platon Akademiker und Kant Universitätsprofessor sein. Mein Reich ist nicht von dieser Welt! Dabei bin ich alles andere als ein Lebensverneiner oder ein Verächter des Leibes. Ebendarum kann ich kein Karrierist sein oder Selbstverleugner! Die von Nietzsche gerügte christliche Jenseitigkeit ist mir fern. Lass uns was trinken, was singen, was selig sein, denke ich mir mit den Worten eines deutschen Poeten zu Gitarre, den ich den munteren Poeten des Fleischlichen nannte, zu Studienzeiten, als ich seine Ballade von der Buckower Süßkirschenzeit interpretierte. Mein Professor kommentierte meine kleine Arbeit «Sie kommen aus einer dogmatischen Schule!»
https://www.youtube.com/watch?v=P91Ns0ORJQsKlugdiarrhoe’s Video 171159343801 P91Ns0ORJQsKlugdiarrhoe’s Video 171159343801 P91Ns0ORJQs
«Ich möchte Ihnen ein Geschenk machen», sagte er und holte ein Buch aus seinem Bücherregal, «vielleicht lockert Sie das ja ein wenig auf». Mit diesen Worten drückte er mir «Panter, Tiger & Co» in die Hand. Ich hatte «Rheinsberg» gelesen, so verliebt und so weit von meiner Geliebten weg, dass ich mich sehr über das Geschenk freute. Ich habe erst viel später begriffen, dass mein Professor «nur» die Stelle eines Honorarprofessors bekleidete und gehört, dass er sich von der Universität abgewandt hatte und um «besser mit Menschen arbeiten zu können», Heilpraktiker wurde. Sein Aufsatz für moderne Lyrik hatte mich sehr gefesselt. Nun habe ich mich auch in einer Heilpraktikerschule für Psychotherapie angemeldet. Fünfunddreißig Jahre später! Für mich hat Lyrik ihre Sprachmagie nie verloren, doch scherzte ich bei einem Hundespaziergang vor wenigen Tagen: «Ich kann mir kein Elektroauto von Tesla leisten, ich schreibe nur Gedichte!» Gedichte, die nicht einmal elegisch werden, möchte ich hier ergänzen. Mir saß der Schmerz zwischen Brust und Bauch, drückte die ungeheure Trauer auf den Solar plexus, kein Schreien half beim Erwachen, keine Träne vermochte ich zur Befreiung vergießen, ich war seelisch paralysiert. Es musste wohl eine kosmische Strafe sein, die ich zu durchleiden hatte, um zu begreifen, wie sehr man - oder muss ich tatsächlich schreiben «wie sehr ein Mann»? an der Sein-Schein-Dialektik leiden kann. Ich erfuhr am eigenen Leib, wie es sich anfühlt, der innigst und leidenschaftlichst Geliebten nicht mehr zu vertrauen, obwohl man es so gerne möchte und bereit ist, alle Zeichen zu Hirngespinsten zu erklären, die sich einem mehr und mehr unübersehbar und unleugbar aufdrängen. Ihr ganzes Sein baut auf Schein! So kam es mir zumindest vor; umso weniger konnte ich vertrauen, je mehr ich liebte. Ich befand mich in einer paradoxen Falle. So wird die Liebe zur Dialektik, zum Zwang, zu Paranoia, zu einem dramatischen Eifersuchtsmord mit der Frage: hast du schon zu Nacht gebetet, Desdemona? Und das Fatale an der Paranoia ist, dass es zwei Opfer gibt. Der Paranoiker bringt den Menschen um, den er im wahrsten Sinne des Wortes wahnsinnig liebt, und der andere stirbt in Ahnungslosigkeit. Eine Liebestragödie.

