03 : sᴄʜʀᴇɪʙᴇ ᴇɪɴᴇ ᴋʟᴇɪɴᴇ sᴢᴇɴᴇ ᴀᴜs ᴅᴇɪɴᴇʀ ᴋɪɴᴅʜᴇɪᴛ ᴀᴜғ ᴏᴅᴇʀ ʙᴇʀɪᴄʜᴛᴇ ᴠᴏɴ ᴇɪɴᴇʀ ʙᴇsᴏɴᴅᴇʀs ᴇɪɴᴘʀᴀ̈ɢsᴀᴍᴇɴ ᴇʀɪɴɴᴇʀᴜɴɢ ᴀɴ ᴅɪᴇsᴇ. ✿.
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Die Hand, an der Ayana geführt wurde, war warm und vertraut. Es war dieselbe Hand, die sie abends sicher ins Bett decke, ihr alle Mahlzeiten vorbereite und die Tränen wegwischte, damit niemand sie sah. Vor allem Vater durfte sie nicht sehen, da er das kleine Mädchen zur nächsten Jägerin des Hauses erzog. Nur war es für Ayana so viel schwerer, Pfeil und Bogen auf menschenähnliche Figuren zu richten, wie als auf Hasen. Der Gedanke, dass Ayana einmal Vampirjägerin werden sollte, war furchteinflößend, und das wusste Mutter gut. So schlichen die beiden sehr gerne weg von dem Ort, an dem die kleine Jägerin meist gezwungen wurde das Bogenschießen zu üben. Stattdessen machten sie es sich an der üblichen Quelle im Walde bequem.
Mutters Hände waren auch stets diejenigen, die Ayanas Wunden verbanden. Und obwohl sie bestimmt darunter litt, von Vater unterdrückt zu werden und gleichzeitig ein schusseliges Kind großzuziehen, lächelte Mutter immerzu. Ob Regen oder Sonne, ob verwundert oder genesen - nie ließ sie sich anmerken, was tatsächlich in ihr vorging. Mit allsehenden Augen inspizierte sie nun Ayanas Hände.
❝Tut es sehr weh?❝, fragte Mutter dann, das schöne, alterlose Gesicht von Sorgenfalten durchzogen. Ayana schüttelte den Kopf; sie war zwar nicht die größte, aber sie musste trotzdem das große Mädchen für Mutter sein, das es benötigte. Es gab keine Zeit für Kindsein. ❝Den Göttern sei Dank. Ich dachte, dir wäre die Pfeilspitze wieder an den Fingern vorbei geschrammt.❝
Aber Ayana wollte gar nicht über ihre dummen Hände reden; die Zeit wurde knapp, die goldene Sonne entflammte bereits den Himmel. Der Tag neigte sich einem Ende zu. Bald würde Vater aus dem Dorf zurückkehren. So zog sie Mutter noch ein wenig tiefer in den Schutz des Waldes, weit entfernt von den Wegen, die oft besudelt von Händlern waren. ❝Schau her❝, flüsterte sie ihrer Mutter zu, und enthüllte endlich ihr Diebesgut. Es war so anstrengend gewesen, nicht bemerkt zu werden. ❝Die hat Papa dir weggenommen, obwohl sie so teuer war. Es ist nicht fair. Sie gehört dir.❝ Mit diesen Worten drückte sie ihrer Mutter die Süßigkeit in die Hand. Ayana wusste, dass Schokolade eine Rarität war, die Mutter sich nicht leisten konnte. Deswegen war sie artig geblieben und hatte sich nicht einen einzigen Bissen erlaubt. Mit hoffnungsvollen Augen blickte sie zu ihrer Mutter auf.
Zum ersten Mal in Ayanas ganzem Leben war Mutter sprachlos. Es war ungewohnt, den Trost ihrer Stimme nicht zu vernehmen. Schließlich war Mutter eine Quasseltante; sie redete, um Ayana von ihrer miserablen Situation abzulenken, und ihr wenigstens ein kleines bisschen Kindheit zu schenken.
Die kleine Dame wollte gerade fragen, ob sie es vielleicht doch hätte unterlassen sollen, da packte ihre Mutter sie an den Schultern und zog sie in eine Umarmung.
Das war es wert gewesen. Mutters Freude war es immer wert gewesen.
Mutters Hände waren auch stets diejenigen, die Ayanas Wunden verbanden. Und obwohl sie bestimmt darunter litt, von Vater unterdrückt zu werden und gleichzeitig ein schusseliges Kind großzuziehen, lächelte Mutter immerzu. Ob Regen oder Sonne, ob verwundert oder genesen - nie ließ sie sich anmerken, was tatsächlich in ihr vorging. Mit allsehenden Augen inspizierte sie nun Ayanas Hände.
❝Tut es sehr weh?❝, fragte Mutter dann, das schöne, alterlose Gesicht von Sorgenfalten durchzogen. Ayana schüttelte den Kopf; sie war zwar nicht die größte, aber sie musste trotzdem das große Mädchen für Mutter sein, das es benötigte. Es gab keine Zeit für Kindsein. ❝Den Göttern sei Dank. Ich dachte, dir wäre die Pfeilspitze wieder an den Fingern vorbei geschrammt.❝
Aber Ayana wollte gar nicht über ihre dummen Hände reden; die Zeit wurde knapp, die goldene Sonne entflammte bereits den Himmel. Der Tag neigte sich einem Ende zu. Bald würde Vater aus dem Dorf zurückkehren. So zog sie Mutter noch ein wenig tiefer in den Schutz des Waldes, weit entfernt von den Wegen, die oft besudelt von Händlern waren. ❝Schau her❝, flüsterte sie ihrer Mutter zu, und enthüllte endlich ihr Diebesgut. Es war so anstrengend gewesen, nicht bemerkt zu werden. ❝Die hat Papa dir weggenommen, obwohl sie so teuer war. Es ist nicht fair. Sie gehört dir.❝ Mit diesen Worten drückte sie ihrer Mutter die Süßigkeit in die Hand. Ayana wusste, dass Schokolade eine Rarität war, die Mutter sich nicht leisten konnte. Deswegen war sie artig geblieben und hatte sich nicht einen einzigen Bissen erlaubt. Mit hoffnungsvollen Augen blickte sie zu ihrer Mutter auf.
Zum ersten Mal in Ayanas ganzem Leben war Mutter sprachlos. Es war ungewohnt, den Trost ihrer Stimme nicht zu vernehmen. Schließlich war Mutter eine Quasseltante; sie redete, um Ayana von ihrer miserablen Situation abzulenken, und ihr wenigstens ein kleines bisschen Kindheit zu schenken.
Die kleine Dame wollte gerade fragen, ob sie es vielleicht doch hätte unterlassen sollen, da packte ihre Mutter sie an den Schultern und zog sie in eine Umarmung.
Das war es wert gewesen. Mutters Freude war es immer wert gewesen.