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Uri Bülbül

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Allerdings bringt mich das zu einem weiteren Punkt, den du auch schon in deiner ersten Antwort angesprochen haben dürftest, wenn ich mich nicht täusche: Wer hat mir ob in der Schule oder Privat vorzuschreiben was ich zu lesen habe bzw. gelesen haben sollte?

Den Begriff der «kulturellen Bildung» tief zu ergründen, wird die Aufgabe der nächsten Wochen sein, die ich mir selbst auferlegt habe. Dazu gehört natürlich auch die Frage, welche Rolle kanonisiertes Wissen spielt, welche Funktion er erfüllt. Dient es der Kultur, dann die Frage welcher Kultur? Dient es der Gesellschaft? Dient es der Politik? Und wie steht es um die Selbstvergessenheit der Tradition? Ich meine damit: irgendetwas wird nur noch gemacht, gepflegt oder praktiziert, «weil man es eben schon immer so gemacht hat» und eigentlich schon gar nicht mehr weiß, wozu das gewesen sein sollte. Die Selbstvergessenheit der Tradition ist ein wesentlicher Bestandteil des Phänomens Tradition, so dass man eigentlich sagen kann, dass es zum Prozess der Tradierung gehört, dass darin der ursprüngliche Grund von ritualisierten Handlungen verloren geht, überdeckt wird, in Vergessenheit gerät. Die Tradition programmiert ihre Selbstvergessenheit vor und lebt davon.
Zugleich aber unterhöhlt sie damit auch ihre eigene Existenz. Das ist die Dialektik, die der Tradition innewohnt. Denn wenn man irgendwann nicht mehr weiß, wozu bestimmte Feste, Rituale, Zusammenkünfte etc. gut sind, werden sie modifiziert oder aufgegeben. Und wenn man sich gar keine Gedanken mehr um ritualisierte gesellschaftliche Formen macht, entstehen allgemeine Haltlosigkeiten, die zum gesellschaftlichen Verfall (Dekadenz) führen. Denn sonst könnte man ja alte Traditionen durch neue ersetzen, die man auf den Weg bringt.
Tatsächlich aber wird dem kulturellen Verfall wenig bis nichts entgegengesetzt; man hat als Widerstand höchstens stumpfsinnigen Konservativismus, der autoritär an Überlebtem festzuhalten versucht und der Rest ist einfach kapitalistisch motivierter Konsumismus des Kaufen, Kaufen, Kaufen und des damit einhergehenden radikalen Individualismus: Mir hat keiner etwas vorzuschreiben.
Gegen das autoritäre Konservative z.B. in Kirchen und Religionsgemeinschaften gerichtet, mag das sehr sinnvoll sein, wird aber gegen alles und jeden gerichtet zum Unfug. Denn eines müsste offensichtlich sein: Individualismus ist im Atommodell gedacht: erhöhte Entropie und die Auflösung molekularer Strukturen. Freie Radikale sind aus ihrem molekularen Kontext gerissen - sie sind nicht wirklich frei im positiven Sinne des Wortes, sondern eigentlich einsam und sehnsüchtig auf der orientierungslosen Suche nach einer neuen molekularen Verbindung.
Und nun zu deiner Frage, die ja irgendwo nach Freiheit ruft, ohne sie wirklich zu finden: Denk mal darüber nach, wie Wissen erzeugt, kanonisiert und weitergegeben wird, dann weißt du auch, wer dir was vorzuschreiben hat: In der Schule ist es der Staat, im Privaten die manipulierende Konsum-/Kulturindustrie, die dich deiner Subjektivität beraubt und dich in der Illusion, frei zu sein als freies Radikal ausnutzt, indem es deine Bedürfnisse ersatzbefriedigt.

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Dann schau dir mal auf YouTube "Trau Keinem Promi" an

Weswegen noch mal? Warum «Dann schau dir mal...»?

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Wie fändest du eine IS Go App die dir Leute anzeigt in deiner nähe, die auch mit Äxten ein paar Menschen abschlachten wollen?