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Gedankenstrich 12

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Ich will mich nicht in Historizismen verlieren. Schlimm und schwer genug die aktuell erlebbaren Lebenslabyrinthe. Da fragt mich Simona, die eine links-aufklärerische Position auf ask.fm einnimmt und auf Fragen und Probleme der globalen Politik aufmerksam zu machen sucht, während ich dabei bin, meiner Romanfigur den Satz in den Mund zu legen «Das Ich ist ein Avatar unseres Selbst»:
Wie lautet deine moralische Hauptregel und von wem ist sie inspiriert?
Simona ⁽⁽⁽i⁾⁾⁾ @simonalein_
Meine moralische Hauptregel lautet: Lebe deine Lust und finde das Leben! Sie ist von der Idee des Universellen in Ableitung von Hölderlins Poetik inspiriert. Und wunderbar fügt sich alles Stein für Stein zu einem kosmischen Bild zusammen. Diesen Satz werde ich noch variieren. Da gibt es in meinem Kopf nun die zu reflektierende Information, dass für Friedrich Nietzsche Hölderlin eine lebensbegleitende Lektüre war. Die Fäden, die sich in meiner poetischen Hermeneutik unsichtbar ziehen verleiten mich zum Gedankentanz. Ein Sprung und ich erkenne den vitaphoben, lebensfeindlichen, morbiden Strang des Rationalismus, der sich auf den Lehrstühlen universitärer Apparate und Schulwisserei breit macht und die hauchdünnen, seidenen, schier unsichtbaren Fäden, die luftig und leicht eine lebensfreundliche Philosophie in jede Zelle des Körpers einpflanzen. Ich brauche keinen kategorischen Imperativ. Ich weiß, dass Lust und Leben und Lust am Leben vitalisierende Wellen nach allen Seiten aussenden.
Und da steht nun der Satz an Simona: «Und wunderbar fügt sich alles Stein für Stein zu einem kosmischen Bild zusammen.» Willkommen im deutschen Idealismus! Bewegt sich der Ex-Marxist Uri reaktionär rückwärts? Ich sprach den Satz: Ich bin kein Marxist, denke lieber selber. Haben nicht viele andere auch sich vom Marxismus entfernend wieder zu reaktionär bürgerlichen Positionen und Posten gefunden? Die Sache mit den Posten wird noch Thema sein müssen, wenn ich an Hölderlin-Biographien und Interpretationen denke. Ich aber befinde mich nicht auf der Folie der Normalität. Mein Schulfreund und jugendlicher Mentor pflegte zu unserer Schulzeit zu sagen: «Links denkt sich’s und rechts Lebt sich’s besser, Bülbül! Wer mit 18 noch kein Kommunist ist, hat kein Herz, und wer es mit 30 noch ist, keinen Verstand!» Ich gehe auf die 60 und kann von mir getrost sagen, wie mein Vater zu sagen pflegte: «Ich habe meinen Verstand mit Käsebrot verspeist!» Mein Vater negierte diesen Satz natürlich. Ich aber verspeise lieber meinen Verstand als mein Herz. Auch das sehen Kannibalen anders. Ich aber, ich sitze in meinem Kleingarten und denke über den epikureischen Garten nach, formuliere im Geiste Sätze für die Paradiesologie, die ich nicht aufschreibe und sehe in Kant den großen verknöcherten Dogmatiker aller philiströsen Erkenntnisphilosophie. Ich umschiffe diesen Fels in der Brandung und wundere mich letztendlich nicht mehr, warum es mich nicht voller Begeisterung in den Schoß des universitären Dienstes zog.

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Stell dir vor, so etwas wie den Jurassic Park gäbe es wirklich. Abgesehen von den Katastrophen, die immer in den Filmen passiert sind: würdest du einen solchen Freizeitpark mit echten Dinosauriern gerne besuchen? Was wäre deine Schmerzgrenze beim Eintrittspreis?

Für mich wäre der Eintrittspreis die Schmerzgrenze.

Bist du immer aus dem Herzen heraus ganz ehrlich, wenn du Fragen zu deiner Person beantwortest?

Nö, ich lüge permanent und immer!

Du kannst mir auch Fragen ohne Inhalt stellen, @StadtderNebel Aber lass uns den 11. Gedankenstrich ziehen - irgendwie bist du mit im Boot ;)

