Stinkstiefel

Ich hatte als Teenie so viele VorurteiIe gegenüber Hochzeiten und weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr, woher das damals kam. Wahrscheinlich von vielen Filmen und Serien, die unterschwellig suggerieren wollten, dass "in der Ehe das Leben aufhört". Genau so schIimm fand ich diese extrem romantisierten Hollywood-Kitsch-Hochzeitsfilme - beides hat mich anscheinend abgeschreckt, habe mich offensichtlich als sehr junger Mensch ein bisschen manipulieren lassen.

---

Denn, ganz ehrlich? Es ist fast genau so, wie es vorher schon war.
Es fühlt sich schön an, weil ich (literally) meinen besten Freund, den ich nun seit über fünf Jahren kenne, geheiratet habe. Wir waren zwar vorher schon eine Familie, aber jetzt fühlt es sich noch mehr so an. Ich bin froh, einen so verständnisvollen Menschen an meiner Seite zu haben, der mit mir und meinen "Sonderheiten" toll umgehen kann.

---

Jeder hat es beim eigenen Nachnamen belassen. Einerseits deshalb, weil diese Namen zu uns passen und wir sie nicht abzulegen brauchen, und andererseits natürlich auch wegen dem ganzen Papierkram. Es wäre eine BeIastung (gerade für mich), das alles umzuändern. Wenn ich nur an die Telefonate und Dokumente und Ämter denke...

View more

Das ist lieb von dir! 🌸

---

Oh du, die Hochzeit war relativ spontan - meine Familienmitglieder wussten, dass wir eines Tages heiraten wollen, sie wussten nur nicht, wann genau. Lediglich unsere Eltern und Geschwister haben den Termin ebenso spontan erfahren waren schließlich dabei. Es war auch ein sehr schöner Tag und trotz den dunklen Schatten im Hintergrund haben wir uns diese Schönheit nicht nehmen lassen.
Wir wollten das von Anfang an auch gar nicht sonderlich groß machen und es lieber klein und "verborgen" halten, wir wollten unter uns bleiben und in Stille und Ruhe die Trauung erleben, denn für uns ist das ein intimes Ereignis, das meiner Meinung nach auch erstmal nur uns etwas angeht. Wir sind auch beide überhaupt keine Fans von viel Aufmerksamkeit, vielen Anrufen, Familientrubel und Im-Mittelpunkt-Stehen, deshalb war das für uns perfekt.
Wenn es nach mir gegangen wäre, wären wir sogar miteinander ins Ausland durchgebrannt und hätten keiner Menschenseele etwas davon erzählt, nur unseren Eltern. Und dann, irgendwann im Sommer und in Abwesenheit von Corona, hätten wir eine schöne, kleine Hochzeitsfeier veranstaltet und alle Familienmitglieder und Freunde eingeladen. Das steht übrigens noch aus, aber keiner weiß, ob die Feier dieses oder nächstes Jahr stattfinden wird.

---

Leider fand meine restliche Familie (Onkel, Tanten etc.) - obwohl sie mich kennen müssten und wissen, wie schwer mir sowas fällt - diese stille Hochzeit gar nicht so toll, sie waren alle enttäuscht und haben mit ihrem "Wir sind nicht dabei gewesen, wir haben nicht viel gewusst" einen Schatten über das ganze Ereignis geworfen.
Ich hätte es ihnen noch am selben Tag freudestrahlend erzählt, aber irgendjemand hat vor der Trauung geplaudert, somit hat es sich herumgesprochen und alle konnten ihrem Ego freien Lauf lassen. Das macht mich ehrlich gesagt etwas wütend.

---

Wir hätten eben wirklich irgendwohin fahren müssen, sodass es wirklich KEINER erfährt. Denn im Endeffekt ist es UNSERE Hochzeit und ich war noch nie so, dass ich jemals die Wünsche und Erwartungen meiner Familie erfüllt, geschweige denn das gewollt oder gekonnt hätte.
Ich lebe ja schließlich für MICH, nicht für andere und deren Erwartungen. Das möchte ich nicht und vor allem KANN ich das auch nicht.

