Werden wir Igor mit seinem sprechenden Igel alleine lassen? Und Else mit der großen Herausforderung der Leitung der Villa? Werden wir Philomena in Casablanca vergessen und unseren grimmigen Otto in Marokko? Basti bei den Seeräubern und die Kommissarin im Koma? SOKRATES-Folge 539:
Die Neue allerdings war ja nicht vom Fach, also auf den Beistand eines Facharztes für Psychiatrie angewiesen. Das beunruhigte Maya ein wenig. Aber da konnte sie ja auch auf Frauensolidarität bauen und ihre praktische Seite als unentbehrlich etablieren. Sie konnte sich mit der Chefin so solidarisieren, dass beide auf Zodiac etwas angewiesen waren, ohne ihn sich wirklich ins Herz zu schließen. Immerhin hatte Maya auch genügend universitäre Erfahrung. Sie hatte es fast bis zum Diplom in Psychologie geschafft, als sie mit ihrem Eigensinn, der etwas übermütig und vorlaut geworden war, bei ihrem Professor in Ungnade fiel. Das war knapp vor zwei Jahren ein Fehler, heute aber womöglich ein echter Vorteil. Denn Maya spürte instinktiv, dass die Neue empfänglich für Mayas Standpunkt sein könnte: sie hatte damals laut und deutlich die „Psychologie ohne die Psyche basierend auf Statistiken, Laborversuchen und konstruierter Empirie und Fehlschlüssen von Ratten auf Menschen“ kritisiert und eine kritische Umkehr in Methodik und Ausrichtung verlangt und einen entsprechenden Appell der Kritischen Psychologen unterschrieben und verbreitet. Noch im selben Semester sagte ihr Professor in seiner Sprechstunde, sie solle sich besser für ihre Diplomarbeit einen anderen Betreuer – vielleicht einen aus der philosophischen Fakultät suchen! Als Diplompsychologin sehe er sie nicht. Sie kämpfte mit Tränen, gab sich aber keine Blöße und verließ die Sprechstunde – es waren auch mehr Tränen der Wut und Verbitterung als der Trauer und Niedergeschlagenheit. Nein, sie war fest entschlossen unbeugsam zu bleiben. Sie ließ sich alle ihre Studienscheine anerkennen, machte die Aufnahme- und Einstufungsprüfung zur psychiatrischen Krankenschwester, bestand mit Bravour und war nach einem Jahr mit ihrer Ausbildung fertig. Sie bewarb sich auf die hiesige Stelle in der Villa und wurde leitende Stationsschwester, was in ihren Augen so schwer nicht war, da sie ja die einzige Schwester in der ganzen Villa war. Gleichzeitig mit ihr begann auch Dr. Zodiac, der zuvor aber schon sein Praktisches Jahr im Sanatorium absolviert und auch seine Facharztausbildung hier gemacht hatte. Er war also in der Villa eher zuhause als Schwester Maya. Um sie lächerlich zu machen, gab er ihr aufgrund ihrer kurzen und knappen Antworten den Spitznamen: „Schwester Lapidaria“. «Nicht schlecht für jemanden, der den Namen eines Serienmörders trägt», sagte sie wohl platziert in einer Dienstbesprechung vor dem damaligen Chef und besiegelte die Feindschaft, die aber doch allmählich in einen Burgfrieden überging. Mit Else war ein Neuanfang für Maya möglich. Diese Chance wollte sie sich nicht entgehen lassen, zumal sie sich auch intensiv mit dem Gedanken trug, ihr Studium auf einem neuen Wege abzuschließen. Ganz ohne empirische pseudowissenschaftliche Erbsenzählerei; sie hatte einen konkreten Plan dazu entwickelt, der in ihrer praktischen Zeit in der Villa herangereift war. Sie würde Dr. Zodiac bald links liegen lassen.
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Dr. med.nerv. Otto von A bis Z