InfuriatedJurijcorn’s Profile PhotoJurijcorn
Fakt ist: uns fehlt ein Mittel, dem Wahnsinn einhalt zu gebieten. Grenzen, Stacheldraht, Mauern, Geheimdienste? Bessere Kontrollen? Käseglocke? Gläserne Menschen? Warum also nicht auch ein IS GO APP?
Das Einzige, was wirklich keiner zu brauchen scheint, ist MENSCHLICHKEIT. Aber jetzt mal im Ernst: was soll das denn sein?
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Guten Morgen , Hab ich das eben grad richtig gelesen ? 'Sie mögen und lesen Nietzsche' ? Das erstaunt mich wirklich. Hätt ich nicht vermutet. Was ich bisher bei N. heraus las, weicht doch in vielen Punkten von Ihrem bisherigen Auftreten hier wesentlich ab. ...Ist er Ihnen NICHT zu radikal ?

Verehrter Graf, Sie haben richtig gelesen - gar kein Zweifel. Nietzsche ist meine große Inspirationsquelle seit meiner Jugend und den ersten philosophischen Schritten, die womöglich etwas zu idealistisch und tapsig begonnen haben mögen, doch mittlerweile empfinde ich meine Schritte als einen dionysischen Tanz um Perpektiven, deren Wechsel, als ein Spiel mit der Musikalität der Sprache und der Gedanken, mit der Sinnlichkeit der Gefühle, der Leidenschaften und der Intuition.
Und Nietzsche ist der größte aller Gedankentänzer. Meine Theaterversuche basieren auf einigen seiner Textpassagen und auf seinen Gedanken, aus seiner Frühschift «Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik». Ich führe mit meinem Postdrama das Theater wieder zurück zur Musik und meiner Meinung nach ganz in Nietzsches Sinne kann dies nur noch ein Theater der gebrochenen Stücke sein, wenn Sie sich freundlicher Weise an das Ende seines Zarathustras erinnern mögen.
«Von alten und neuen Tafeln
Hier sitze ich und warte, alte zerbrochene Tafeln um mich und auch neue halb beschriebene Tafeln. Wann kommt meine Stunde?
– die Stunde meines Niederganges, Unterganges: denn noch Ein Mal will ich zu den Menschen gehn.
Dess warte ich nun: denn erst müssen mir die Zeichen kommen, dass es meine Stunde sei, – nämlich der lachende Löwe mit dem Taubenschwarme.
Inzwischen rede ich als Einer, der Zeit hat, zu mir selber. Niemand erzählt mir Neues: so erzähle ich mir mich selber. –» http://gutenberg.spiegel.de/buch/-3248/67
Nein, Nietzsche nicht und nichts ist mir zu radikal, da "radikal" von "radix" der Wurzel kommt; man muss die Dinge an der Wurzel packen, wenn man sie gründlich ändern will. Das weiß ein alter Rhizomtheoretiker wie ich. Ein hysterisches Zerstören hingegen, was viele für radikal halten und was doch kaum mehr ist als eine irre Zerstörungswut wie die der Medea, ist nur Raserei und hat mit wahrer Radikalität und dem dazu gehörigen kühlen, um nicht zu sagen: heilig-nüchternen Kopf nichts zu tun.
Vielleicht mag der Titel meines Romans SOKRATES ein wenig irritieren, da Sokrates den Beginn einer großen Dekadenz der Antike, will man Nietzsche Glauben schenken, markiert. Diogenes Laertius und Cicero sind der Meinung, Sokrates habe die Philosophie von den Sternen in die Städte geholt und unter Menschen gebracht. Ein Nietzscheaner weiß aber, dass es einen einsamen Denker und Dichter auch raus zieht aus der Stadt in die Welt, die ein Tor zu tausend Wüsten ist - stumm und kalt. Ich bin der Narr, der vor Winters in die Welt entflohen, und mache nun nirgends halt ;) SOKRATES jedenfalls ist nicht das Ende aller meiner Tage.

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Da stellt jemand anonym eine Frage zu SOKRATES und denkt, ich könnte aufgrund der Wortwahl und des besonders suggestiv-implikativen Stils nicht erahnen, wer es ist. Aber lassen wir das! Kommen wir lieber zu SOKRATES Folge 226: der Wald und die Koma-Patienten...

