Ne bin gleich fürs Hauptprogramm eingeladen worden und pflege nun seit über einem Jahrzehnt eine chronische Depression hingebungsvoll
Aber - weil man ja nie so ganz weiß, ob "Depris" für die Krankheit oder Pessismus stehen sollen - in Sachen Stimmung bin ich (wieder) ein absoluter Sonnenschein. Optimist und Stehaufmännchen ist Teil meines Charakters. Setz mich vor eine Pfütze und ich bewundere den Mini-Strand.
Deswegen bin ich aber literally das Beispiel von "Depressionen sind unsichtbar".
Nur wer den klischeehaften Bullshit von schwarzen Klamotten glaubt, ""sieht"" es mir an. (Also eigentlich nicht, unter depressiven Schüben ist mir meist nach nicht-schwarzen Klamotten, lol)
Im persönlichen Umfeld hingegen sind die allermeisten überrascht, dass -und bis letztes Jahr auch wie schwer- ich von Depressionen betroffen bin. Ich strahle und lebe (zumindest charakterlich, aktuell struggle ich da leider offensichtlich) sehr viel Positivität aus, was für die meisten Menschen nicht zur Depression "passt".
Aber das zeigt ja eben SO GUT, dass es keine Sache der Mentalität ist, und auch in keinerlei Korrelation zueinanderstehen muss. Klar nützt einem ein positives Mindset in manchen Dingen dabei, aber auch das ist stark, also wirklich STARK begrenzt. Die einzigen Unterschiede sind, wenn ich es mal klar nehme: wie schnell ich mich fangen kann, wie gut ich sozial funktioniere und dass mir ein paar guttuende Habits leichter fallen, besonders in der Re-Etablierung nach schlechteren Phasen. Niemand könnte "mit ein bisschen Mindset" die Krankheit loswerden, der pessimistischer ist als ich, nein.
Ansonsten hat es aber auch negative Auswirkungen: Es ist verdammt schwer für andere und auch mich selbst abzuschätzen, wie stabil ich gerade wirklich bin und ob ein Schub droht. Die Diagnose war schwieriger und es fällt privat wie medizinisch so schnell & oft unter den Tisch. Ich werde mental oft überbelastet, wenn ich nicht harte Grenzen ziehe, und im Sozialen führt es auch schnell zu Problemen, da man mir meine Krankheit eben wirklich schwer anmerkt bzw. vergisst. Und entsprechend erschreckend bis verstörend kann es für andere werden, mal einen schwierigen Moment der Depression an mir mitzuerleben.
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