Unglaublich! Seit 30 Folgen nun keine Rede davon, was in der Psychovilla weiter passiert. Betti, Luisa und Uri unterhalten sich immer noch, die beiden Wachtmeister haben den Gärtner im Polizeiwagen, und es wird Zeit, dass die schlimme Nachricht Luisa erreicht :'( SOKRATES Teil 167:
«Es gibt tatsächlich eine Menge Leute, die Kunstwerke im Allgemeinen aber Literatur im ganz Besonderen als Gleichnisse betrachten, als von Genies verschlüsselte Nachrichten und Einsichten aus Perspektiven und Welten, die eben nur Genies zugänglich sein können. Alles muss etwas bedeuten.»
«Und? bedeutet nicht alles auch irgendetwas? Also unsere Deutschlehrerin sagt, man könne die ganze Welt als eine Menge aus Zeichen verstehen. Sie hat das von einem italienischen Schriftsteller, nach dessen Roman wohl auch dieser Mönchsfilm gedreht sein soll. Der alte James Bond spielt da so einen Quasidetektiv. Im Mittelalter hatten sie ja keine wirklichen Detektive.»
«Es ist nicht ganz dasselbe, ob man Kunstwerke als Gleichnisse betrachtet oder die Welt als eine Menge von Zeichen, die man deuten muss.»
«Ach ja?» fragte Luisa provokant. Sie spürte intuitiv, dass sie den Philosophen an einem wunden Punkt getroffen haben konnte. Warum also sollte sie jetzt nicht nachhaken? Nun bot sich ihr einmal die Gelegenheit, diesem Mann auf den Zahn zu fühlen, der als "Theaterphilosoph" bezeichnet wurde oder sich bezeichnen ließ. Vielleicht war alles mehr Theater als Philosophie. Zugleich fragte sie sich, wie es wohl wäre, wenn dieser Mann in ihrer Schule im Deutschuntericht bei Sophie Rosenberg-Kübel ein Referat halten müsste. Ob die beiden Alten sich womöglich gut verstehen würden? Das machte den Theaterphilosophen in ihren Augen sofort ein bißchen unsympathisch. Sie konnte sich geradezu vor dem Gedanken ekeln, Sophie Rosenberg-Kübel und Uri Nachtigall sich als ein intellektuelles Liebespaar auszumalen, die einhellig und miteinander völlig einverstanden über irgendwelche Themen sprachen und dabei sich tief und voller Einverständnis in die Augen schauen und lächeln konnten. Da konnte sich Luisa schon mal der Magen umdrehen. Die Welt als eine Zeichenmenge und die Kunst als Botschaft! Was sollte nur der ganze Mist? Luisa entging nicht, dass Bettis Unruhe wuchs. Sie machte sich schier offensichtlich Sorgen um den Verbleib ihrer Tochter. Was war das nur für eine story mit diesen gelben Legosteinen, dem Delphin im Traum und Bettis Tochter, die nun auf einem Spaziergang mit diesem Jungen verschwunden war... na ja, und wenn nicht verschwunden, so hatte sie sich doch so verspätet, dass ihre Mutter sich anfing größere Sorgen zu machen. Während Luisa in Gedanken zu Betti abschweifte und eine Frage in ihr hochkam, die sie sogar etwas schmerzte, sprach der Theaterphilosoph weiter, dem der Unterschied zwischen Botschaft und Zeichenhaftigkeit der Kunst und Literatur ein besonderes Anliegen war:
«Gleichnisse sind rational konstruiert. Sie entspringen der reinen Vernunft.» Als er die Wendung "reine Vernunft" aussprach, zögerte kurz der Philosoph in ihm. «Da ist erst die Botschaft als Gedanke, dann wird eine Geschichte dazu konstruiert. Literatur aber entspringt wie die ganze Sprache nicht allein den Gefilden der Vernunft, sondern des ganzen menschlichen Seins und seiner Tiefen.»
«Und? bedeutet nicht alles auch irgendetwas? Also unsere Deutschlehrerin sagt, man könne die ganze Welt als eine Menge aus Zeichen verstehen. Sie hat das von einem italienischen Schriftsteller, nach dessen Roman wohl auch dieser Mönchsfilm gedreht sein soll. Der alte James Bond spielt da so einen Quasidetektiv. Im Mittelalter hatten sie ja keine wirklichen Detektive.»
«Es ist nicht ganz dasselbe, ob man Kunstwerke als Gleichnisse betrachtet oder die Welt als eine Menge von Zeichen, die man deuten muss.»
«Ach ja?» fragte Luisa provokant. Sie spürte intuitiv, dass sie den Philosophen an einem wunden Punkt getroffen haben konnte. Warum also sollte sie jetzt nicht nachhaken? Nun bot sich ihr einmal die Gelegenheit, diesem Mann auf den Zahn zu fühlen, der als "Theaterphilosoph" bezeichnet wurde oder sich bezeichnen ließ. Vielleicht war alles mehr Theater als Philosophie. Zugleich fragte sie sich, wie es wohl wäre, wenn dieser Mann in ihrer Schule im Deutschuntericht bei Sophie Rosenberg-Kübel ein Referat halten müsste. Ob die beiden Alten sich womöglich gut verstehen würden? Das machte den Theaterphilosophen in ihren Augen sofort ein bißchen unsympathisch. Sie konnte sich geradezu vor dem Gedanken ekeln, Sophie Rosenberg-Kübel und Uri Nachtigall sich als ein intellektuelles Liebespaar auszumalen, die einhellig und miteinander völlig einverstanden über irgendwelche Themen sprachen und dabei sich tief und voller Einverständnis in die Augen schauen und lächeln konnten. Da konnte sich Luisa schon mal der Magen umdrehen. Die Welt als eine Zeichenmenge und die Kunst als Botschaft! Was sollte nur der ganze Mist? Luisa entging nicht, dass Bettis Unruhe wuchs. Sie machte sich schier offensichtlich Sorgen um den Verbleib ihrer Tochter. Was war das nur für eine story mit diesen gelben Legosteinen, dem Delphin im Traum und Bettis Tochter, die nun auf einem Spaziergang mit diesem Jungen verschwunden war... na ja, und wenn nicht verschwunden, so hatte sie sich doch so verspätet, dass ihre Mutter sich anfing größere Sorgen zu machen. Während Luisa in Gedanken zu Betti abschweifte und eine Frage in ihr hochkam, die sie sogar etwas schmerzte, sprach der Theaterphilosoph weiter, dem der Unterschied zwischen Botschaft und Zeichenhaftigkeit der Kunst und Literatur ein besonderes Anliegen war:
«Gleichnisse sind rational konstruiert. Sie entspringen der reinen Vernunft.» Als er die Wendung "reine Vernunft" aussprach, zögerte kurz der Philosoph in ihm. «Da ist erst die Botschaft als Gedanke, dann wird eine Geschichte dazu konstruiert. Literatur aber entspringt wie die ganze Sprache nicht allein den Gefilden der Vernunft, sondern des ganzen menschlichen Seins und seiner Tiefen.»
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Lara Evans
Dinofino ~ O-Reh Gano