Darf man "Ich bin stolz ein Deutscher zu sein" sagen? Bist du stolz ein Deutscher zu sein? Warum? Warum nicht?
Wie gut, dass ich diese Frage zweimal bekommen habe, so kann ich mich in Ruhe und 6000 Zeichen entfalten. Im ersten Teil bin ich ja auf den demokratischen und globalen Aspekt eingegangen - im zweiten möchte ich etwas zur Staatsphilosophie sagen:
Man kann Deutschsein einfach staatsrechtlich verstehen. Ein Deutscher ist, wer die deutsche Staatsbürgerschaft hat. Und ich kann mit Fug und Recht sagen, dass ich zwar nicht „stolz“ bin, diese zu haben, aber doch sehr froh; denn sie wurde mir keinesfalls in die Wiege gelegt, wie vielen anderen Deutschen. Ich musste Bedingungen erfüllen, wozu u.a. die Verfassungstreue gehört, ein reines Strafregister ganz ohne Vorstrafen und eine soziale Eigenständigkeit auf eigenen Füßen ganz ohne Sozialhilfeleistungen vom Staat. Sprachkenntnisse wurden zu meiner Einbürgerungszeit nicht abgefragt, wären aber auch kein Problem gewesen. In der Sprachphilosophie gibt es die These, dass eine Sprache zu sprechen eine Lebensform zu wählen bedeutet - die Atmung, der Rhythmus, die Weltansichten, Erkenntnis und Wahrnehmung werden von der Sprache durchaus beeinflusst - ich lebe gern in der deutschen Sprache.
So wurde ich also eingebürgert mit einer offiziellen Einbürgerungsurkunde und dem offiziellen Verweis auf das Völker- und Staatsrecht, dass ich in meinem Herkunftsland noch immer als dessen Staatsbürger geführt würde und mir dort die deutsche Botschaft nicht zu Hilfe kommen könne.
«Kein Problem», sagte ich dem überreichenden Beamten, nahm die Urkunde freudig an und kehrte dem Herkunftsland nun auch offiziell und mit Freude den Rücken - ich glaube, den Mittelfinger erhob ich nicht ;)
Mit Verlaub eines muss festgehalten werden: eine gute und menschengerechte Demokratie gibt es nirgendwo auf der Welt, aber von den Übeln ist die deutsche Demokratie das geringste Übel mit vielen Vorzügen und guten Ansätzen in Rechtsstaatlichkeit, aber auch die Bürokratie ist viel besser als in vielen anderen Staaten. Das macht die Bundesrepublik alles andere als perfekt! Zur systemtreuen Selbstzufriedenheit gibt es überhaupt keinen Anlass! Aber in der Kritik den Bestand aufzugeben würde bedeuten, das Kind mit dem Bade auszuschütten!
Seit 1982 aber leidet die bundesrepublikanische Demokratie an einem fortwährenden Erosionsprozess und verliert an Demokratie, an Rechtsstaatlichkeit und an politischer Diskussionskultur, die ohnehin nur mäßig bis saumäßig ausgeprägt war! Das Schulsystem ist verknöchert und veraltet, absolut unzeitgemäß und visionslos, das Wirtschaftssystem mit Verlaub asozial, die Leistungsorientierung schwachsinnig. Der Parlamentarismus, die Wahlen, die politischen Parteien absolut marode, das politische Denken der Bürger unter aller Sau! Kurzum ich bin zutiefst besorgt um diese Gesellschaft und um diesen Staat, dessen Bürgerschaft ich freiwillig und sehr gerne angenommen habe. Kritik kommt nicht von Abneigung, sondern ganz im Gegenteil von Zuneigung! Aber es gibt wenig Anlass zur Hoffnung, fast keine Lichtblicke! :'(
Man kann Deutschsein einfach staatsrechtlich verstehen. Ein Deutscher ist, wer die deutsche Staatsbürgerschaft hat. Und ich kann mit Fug und Recht sagen, dass ich zwar nicht „stolz“ bin, diese zu haben, aber doch sehr froh; denn sie wurde mir keinesfalls in die Wiege gelegt, wie vielen anderen Deutschen. Ich musste Bedingungen erfüllen, wozu u.a. die Verfassungstreue gehört, ein reines Strafregister ganz ohne Vorstrafen und eine soziale Eigenständigkeit auf eigenen Füßen ganz ohne Sozialhilfeleistungen vom Staat. Sprachkenntnisse wurden zu meiner Einbürgerungszeit nicht abgefragt, wären aber auch kein Problem gewesen. In der Sprachphilosophie gibt es die These, dass eine Sprache zu sprechen eine Lebensform zu wählen bedeutet - die Atmung, der Rhythmus, die Weltansichten, Erkenntnis und Wahrnehmung werden von der Sprache durchaus beeinflusst - ich lebe gern in der deutschen Sprache.
So wurde ich also eingebürgert mit einer offiziellen Einbürgerungsurkunde und dem offiziellen Verweis auf das Völker- und Staatsrecht, dass ich in meinem Herkunftsland noch immer als dessen Staatsbürger geführt würde und mir dort die deutsche Botschaft nicht zu Hilfe kommen könne.
«Kein Problem», sagte ich dem überreichenden Beamten, nahm die Urkunde freudig an und kehrte dem Herkunftsland nun auch offiziell und mit Freude den Rücken - ich glaube, den Mittelfinger erhob ich nicht ;)
Mit Verlaub eines muss festgehalten werden: eine gute und menschengerechte Demokratie gibt es nirgendwo auf der Welt, aber von den Übeln ist die deutsche Demokratie das geringste Übel mit vielen Vorzügen und guten Ansätzen in Rechtsstaatlichkeit, aber auch die Bürokratie ist viel besser als in vielen anderen Staaten. Das macht die Bundesrepublik alles andere als perfekt! Zur systemtreuen Selbstzufriedenheit gibt es überhaupt keinen Anlass! Aber in der Kritik den Bestand aufzugeben würde bedeuten, das Kind mit dem Bade auszuschütten!
Seit 1982 aber leidet die bundesrepublikanische Demokratie an einem fortwährenden Erosionsprozess und verliert an Demokratie, an Rechtsstaatlichkeit und an politischer Diskussionskultur, die ohnehin nur mäßig bis saumäßig ausgeprägt war! Das Schulsystem ist verknöchert und veraltet, absolut unzeitgemäß und visionslos, das Wirtschaftssystem mit Verlaub asozial, die Leistungsorientierung schwachsinnig. Der Parlamentarismus, die Wahlen, die politischen Parteien absolut marode, das politische Denken der Bürger unter aller Sau! Kurzum ich bin zutiefst besorgt um diese Gesellschaft und um diesen Staat, dessen Bürgerschaft ich freiwillig und sehr gerne angenommen habe. Kritik kommt nicht von Abneigung, sondern ganz im Gegenteil von Zuneigung! Aber es gibt wenig Anlass zur Hoffnung, fast keine Lichtblicke! :'(
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