Olli Wer?

Eine schön provokante Frage, die mich als Befragten über das eigene Konsumverhalten nachdenken lässt.
Mit der aggressiven Prämisse, DASS ich überhaupt Schuld trage. Das versetzt mich in eine defensive Position, aus der heraus ich mich zum Zwecke der argumentativen Verteidigung noch besser reflektieren muss.

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Allerdings lässt sich die Schuld (bzw die Rolle in einer Kausalkette) im Bezug auf ein derart komplexes Gesamtsystem nicht ohne weiteres quantifizieren. Ich kann bestenfalls meine Verhaltensweisen betrachten, bewerten und klassifizieren.

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Ich pendle z.B. jeden Tag 1,5 Stunden.
Das ist schlecht.
Sehr schlecht.
Aber ich muss(!) Geld verdienen und eine Wohnung unterhalten, die bestenfalls weniger als 50% des Einkommens verschlingt (ja, das ist Jammern auf hohem Niveau und das weiß ich auch). Außerdem weiß ich Stand jetzt nicht, wo ich nächstes Jahr arbeiten werde und sehe daher weder Möglichkeit noch Zweckmäßigkeit, mir eine arbeitsplatznahe Wohnung zu suchen. Wo endet da meine individuelle Schuld und wo beginnt die Schuld des Systems (Jammern auf hohem Niveau und s.o.)?
Dazu kommt der Konsum von über weite Strecken transportierte Lebensmittel und Waren, deren industrielle Fertigung und Aufbereitung gewiss auch nicht klimaneutral ist. Aber was soll ich nach einem langen Arbeitstag sonst essen? (J.a.h.N - Gerade im Kontext der Ernährung gilt Selbstfürsorge Gemeinwohl)

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Fakt ist, ich könnte mich aus all dem rausziehen, eine Kommune gründen, von den Früchten der zarten Mutter Erde leben, vielleicht ein neues spirituelles System etablieren...
Aber der menschliche Grundmodus der Angst, der Furcht vor dem Nicht-Sein und Ungewissen, macht sich da doch zu stark bemerkbar. Das Mitspielen verspricht eine bequeme Existenzsicherheit. Ich kenne das Jetzt-Sein und kann mich damit arrangieren, das Nicht-wie-Jetzt-Sein hingegen kann gerne mal in der Ver-nicht-ung (moralisch, sozial oder sogar physisch) enden.
So wird es zumindest von kleinauf indoktriniert.

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Diese Angst ist aber nicht nur natürlich, sondern auch völlig okay. Allerdings ist zu bedenken: "Mut heißt nicht, keine Angst zu haben - Mut heißt, dass man trotzdem springt."

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Fazit nach Abschweifung:
Ich könnte wohl deutlich weniger Schuld tragen, wälze sie aber auch gerne mal auf die Umstände ab. Opferrollensuhle und Selbstverschuldete Unmündigkeit lassen grüßen :|

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Letztlich ist eben diese Annahme doch schon die Basis des klassischen Liberalismus gewesen. Wenn jeder nach eigenem Interesse handele, dann reguliere die Unsichtbare Hand nach Adam Smith den Markt wie von selbst, sodass die Produktionsmengen an den Bedarf angepasst werden.
Allerdings ging mit dem Neoliberalismus der Laissez-Faire-Gedanke des Liberalismus verloren, staatliche Eingriffe in die Wirtschaft sind seither nicht nur toleriert, sondern werden als notwendig erachtet.

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Dennoch bleibt das Eigeninteresse im Vordergrund.
Und was liegt im Interesse des Produzenten? - Der Konsument, bzw dessen Geld.
Boykottierte Ware bringt keinen Umsatz, Umsatzeinbrüche schaden den eigenen Interessen, lassen aus rein ökonomischen Gründen umdenken und vielleicht sogar den Konsumenten zu Wort kommen.

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Doch wird dieser Mechanismus nicht durch die staatlichen Eingriffe torpediert? Wenn jemand besonders gute Ware herstellt und die Konkurrenz verdrängt, dann wird er als Monopolist gegeißelt. Wenn jemand nur Müll produziert, aber aus irgendeinem Grund Ruf und Ansehen genießt, dann können bei Umsatzeinbußen schon mal ein paar lobbyistisch motivierte Gesetze oder Rettungsschirme spendiert werden.

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Eine gute und zugleich schwierige Frage, die mich aber alle hier gelisteten Songs durchhören und bewusst neu erleben ließ. So viel fast vergessene Schönheit. Alleine deshalb einen Dank für diese Frage. :D

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Ich könnte fast alles aus den frühen Jahren von Genesis aufzählen. In den 90ern durch Phil Collins an die Band herangeführt habe ich schnell eine Begeisterung für Peter Gabriels Werk und durch ihn wiederum für das gesamte Progressive-Genre entwickelt.
Dancing with the Moonlight Knight, Return of the Giant Hogweed, Can-Utility and the Coastliners, Looking for Someone, White Mountain
... und THE KNIFE, wegen der unheimlichen Energie dieses Songs, die den Terror der darin behandelten Revolution nahezu greifbar macht

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https://www.youtube.com/watch?v=O-78TeJlq24

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Gleiches gilt wohl für Jethro Tull. Auch hier könnte ich eine ganze Reihe Songs als Lieblingslieder auflisten.
Aqualung, North Sea Oil, Moths, Crosseyed Mary, Stitch in Time, The Mouse Police Never Sleeps, Mother Goose, Cup of Wonder, Kelpie, Beltane, One Brown Mouse
... und HEAVY HORSES, die majestätische Schönheit der Shire Horses (ich liebe Shire Horses) und die reine Melancholie der vergehenden Zeit, allegorisiert in der Verdrängung des Pferdes durch den Traktor.