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«Einen Fisch und einen Kapitän namens Nemo gibt es schon, einen Nasenbär noch nicht. Jetzt kann es einen Kapitän, einen Fisch und einen Nasenbär geben. Alle mit Namen „Nemo“.» Lara hasste Sport, lange Wanderungen, überhaupt jede Form von unnötiger körperlicher Anstrengung. Sie bekam kaum noch Luft durch das schnelle gehen, während es drückend schwül wurde, als wären sie in einem tropischen Gewächshaus. «Bist du sicher, dass wir in die richtige Richtung laufen?» fragte sie atemlos. Basti schien diese Wanderung weniger Probleme zu bereiten, obwohl auch sein Hemd durchgeschwitzt war. «Ich bin mir nur sicher, dass wir Rudi folgen müssen. Wenn er sich nicht verirrt hat, sind wir auf dem richtigen Weg, sonst sind wir verloren!» «Vielleicht könnte uns auch Nadia helfen», warf Lara ein. Sie brauchte dringend eine kleine Verschnaufspause. «Vielleicht können wir aber auch hier auf Nadia warten, bis wir alt und grau sind!» erwiderte Basti ungeduldig. Sie befanden sich an einem steilen Anstieg, der mit Büschen, Bäumen, Farn und Schlingpflanzen dicht bewachsen war. Es kostete viel Kraft sich durch diesen Wildwuchs nach oben zu kämpfen. Immerhin kletterten sie auf einen Berg oder Hügel mit einem steilen Hang. Das konnte so falsch nicht sein, was Lara etwas beruhigte. Über ihnen im Himmel kreisten Zopilote mit weißen und schwarzen Federn, grauen Federkragen am orangenen Hals, einem braunen Kopf und mit einem orangenen Kamm über ihren Schnäbeln, wo sich ihre Nase befand. Einige von ihren kreischten und krächzten grausam laut. «Die warten nur, bis wir vor Müdigkeit umfallen, dann kommen sie und hacken uns die Augen aus und weiden sich an unseren Innereien», bemerkte Basti düster. Diese Vögel mit ihren langen scharfen Krallen, die immer näher kamen in ihrem Kreisflug, waren in der Tat Angst einflößend. «Ich kann nicht mehr», stöhne Lara.
Doktor Theresa machte um halbsechs Uhr in der Frühe noch eine Runde durch die Intensivstation. Die Apparate (und mit deren Hilfe sie selbst) hatten alles unter Kontrolle. Die Werte waren normal, die Geräusche regelmäßig auf der Station. Aber Theresa suchte noch einmal den Kontakt zu den Schlafenden und im Koma Liegenden, wovon es nun zwei seltsame wie schwere Fälle gab. Ein Patient lag schon seit über einem Jahr auf der Station: Karl Lembrecht, ein Langzeitstudent, der schon die Dreißig überschritten hatte, und nun seit gestern die Kommissarin Johanna Metzger nach ihrem Verkehrsunfall. In Lembrechts Zimmer war es seltsam kühl; Theresa überprüfte die Fenster, die Regelung der Klimaanlage und stellte sich anschließend ans Bett des Patienten. Sie berührte seine Stirn, streichelte ihn ein wenig gedankenverloren, wurde aber das Gefühl der Kälte nicht los. Was stimmt hier nicht? fragte sie sich und fand keine Antwort auf ihre Frage. In einer halben Stunde würde ihr Dienst vorbei sein, sie hatte die Patientenkartei dieses Mannes immer wieder durchgelesen. Sein letzter Arztbesuch, bevor er ins Koma fiel, lag über drei Jahre zurück.

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Gibt es eine Verschwörungstheorie, die du nicht als Theorie, sondern eher, als aufgedeckte Wahrheit ansiehst? Welche und warum?

Es gibt Geheimdienste, es gibt Seilschaften, es gibt Burschenschaften, geheime Verbindungen, es gibt die Freimaurer, die Satanisten, die verschiedenen Organisationen innerhalb der katholischen Kirche - alle möglichen Bruderschaften, diplomatischen Bünde, Clubs und Verbrecherorganisationen. Natürlich entfalten sie auch eine gewisse Wirkung, also Macht, sie erzielen Effekte, begehen Verbrechen, haben Rituale - wer könnte das bestreiten? Die Frage aber ist: wieviel von all dem kann zu so etwas wie einem Weltgeist sich formen und einen Staat oder gar die ganze Welt lenken wie das Gehirn einen Körper (wobei ja schon dieser Vergleich ganz schön hinkt).
Daher bin ich kein Freund der Verschwörungstheorien, weil sie die Verschwörung über und den Faktor des Zufalls und vieler anderer Dinge, die wirken, unterschätzen.
Auch im Falle Erdogans bin ich mir nicht sicher, ob er alles geplant hat oder ob ihm nicht auch eine Menge Zufälle in die Hand gespielt haben, so dass er zurecht sagen kamm: kommt wie gerufen, ist ein Geschenk Gottes. Fakt ist, er kann seine Macht skrupelloser denn je ausbauen, Kemalisten und andere Modernisten aus Ämtern und staatlichen Stellen herausdrängen, Aleviten und andere Menschengruppen, die ihm nicht Untertan sein wollen, verfolgen und eliminieren, politische Opposition ausschalten. Es ist ein besorgniserregender Zustand, der durch Verschwörung und Konstellation verschiedener historischer Phasen entsteht und sich zu einem explosiven Gebräu mixt.

