vollmond111111

Nein.

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Ich habe grundsätzlich kein Recht dazu, andere Menschen ungefragt zu bewerten oder zu beurteilen.

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Was ist "lebenswert"? Menschen sind Individuen, jeder Mensch schätzt es anders ein, was lebenswert ist. Der Grundgedanke hinter dem "bring dich um" oder "dein Leben ist nicht lebenswert" ist der, dass derjenige, welcher das ausspricht, davon ausgeht, dass alle Menschen gleich sind. Dass es eine große Gemeinsamkeit im Denken aller Menschen gibt.

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Und genau diese Gemeinsamkeit gibt es nicht. Ich kann mein Lieben lieben - du könntest dennoch genau meine Lebensführung völlig langweilig finden und sinnfrei. Die Aufforderung, dass sich jemand umbringen soll, ist aber nicht nur dumm, sondern auch böse.

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"Andere haben es schlechter als du", das sage ich jedoch zugegebenermaßen manchmal. Ich kenne Leute, die wirklich ausschließlich am jammern sind, weil der Bus zu spät kam, das Plüschtier nur noch ein Ohr hat oder jemand mit ihnen Schluss gemacht hat. Da mich das nervt, weise ich sie schon manchmal auf Syrien hin.

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Prinzipiell muss man eine Person frei lassen, wenn sie ihre Strafe abgesessen hat. Die anschließende Sicherheitsverwahrung, wie sie in Deutschland lange Zeit praktiziert worden ist, hat der Europäische Gerichtshof auch vor einigen Jahren als nicht legitim gebrandmarkt. Die darf man nur noch stark eingeschränkt durchführen.

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"Es ist nicht sicher" schreibst du, und genau das ist oft das Problem. Kann man einen Menschen weiterhin inhaftieren, weil es nicht "sicher" ist, ob er rückfällig wird? Kann man sich jemals sicher sein? Wer entscheidet darüber, was sicher ist und was nicht? Theoretisch betrachtet kann jeder Mensch zum Straftäter werden, innerhalb der nächsten vier Stunden. Ich kann nicht sicher sein, dass ich in vier Stunden noch straffrei bin.

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Dennoch verstehe ich das Problem. Wenn Ärzte zu dem Entschluss kommen, dass von dem Inhaftierten ein großes Risiko ausgeht, dass er nach seiner Freilassung die gleiche Straftat wiederholt, dann muss es die Möglichkeit geben, diese Person weiterhin zu beobachten. Aber das kann dann kein "Gefängnis" sein, genau das hat der Gerichtshof völlig zurecht kritisiert. Das muss dann eine Form des "betreuten Wohnens" sein, und genau das macht Deutschland meines Wissens momentan.

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Ich las dazu vor einigen Monaten einen Artikel. Da lebten ehemalige Gefangene in einem Haus, welches von Angestellten der Stadt betreut wurde. Das Problem ist freilich, dass man diese Menschen auf diese Weise kaum auf ein Leben "danach" vorbereiten kann. Das Ziel müsste sein, diese Personen auf das Leben in Freiheit vorzubereiten. Aber das ist schwer. Viele von denen wollten gar nicht mehr raus, sie hatten Angst vor den Schritt in die Freiheit, auch oft Angst vor sich selbst. So werden die wahrscheinlich nun ein Leben lang unter der Obhut des Staates bleiben müssen.

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Das ist ein schwieriges Thema. Ich kann die Angst von Familien vollkommen verstehen, wenn diese Menschen frei gelassen werden und dann womöglich deine Nachbarn werden. Andererseits kann man nicht sagen, okay, du bekommst 15 Jahre Gefängnis. Und am Ende schauen wir, solltest du dann noch "komisch" wirken, dann bleibst du halt weitere 15 Jahre im Gefängnis. Das hat mit einem Rechtsstaat nichts zu tun.

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Die osteuropäischen Gesellschaften sind sehr homogen. Das ist (noch) etwas vergleichbar mit vielen ostdeutschen Gegenden. Wenn du durch die Provinz in Brandenburg reist, durch Mecklenburg - Vorpommern, durch Sachsen - Anhalt, dann wird schnell deutlich, dass es kaum Zuwanderer gibt.

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Es gibt den obligatorischen Döner - Laden, vielleicht noch einen China - Imbiss, womöglich einen Vietnamesen, der seine Zigaretten anbietet. Insgesamt gesehen sind diese Teile weiß, überaltert, die Türen sind verschlossen, eine geschlossene Gesellschaft, man ist unter sich.

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Das ist in Osteuropa ähnlich. Egal ob Slowakei, Ungarn oder Polen, die Anzahl der Migranten ist im Vergleich zu Staaten in Westeuropa verschwindend gering. Es sind ebenfalls weiße Gesellschaften, abgeriegelt, dazu kommt noch ein konservatives Christentum (Polen!), das uns im Westen mittlerweile sehr fremd ist.

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Diese Staaten sind es schlichtweg nicht gewöhnt mit Fremden umzugehen. Man kennt das nicht. Es fällt schwer, sich plötzlich mit völlig fremdartigen Kulturen auseinandersetzen zu müssen. Das fiel Westdeutschland auch schwer, als in den 1960er Jahren die Gastarbeiter kamen, aus Italien, Portugal, der Türkei. Damals wirkte selbst der Portugiese noch sehr "anders" für den Bundesdeutschen.

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Der sowjetische Kommunismus hat dafür gesorgt, dass die Länder in seinem Einflussbereich nie international werden konnten. Es scheint den osteuropäischen Völkern unglaublich schwer zu fallen, sich zu öffnen, anderen Kulturen offen zu begegnen. Das kann man wie gesagt auch im Osten Deutschlands erkennen, wo viele immer immer noch glauben, wir könnten in einer globalisierten Welt nur unsere eigene Suppe kochen. Einige haben dort noch ökonomische Vorstellungen aus den 1970er Jahren, als die Welt klar strukturiert war, viel einfacher als heute.

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Im Osten Europas kommt noch ein teilweise völlig übersteigerter Nationalismus dazu. Das ist auch ein großes Problem für die EU, denn diese neuen Mitgliedsstaaten haben die EU verändert. Länder wie Frankreich, die Niederlande, Belgien oder Deutschland sind viel liberaler und offener als die Länder, welche 40 Jahre lang abgeschlossen waren im Osten.

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Dies ist auch eine späte Niederlade des kommunistischen Ostblocks, man predigte dort immer internationale Solidarität, in Wahrheit hat man homogene Gesellschaften geschaffen, die keinerlei Ahnung hatten, wie das Zusammenleben mit anderen Kulturen gehen soll. In der DDR wohnten die Gastarbeiter am Rand der Stadt. Abgeschottet vom Rest der DDR - Bevölkerung. Integration war faktisch gar nicht vorgesehen.

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Erschreckend sind, das noch zum Abschluss, auch die Wahlergebnisse in manchen europäischen Staaten. Bei der letzten Parlamentswahl in Ungarn erreichte die Fidesz - Partei 45%. Das ist eine Partei, die man vielleicht mit einer rechten CSU vergleichen kann. Jobbik, eine rechtsradikale Partei, erreichte rund 20%. Das heißt, 65 % der ungarischen Wähler haben Parteien gewählt, die Nationalismus propagieren und Isolation.

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