„Wer dich liebt, wird dich nicht ändern.“ Wo genau hat diese Aussage deiner Meinung nach seine Grenze bei Lieblingsmenschen erreicht? In der Hygiene, bei zerlumpten Klamotten oder einem sehr wesensverändertem Erscheinen…usw.? Wann ist für dich der Zeitpunkt für eine „notwendige Änderung“ gekommen?
Ich würde dem Zitat so nicht unbedingt meine Zustimmung aussprechen. Zwar steht sie konträr zu der Floskel "Man liebt sich so, wie man ist", aber auf eine relativ evidente Art und Weise ist man miteinander beständig in einem Änderungsprozess, da man sich gegenseitig beeinflusst. Zwar müssen das in der Regel keine gravierenden und einschneidenden 180°-Wendungen sein, allerdings hat das meines Erachtens keinen Einfluss auf den Grad der Zuneigung. Genauso wenig ist für mich das Bedürfnis, gemeinsam an (beispielsweise) negativen Eigenschaften und Gewohnheiten des jeweils Anderen zu arbeiten, ein Indiz für fehlende oder nicht existente Liebe. Ich denke, zu wissen, wie das Zitat gemeint ist (vermutlich spielt man darauf hin, dass man jemanden grundsätzlich nicht so akzeptiert, wie die-/derjenige ist und gezielte Änderungen im Wesen vorzunehmen versucht), aber mir passt das Gefühl "Liebe" da nicht so ganz hinein. Vielleicht kann man jemanden wirklich gern haben, zu einem bestimmten Zeitpunkt und der Charakter eines Menschen hat sich bis zu einem gewissen Grad vollkommen gewandelt (ob positiv oder negativ, sei dahingestellt). Für mich hat es keinen zwingenden Einfluss auf die entsprechenden Gefühle (können sie haben, aber das ist in erster Linie so verallgemeinernd) und ist eher daran gekoppelt, wie man jemanden noch wahrnimmt und ob man damit zurechtkommt. Kurzes Beispiel: Ein guter Freund ist in tiefe Dépressionen versunken. Ich würde die Person ganz gewiss mit der Erkrankung akzeptieren und weiterhin gern haben, nur habe ich genauso großes Interesse daran, dieser Person zu helfen, wieder zu sich selbst zu finden. Das ändert für mich nichts an meinen Gefühlen, sofern es die gegenseitige Beziehung nicht über ein gewisses Maß hinaus belastet. Für mich wäre es richtig, diese Person dahingehend zu "ändern", dass professionelle Abhilfe und eine vertrauensvolle Atmosphäre geschaffen wird, sodass ich nicht einerseits als Märtyrer alles auf mich ablade und genauso wenig den Zustand der Person als solchen hinnehme, ohne, dass es mich großartig interessiert, weil die Prämisse des sich Liebens dem ja widersprechen würde (womit ich ein Problem hätte).
Ich betrachte Menschen stets als Gesamtpaket und nicht als ein Sammelsurium an Eigenschaften, die ich mir dezidiert herauspicke. Alles, was für mich bei einer mir lieb gewonnenen Person selbstzerstörerische Ausmaße annimmt und dem allgemeinen und individuellen Wohl schadet, ist für mich wichtig, zu bemerken und sensibel und taktvoll anzugehen, ohne dabei einen bestimmenden Ton anzugeben. Das gehört für mich zu einer Freundschaft dazu.
Ich betrachte Menschen stets als Gesamtpaket und nicht als ein Sammelsurium an Eigenschaften, die ich mir dezidiert herauspicke. Alles, was für mich bei einer mir lieb gewonnenen Person selbstzerstörerische Ausmaße annimmt und dem allgemeinen und individuellen Wohl schadet, ist für mich wichtig, zu bemerken und sensibel und taktvoll anzugehen, ohne dabei einen bestimmenden Ton anzugeben. Das gehört für mich zu einer Freundschaft dazu.