Ich mache mir vermutlich nicht bewusst Gedanken über diverse Maßstäbe, als dass ich diese akribisch benennen könnte oder dezidiert umsetzen würde. Grundsätzlich begegne ich diversen Maßstäben aber neutral, insofern sie mich nicht direkt (negativ) betreffen und aus individuellen Beweggründen von Personen aufgestellt werden, die ich in ihrer Relevanz und Tragweite sowieso nicht zu beurteilen erlaubt bin. Für mich ergibt sich auch nicht zwingend eine Widersprüchlichkeit bei einer Vielzahl an verschiedenen Maßstäben und wenn doch, würde ich ein Mindestmaß an Paradoxie als normal und ordinär bezeichnen, ohne mich dieses unangenehmen "Heuchlertum"-Arguments bedienen zu wollen. Ich halte persönlich nicht viel von dieser urteilenden Doppelmoral-Keule, die man in miniziöser Manier auf seine Mitmenschen zu projizieren versucht, so als sei man selbst unfehlbar oder frei von Widersprüchen.
Ich merke selbst, dass ich hinsichtlich moralischer und gesellschaftlicher Belange durchaus gewisse Erwartungen hege, die ich aufgrund meiner Sozialisation in der ein oder anderen Hinsicht auch als Maßstab festlegen, aber nicht auf jeden Menschen gleichermaßen projizieren wollen würde. Beispielsweise wäre es wünschenswert, wenn mein soziales Milieu weltoffener und empathischer denken und handeln würde. Da mir jedoch bewusst ist, dass dieser Maßstab bei unterschiedlichen Menschen nicht immer gleichermaßen erfüllt zu werden vermag, setze ich meine Erwartungen einige Messlatten weiter nach unten, insofern das Sinn ergibt. Ich legitimiere dann zwar für mich fragwürdige Ansichten nicht dadurch, möchte aber genauso wenig ein Weltwunder bei Menschen erwarten, die nie über ihren eigenen Horizont hinwegblicken. In anderen Belangen ist mir das aber sicherlich selbst schon oft genug passiert, ohne, dass ich mir dessen immer bewusst bin.
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