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Gibt es eine Verschwörungstheorie die du nicht als Theorie sondern eher als
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Worauf bist du stolz? Und was macht dich momentan glücklich? Ich wünsche dir einen wundervollen Tag voller Sonnenschein!

Ich wünsche dir auch einen wundervollen Tag voller Sonnenschein :) Ich genieße meinen Tag im Garten und finde es im Moment absolut paradiesisch.
Ich möchte das Wort "stolz" für meine Empfindungen und meine Selbstbestätigung nicht allzu sehr strapazieren. Stolz hat für mich durchaus auch etwas Eitles aber auch Verletzliches. Wer zu stolz ist, plustert sich zu sehr auf und gibt eine schöne fette Angriffsfläche. Bescheidenheit, Konsequenz, Ausdauer, Strategie, Planung wie Spontaneität sind die Dinge, die mir besonders wichtig sind und immer in Kombination mit dem für alles nötigen Fingerspitzengefühl.
Zur Zeit machen mich mein Denken und mein Schreiben glücklich, die Kommunikation auf ask, die Ideen, die ich noch verwirklichen will und an deren Verwirklichung ich schon arbeite.
Ich hätte sehr gerne neben der virtuellen kulturellen Bildungsstätte auch eine reelle als epikureischen Garten, also diesen einen, nämlich die Kulturlaube. Hier müssen kleinere intensive Treffen stattfinden, Gespräche, Lesungen, Besprechungen, Planungen, Präsentationen, Ideenfindungsrunden. Das fände ich schön; das Virtuelle im Netz ist sehr effektiv und umfangreich, dazu müssen aber auch tatsächliche Kontakte stattfinden. Das wäre perfekt. An dieser Idee zu feilen, macht mich glücklich, auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt, wie heute morgen, als mir mitgeteilt wurde, dass für eine anvisierte Konzertveranstaltung das Kulturbüro leider (noch) kein Geld zur Verfügung hat. Aber das gehört zu meinem Leben und zu meiner Arbeit dazu. Vielleicht kann ich irgendwann stolz darauf sein, durchgehalten zu haben.

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Durch welches Medium lernst du am meisten?

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Es gibt einen alten lateinischen Spruch, der an Wahrheit bezüglich deiner Frage kaum zu übertreffen ist. Zu deutsch heißt er: durch Lehren lerne ich. Mein Medium ist das Erklären: im Grunde erkläre ich anderen nur wie manche vor dem Spiegel eine Rede einstudieren oder sich schminken, frisieren o.ä.
Nur, dass meine Methode viel effektiver ist, da ich nicht nur mich vor mir habe, sondern unzählige andere, die ganz selbständig reagieren und an diesen Reaktionen, zweifelnde Blicke, eine hochgezogene Augenbraue, herunterhängende Unterlippe, eine kleine Minigeste der Hand... all das kann schon dazu beitragen, dass ich meine Äußerungen, die ich über Gedanken und Sachverhalte getätigt habe, schnell noch einmal überdenke.
Und dann kommen weitere Kostbarkeiten wie andere Ansichten, Fragen, Gegenargumente und Gegenmeinungen, Informationen darüber, was ich aus welcher Quelle noch für mein Thema lernen könnte. Kurzum: eigentlich ist die gute alte Kommunikation das allerbeste Medium des Lernens; alle anderen Medien wie Internet, Bücher, Videos, Lexika, Wikipedia sind diesem einen Medium untergeordnet.

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Sind Körperflüssigkeiten von Uri Nachtigall in Ayleens Leiche? Wird das je jemand erfahren? Oder bleibt der Eindruck, dass Rufus eine eigenständige Figur ist?

