Ich mein, die Musik ist ja deswegen nicht weniger wundervoll. Aber es hinterlässt schon einen faden Nachgeschmack, ja.
Wo wir gerade bei Folk-Musik und Politik sind: Die Mittelalter-/Folkmusikszene wandelt ja immer auf einem sehr schmalen Grat. Die Themen sind oft schlagermäßig banal (Saufen und Liebe), das ganze hat schnell was von Karnevalsstimmung ("lass mal verkleiden und dann eskalieren"), oft gibt's ganz schlimme Geschlechterrollen (der Mann ist immer der mächtige Held, die Frau ist das Objekt der Begierde und muss gerettet werden). Kurzum - es ist manchmal ein echtes Boomer-Cringefest.
Mr. Hurley und die Pulveraffen sind in der Szene so ein bisschen als stumpfe Partyband verschrieen, vor allem durch ihr omnipräsentes Lied "Blau wie das Meer". Aber in letzter Zeit hatten sie immer auch ein paar politische Lieder, und auf ihrem letzten Album sogar vier davon:
"Menschen haben auch Gefühle" ist eine ziemlich eindeutige Metapher für Vegetarische Ernährung und stellt ziemlich gut dar, wie absurd es eigentlich ist seinen Mitmenschen grundlegende Empathie beizubringen zu müssen.
"Brand an Bord" ist eine Allegorie auf die drohende Klimakatastrophe, die von gewissen Leuten ohne Unterlass kleingeredet und verleugnet wird.
"Schiff System" beschwört Klassenbewusstsein und ruft schon fast zur Revolution auf.
Und last but not least: "Mann über Bord" ist eine Hymne gegen den in der Szene absolut verbreiteten, unendlich ätzenden Sexismus. "Ich hab' nicht meine Tage, nur Bock, dich zu schlagen!" ... "Wenn nochmal ein Sexist / 'ne Piratenflagge hisst / Sag ich: Mann über Bord"
Zusammenfassend: Mr. Hurley & die Pulveraffen sind jetzt quasi Antifa und ich liebe es.
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