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Warum suche ich im automatischen Schreiben, im freien Gedankentanz, das Heil für die Form meines Philosophierens? Vielleicht möchte ich meinen Anschluss an die Surrealisten finden - und zwar nicht künstlerisch, sondern denkerisch, in der dialektischen Aufhebung des Widerspruchs zwischen Kunst und Philosophie, Phantasieren und Denken, im Leben, als Synthese beider.
Wenn man es rationalistisch betrachtet, hätte dies nicht unbedingt zu folgenden Sätzen führen müssen, die ich auf meinem Tageszettel notierte, aber ein Gedankentanz mit Gedankenstrichen ist kein logischer Marsch durch die Argumentationen. Im Land der heroischen Planschmiede wurden Perspektiven voller Utopien und Ideale in Stahl gegossen zu Panzern und für zivile Sklaven in Pappautos mit knütterigen Zweitaktmotoren! Utopien sind flexibel und können auch in der Stalinallee verenden; aber in Tat und Wahrheit verendeten sie an anderen Orten. An jenen, die zur Stalinallee führten. Wir können den Untergang des Marxismus auch in einer dialektischen Elegie betrachten, wie man eine überstandene Krankheit und die Schmerzen und Stimmungen darin im Nachhinein auch als eine schöne Erfahrung ansehen kann, die man doch nicht missen möchte, weil sie überstanden und eben darum nicht mehr ist! Der reale Sozialismus mit allen historischen Entwicklungen in der Folge der Oktoberrevolution als eine Krankheit zu betrachten, ist allerdings sehr oberflächlich. Dazu müsste man auf der anderen Seite den Fall der Gesundheit gegenüberstellen, was ich für reinen ideologischen Quatsch halte! Es ist ein Spalt im Brett vor dem Kopf, aber immerhin schonmal etwas, wenn man diese Phase der Menschheitsgeschichte als eine bestimmte Form der Fehlfunktion der Moderne sieht. Der Sowjetkommunismus sollte auf der Grundlage einer wissenschaftlichen Weltanschauung stehen und durch und durch rational sein. Das war der eigene Anspruch und der von Marx und Engels, endlich die Philosophie und Politik auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Der Sozialismus sollte sich von der Utopie zur Wissenschaft entwickeln. Die Rationalität und Wissenschaftlichkeit aber wurde dogmatisiert und enthob sich ihren Grundlagen zugunsten einer Form des Irrewerdens der Vernunft an sich selbst, wie es auch die mittelalterliche kirchliche Scholastik praktiziert hatte. Manche sehen die Anlage dazu schon bei Marx und Engels selbst. Vielleicht ist es aber auch nur eine akademische Frage, die zu beantworten schön wäre. Die Paranoia der Vernunft! Inquisition, Hierarchie und Dogmatik verbanden sich mit modernen Mitteln der Bürokratie und dominierten ein auf diese Weise konstituiertes Imperium. Das leider ist historisch! Und damit auch noch immer real. Sinnsprüche auf Plakatwänden, Militärumzüge, kultartige Parteiversammlungen, strenge Zensur und Kontrolle der Individuen können nur punktuell und angedeutet die menschlich-politische aber auch philosophische Katastrophe skizzieren. Doch ich suche lieber eine sinnvolle Lebensbejahung.

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Kann ich dir auch Fragen ohne Inhalt stellen oder widerspricht das dem Begriff der Frage?

StadtderNebel’s Profile PhotoMel Whatever
Der Begriff der Frage ist ja auf dieser Plattform recht weit gefasst. Alles, was über das Fragenfeld im Rahmen von 300 Zeichen kommt, gilt als Frage - auch Kommentare, Nachrichten und alle möglichen und unmöglichen sprachlichen Äußerungen in Schrift. Für mich ist die Frage die Äußerung des Bedürfnisses etwas zu erfahren. Dabei sehe ich von rhetorischen Fragen ab, die ja eine rhetorische oder argumentative Intention haben. Aber natürlich sind auch rhetorische Fragen Fragen. Sie widersprechen nur meiner obigen Definition von Frage als Äußerung eines Bedürfnisses etwas zu erfahren. Womit schon meine Definition in Frage gestellt wäre. Nennen wir dies Dialektik :) Wenn du nun ganz viel erfahren möchtest, stellst du eine Frage ohne Inhalt, also eine leere Frage, die nicht die Eigenschaften von vielen Shoutouts hier erfüllt. Das sind ja häufig keine leeren, sondern hohlen Fragen. Eine Frage ohne Inhalt, wäre nur dann eine solche, wenn wir die Leere nicht als Inhalt betrachteten. Aber ein ganz leeres Fragenfeld kannst du hier im System nicht abschicken ;) Du kannst natürlich auf semantischen Sinn verzichten und entweder wilde Zeichenfolgen ins Fragefeld eintragen oder sinnfreies Dada-Vokabular verwenden. Ich gehe ohnehin davon aus, dass der Begriff der Frage nicht normativ erfüllt werden muss und auch nicht eng und eindeutig bestimmt ist. Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache, so Ludwig Wittgenstein, während du dich mit deiner hiesigen Frage ein bisschen dem logisch-empirischen Wittgenstein nahe stehst. Dem späteren Wittgenstein folgend würde ich die Bedeutung, den Begriff der Frage, nicht semantisch und logisch vereindeutigen wollen, sondern würde für eine möglichst breite Vielfalt plädieren. Da du aber auch noch das Personalpronomen "dir" in deiner Frage hast, würde ich noch hinzufügen: Mir kannst du hier alles stellen, was nicht ohne Zeichen ist und auch nicht über 300 Zeichen geht. Der Sinn des Gedankenstrichs war meiner Meinung nach im früheren ask.fm-Diskurs die größtmögliche Offenheit in der Frage für eine Antwort, die sich auf alles beziehen kann. Da die Gedankenstriche meistens nicht anonym kamen, konnte ich darin auch eine gewisse Wertschätzung meines hiesigen Schreibens sehen und freute mich über Gedankenstriche. Mittlerweile ist das Nostalgie, so schnelllebig ist das Netz.