View more

Dass ich den anderen Menschen überhaupt erstmal ertragen kann und er mich - allein das ist schon mal ein Akt, auf den ich Wert lege, denn sonst kommt es erst gar nicht zu einer zwischenmenschlichen Beziehung.
Wenn das dann gegeben ist, kommt es mir auf die Freundschaft an, denn diese muss unbedingt gegeben sein. Diese ziehe ich sogar sexueIIem oder romantischem Interesse vor. Auf Treue, Respekt, Rücksicht, Kommunikation, Ehrlichkeit, Vertrauen, Kompromissbereitschaft. Die Akzeptanz, dass beide Partner nicht immer einer Meinung sein müssen.
Teamarbeit wäre da noch - man sollte über die Aufgaben sprechen und schauen, dass man sich gegenseitig unterstützt.
Freiraum finde ich auch sehr wichtig - beide sind ein Team und gleichzeitig ist jeder der beiden Partner ein eigenständiger Mensch mit eigenen Bedürfnissen, Wünschen und Zielen. Freiraum finde ich übrigens auch auf der körperlichen Ebene wichtig - ich brauche das, manchmal einfach alleine zu sein. Dann will ich auch nicht gekuschelt oder gestört werden, sondern nur mal für mich sein.
Das waren die wichtigsten Qualitäten, zu den unwichtigeren zählen zum Beispiel, ob mein Partner mir gut den Rücken kratzen kann ┐(￣ヘ￣)┌

View more

Mir wurde schon seit ich denken kann gesagt, ich sei "anders". Egal ob von anderen Gleichaltrigen, Lehrern etc. Daraufhin hat sich Mama belesen und ist mit mir von Therapie zu Therapie gehüpft (Ergotherapie, Logopädie, Klangschalentherapie, Heilpraktiker, Psychologe, Psychiater, ...). Jedoch fiel nie das Wort Asperger, ich glaube, meine Mom wollte das auch nicht hören und hatte damals auch ein ganz faIsches Bild von Autismus. Lieber bezeichnete sie mich als "Indigokind" oder einfach als "Tranfunzel".
So habe ich dann vor mich hingelebt, fühlte mich nie richtig zugehörig und wusste eigentlich selbst schon immer, dass ich mich von den anderen ein bisschen unterschied (man hat es mir ja auch ständig wieder unter die Nase gerieben).
Ich war als junger Teenie mal in der Röhre, da hieß es, meine beiden Hirnhälften seien leicht unterschiedlich. Damals sagte man mir, dass es aber nicht nötig ist, da näher draufzugucken, weil das bei jungen Frauen (gerade in der Pubertät) öfter vorkommt und ich mir deswegen keine Gedanken machen muss. So weit, so gut. Ich als Hypochonder habe mir natürlich trotzdem das Hirn zermartert.
Einige Tests musste ich auch machen, zum Beispiel IQ-Tests oder bestimmte andere Tests, aus denen schnell hervorging, dass ich überdurchschnittlich intelligent bin (ich will mich nicht damit brüsten Leute, das gehört einfach zur Erzählung). Da lernte ich dann später, dass das ein FIuch sein kann, weil andere viel zu viel von einem erwarten und sozusagen nicht einsehen wollen, dass jemand, der intelligent ist, Autismus haben könnte ("Du bist doch so intelligent, du kannst keinen Autismus haben" ääähhh...).
Als mich die Welt dann immer schIimmer überforderte und ich in starke Depressíonen rutschte, wurde ich zum Psychiater geschickt, der mir lediglich Depressíonen diagnostizierte. Die hatte ich ja auch, weil mich die Welt, der ich mich nur so schwer anpassen konnte trotz Masking, fertig gemacht hat.
Erst vor wenigen Jahren, als ich eine psychologische Therapie gemacht habe, äußerte meine Therapeutin als Erste von allen Verdacht auf Autismus. Da ich mich selbst mit dem Thema nicht wirklich beschäftigt hatte, lehnte ich das trotzig ab, weil ich sowas nicht haben wollte (lol).
Ich brach die Therapie für eine Weile ab (Sturkopf), währenddessen begann ich, mich zu dem Thema zu belesen. Und oh man, ich hab mich noch nie so verstanden gefühlt.
Ich nahm die Therapie wieder auf, es gab wieder ein paar Tests und Fragebögen und irgendwann, nach einiger Zeit und Beobachtung und Therapie, wurde es dann diagnostiziert.

View more

Ja - wenn ich lese, dann manifestiert sich das Geschriebene sofort visuell vor meinem inneren Auge. Es ist wie ein Film - detailreich, atmosphärisch, ich sehe ganz klare Bilder.
Wenn zum Beispiel die Natur beschrieben wird, dann sehe (und höre) ich sie in meinem Inneren - wie sich die Bäume im Wind bewegen, wie das Wasser sich kräuselt, wie der Wind kühl über die Haut streicht und so weiter.
Hinzu kommt die jeweilige Atmosphäre, die ich nicht beeinflussen kann. Jedem Buch, jeder Geschichte haftet eine ganz eigene Atmosphäre an, die unveränderlich und einzigartig ist. Deshalb bleibt mir gelesenes immerzu im Gedächtnis und ich kann die Atmosphären im Inneren wieder herauskramen.

---

Das macht jedes Buch für mich zu einem Leseabenteuer, im wahrsten Sinne des Wortes. Lesen ist wirklich eine meiner liebsten Beschäftigungen.

View more