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https://www.youtube.com/watch?v=HzCvljJIJQw

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Black Sabbath haben durch ihr Auftreten, ihren generell düsteren Sound und Iommis Drop Tuning nicht nur einen neuen Stil geprägt, sondern auch eine ganze Reihe grandioser Songs verfasst.
Fairies Wear Boots, Children of the Grave, Electric Funeral, Sweet Leaf, Iron Man, Rat Salad, The Wizard, Into the Void, NIB, Supernaut
... und WAR PIGS, der wahrscheinlich beste Antikriegssong der Epoche (oder der zweitbeste nach Bob Dylan's "Masters of War", aber der wurde 1963 veröffentlicht)

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https://www.youtube.com/watch?v=K3b6SGoN6dA

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Uriah Heep waren wichtige Wegbereiter meines persönlichen Pfades von Rock 'N' Roll und Rockabilly zum Hard Rock und später Heavy Metal.
Bird of Prey, Gypsy, Easy Livin', Simon the Bullet Freak, High Priestess, Dreammare, Shadows of Grief, Salisbury, Tears in my Eyes
... und LOOK AT YOURSELF, abgesehen vom genialen Albumdesign (Alter, es war ein Spiegel!) ein intensiver Song über Selbstreflexion mit einer der besten Hammond-Orgeln seit Ray Manzarek.

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https://www.youtube.com/watch?v=IuKBkYumXZk

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Ja und sonst...
Bob Dylan war in den 70er/80er Jahren eher schwach, aber Tangled up in Blue ist ein Meisterstück.
Motörhead hatten Back at the Funny Farm
Iron Maiden hatten Murders in the Rue Morgue
Saxon hatten Wheels of Steel
Deep Purple hatten Highway Star
Blue Öyster Cult hatten Don't Fear the Reaper
Mountain hatten Nantucket Sleighride

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Die Auswahl ist einfach zu groß.

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Allerdings kommt beim Stichwort 70er direkt "Come and Get Your Love" von Redbone in den Sinn. Reinster Funk, der meine Jazz Fusion Ambition anspricht und auf keinem Awesome Mix Tape fehlen darf. ^^

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https://www.youtube.com/watch?v=bc0KhhjJP98

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Niemals. Jede Handlung steht in Relation zu ihren Umständen.

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Man denke an Benjamin Constants "vermeintliches Recht aus Menschliebe zu lügen" in seiner Frage danach, ob "die Lüge gegen einen Mörder, der uns fragte, ob unser von ihm verfolgter Freund sich nicht in unser Haus geflüchtet [habe], ein Verbrechen sein würde."
Hier ist Immanuel Kant derjenige, der eine solche Notlüge als "vermeintliches Recht" bezeichnet. Trotz ihrer guten Absicht, sei die gegen den Mörder gerichtete Lüge eine ethisch falsche Tat.

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Und er hat ja auch Recht, die Lüge an-sich ist falsch.
Doch die Lüge für-uns in ihrer sinnenweltlichen Ausprägung verhindert letztlich noch schlimmere Verbrechen, welche der moralische Absolutist durch seinen blinden Gehorsam zugelassen hätte.

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Doch vielleicht muss ich meine eingängliche Aussage revidieren. Moralischer Absolutismus ist nur solange zweifelhaft, als sehr schlimme Taten durch weniger schlimme Taten verhindert werden können.

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Das heißt, dass moralischer Absolutismusis zumindest denkbar ist, wenn:
1. Die ohnehin willkürliche Hierarchie aufgelöst wird. Wenn Lüge und Tötung ethisch auf gleicher Stufe stünden.
2a. Jeder den moralischen Grundsätzen folgt. Keine Mörder, keine Notwendigkeit der Notlüge.
2b. Die Gewalt des Souveräns Straftaten a priori verhindert.

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1. ist Unsinn, es wird stets eine gewisse Differenz zwischen Betrug und Erpressung, Diebstahl und Folter, Lüge und Mord etc geben.
2a. ist verdammt unwahrscheinlich. Der Trieb des Menschen motiviert ihn stets zum Eigennutz und Überlebensvorteil.
Und bzgl 2b denke man an den Film Minority Report. Die hellseherischen Precogs sehen in Visionen zukünftige Verbrechen, so dass die Polizeieinheit Precrime den Noch-nicht-Verbrecher schon vor der Tat dingfest machen kann.
Eine eher dystopische Vorstellung, die gleichwohl die Frage aufwirft, ab wann Schuld Schuld wird.

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