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Kann ich dir auch Fragen ohne Inhalt stellen oder widerspricht das dem Begriff

Gedankenstrich 10 - Ja, mach nur einen Plan...

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Eine fülle von Gedanken hat sich angesammelt, liegt neu an, gehört nicht zu jenen, für die ich recherchiert, Notizen gemacht und geschrieben habe. Mit dem Projekt der “365 Gedankenstriche”, was natürlich suggerieren soll, dass jeden Tag im neuen Jahr ein Gedanke geschrieben und ein Gedankenstrich gefüllt wird, kommen aber auch neue Gedanken, Ideen, Einfälle, der Prozess läuft weiter. Die Rechnung mit dem einen Gedankengang pro Tag, der zu einem Gedankenstrich vertextet wird, ist im Januar natürlich nicht aufgegangen. Ich habe ein ambivalentes Verhältnis zu Vorhaben, das ist, glaube ich, mittlerweile nicht nur mir bekannt. Auch darüber wird zu schreiben sein, aber ich nehme es mir lieber nicht vor, denn mir ist das zu behandelnde Thema bzw. Phänomen zu ernst und wichtig dazu. Eine Andeutung soll fallen: es geht um das Leben, um Planungen im Leben, um Projekte und Ziele, damit auch um die Themen der Zweckrationalität und Teleologie. Ich halte nicht jede Planung für teleologischen Ursprungs. Aber genau diese feinen Unterschiede herauszuarbeiten, stellt die Herausforderung und den Gedanken und irgendwann den Inhalt höchstwahrscheinlich einiger Gedankenstriche dar. Also mache ich mal die Rubrik auf: Leben-Plan-Projekt-Teleologie! Und sofort schreit in mir die Poesie und Musik eines großartigen Dichters, der im Land der heroischen Planschmiede gelandet und in Elegien verfallen ist: «Ja, mach nur einen Plan, sei ein großes Licht. Mach dann einen zweiten Plan, gehen tun sie beide nicht.» Die krächzenden Disharmonien von Kurt Weill sind meine Lebens- und Seelenmelodie - vielleicht nicht immer und nicht nur, schon gar nicht ausschließlich, aber durchaus wesentlich und keineswegs marginal.
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Schon im Zusammenhang mit der Poetischen Hermeneutik habe ich angefangen, mich mit Brechts "Buckower Elegien" zu beschäftigen. Man kennt sie, zum Teil ist es Schullektüre, aber das Wort “Schullektüre” könnte mich schon wieder auf einen anderen Strang bringen: Schullektüren verleiden Menschen Texte, statt sie ihnen näherzubringen. Und das hat nicht oder nicht ausschließlich etwas damit zu tun, dass in der Schule Texte detailliert analysiert werden. Analyse schließt nicht per se Sensibilität und Empfindungen aus. Auch das ist nur ein Klischee. Wir sollten uns unserer Klischees bewusst werden und uns ihrer entledigen, wenn wir der Kultur auf die Spur kommen wollen, die uns vitalisiert und nicht das Vitale in uns in Zeichensystemen und autoritären Codierungen sublimiert. Ich weiß nicht, ob 365 Gedankenstriche ausreichen, um dies evident darzulegen. Aber einen Versuch ist es wert. Außerdem muss nun genau im Zusammenhang mit dem Viereck “Leben-Plan-Projekt-Teleologie” die Frage erlaubt sein, was mich denn auf 365 Gedankenstriche beschränkt? Was hat die Anzahl der Tage eines Jahres so Wichtiges zu bedeuten, dass Gedankengänge sich nach ihr richten müssten? Wenn sich eine erst heuristisch gemeinte Hilfestellung verselbständigte, hätten wir 5x365...

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