Die 13. Folge des kafkASKen Romans SOKRATES ist fällig. Was bisher geschah: https://docs.google.com/document/d/1O_cvvRp7qIerpzTciSZn3vyfhoTfmjkJIdMeghAcPQs/edit?usp=sharing Kommentare und Vorschläge, wie es weitergehen könnte, nehme ich gerne an und baue sie beizeiten ein.
Der Kommissar trat zwei Schritte zurück. Nachdem er die Papiere sorgsam geprüft hatte, ging er zu seinem Auto und nahm das Funkgerät. «Zentrale? Alfred Ross hier. Bitte um Prüfung einer verdächtigen Person, gegen die höchstwahrscheinlich ein Haftbefehl vorliegt: Nachtigall, Uri, 27. März 1970 geboren, wohnhaft gemeldet im Kantweg 7 Sielchertal.» Es verging eine ewig scheinende Minute: «Ja, ich höre. Ja, ich habe verstanden: Haftbefehl mit Aktennotiz: Festsetzung nicht erforderlich. Ende.» Er wandte sich langsam seinem Häftling zu, der noch nicht genau wusste, ob er das Gröbste schon überstanden oder noch vor sich hatte. «Ich werde Ihnen jetzt die Handschellen wieder abnehmen. Die Personenüberprüfung hat ergeben, dass zwar gegen Sie ermittelt wird und ein Haftbefehl vorliegt. Die Vollstreckung ist aber vorerst ausgesetzt. Der Staatsanwalt wird es vermutlich von Ihrem kooperationswillen abhängig machen.» Er hatte einen trockenen Mund und ihm wurde schwarz vor Augen, als die Handschellen abgenommen wurde. Hunderte von Fragen summten durch seinen Kopf wie ein Bienenschwarm, aber er bekam keinen einzigen Satz ausgesprochen. Der Kommissar besah sich in Ruhe die Situation des Benz und sagte: «Sie stecken wohl fest. Sie haben hier versucht zu wenden und sind stecken geblieben, stimmts?» Uri Nachtigall nickte nur. «Wohin wollten Sie? Oder haben Sie nur eine Spritztour gemacht?» Der Delinquent schüttelte den Kopf und bedauerte es sogleich, aber es war zu spät. Die Neugier des Kommissars war geweckt. «Ich suche Doctor Parranoias Villa», kam die ehrliche Antwort. Irgend ein undefinierbarer Hauch von Schatten änderte sich im Gesicht des Kommissars. Aber diese Änderung war schwer zu deuten. «Sie sind etwa zwei Kilometer zu weit gefahren. Sie müssen hier wenden, wenn Sie können, und etwa nach zwei Kilometern kommt auf der linken Seite ein kleiner unauffälliger Waldweg, dem Sie gute tausend Meter folgen müssen. Dann fahren Sie direkt auf die Villa zu.» Damit übergab er ihm auch seine Papiere und wünschte ihm einen schönen Abend. Es schoss dem Hilflosen durch den Kopf, den Kommissar darum zu bitten, ihn aus dem Graben zu ziehen. Aber er unterdrückte die Bitte. Es war viel besser, mit seinen Problemen alleine fertig zu werden und den Kommissar so schnell wie möglich seines Weges ziehen zu lassen. Während er in sein Auto stieg, sagte er: «Ich schicke Ihnen einen Abschleppwagen.» Der Porsche beschleunigte in wenigen Sekunden von Null auf Hundert und verschwand. «Hoffentlich bricht er sich das Genick», ging es ihm durch den Kopf. Da hörte er ein anderes Auto sich nähern. Es kam in vorgeschriebener Geschwindigkeit näher, drosselte, blieb neben ihm fast stehen. Darin eine junge Frau mit dunklen Haaren und äußerst grell geschminkten Lippen und Augen. Sie warf ihm einen eiskalten, beängstigenden Blick zu, der das Blut in seinen Adern gefrieren ließ.
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Dachbodenkind
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