Gelegenheit über SOKRATES, die Technik des Fragenstellens, Hermeneutik zu philosophieren.
Über Implikationen in Fragestellungen habe ich schon häufiger geschrieben. Es gibt sozusagen keine voraussetzungslose Frage: "Wie heißt du?" beispielsweise impliziert schon, dass der angesprochene einen Namen hat und diesen nur als Antwort preisgeben muss. Selbst bei einer Antwort wie etwa "Das kann ich dir nicht sagen" würde man nicht sofort daran denken, dass der Gefragte es nicht sagen kann, weil er gar keinen Namen hat, sondern weil er anonym bleiben will oder muss. So ist unser Denken, Sprechen und unsere Kommunikation von unzähligen Implikationen durchsetzt, es sind stillschweigende Voraussetzungen, die sowohl Verständigung als auch Mißverständnisse ermöglichen.
Implikationen sind das Ungesagte, das Unausgesprochene, was sich in Sätzen befindet und ebenfalls eine große Rolle spielt.
Die Kunst des Verstehens (Hermeneutik) setzt sich mit dieser Problematik auseinander und versucht Methoden der Interpretation zu entwickeln, damit das Unausgesprochene und im Verborgenen Liegende möglichst verständlich und verbindlich zu Tage gefördert werden kann. Und "verbindlich" bedeutet in diesem Fall auch logisch einsichtig, so dass man eigentlich am Ende im besten Fall ein Aha-Effekt hat.
So wäre die Interpretation eine echt bereichernde Tätigkeit; leider ist die Hermeneutik nicht nur mit Ideologie behaftet und belastet, ich würde am liebsten sagen: konterminiert, sie ist zudem auch noch obendrein an Machteffekte gekoppelt: Wer hat das Recht, die richtige Auslegung einer sprachlichen Äußerung für sich zu beanspruchen? Z.B. die Bibelauslegung. Aber auch juristische Texte erfordern eine Interpretation und Anwendung auf einen konkreten individuellen Fall, was der Interpretationsmacht eines Gerichts und der Richter darin obliegt.
In der Dichtung hat auch der Staat die Hand über die Interpretation gelegt: es sind Schule und Lehrer, die Texte auswählen, gewichten und bestimmen, was gelesen und wie von Schülern gedeutet werden muss. Und in diesem Kontext steht die Frage: was will uns der Dichter damit sagen? Und auch hier die Implikation: a) der Dichter will etwas sagen? b) wir sind seine Adressaten? wobei man schon fragen darf, wer denn dieses "wir" nun schon wieder sein soll! Die Gemeinschaft derjenigen, die dem Deutschunterricht ausgesetzt sind?
Wer Fragen zu fiktionalen Texten stellt, muss sich auch auf diese Texte einlassen und schon vor seinen Fragen damit anfangen, für sich Implikationen zu entdecken und aufzudecken. Was in dem bisher Geschriebenen spricht dafür, dass Uri Nachtigall und Rufus dieselbe Person sein könnten? Und warum gehst du davon aus, dass Themen unerledigt bleiben werden ("wird das je jemand erfahren")? Und warum ist es nur ein "Eindruck", dass Rufus eine eigenständige Figur ist? Steckt dahinter die Behauptung, dass Uri Nachtigall als mein Avatar nekrophil sei und damit womöglich auch ich? Das wäre ein Fall von hermeneutischem Dilettantismus.

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Eine seltsame Geschichte ist das! Basti weiß etwas, was uns Furchtbares erahnen lassen könnte. Aber lieber erzählt er von einem Nasenbär. Sind Lara und er nun unterwegs in die Psycho-Villa? Oder befinden sie sich auf einem Irrweg? SOKRATES Folge 225: Wer oder was ist Nemo?

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Der Schlitzrüssler eilte davon, wild den Erdboden beschnuppernd. Dann aber kurz bevor Lara und Basti den Anschluss zu verlieren drohten, blieb er, ohne sich umzudrehen, stehen, schnüffelte pausenlos weiter und wartete. Basti hielt Laras Arm fest und zog sie unerbittlich und bestimmt mit sich. «Du darfst nicht zurückschauen. Du darfst jetzt nicht zögern, was hinter uns liegt, muss hinter uns bleiben; wir dürfen uns das nicht, niemals ansehen!» redete er eindringlich auf Lara ein. Sie ließ sich zwar mitziehen, aber nicht ganz ohne Widerwillen. Sie hatte noch einige Fragen offen und hätte gerne Antworten gehabt, aber sie spürte auch eine unerklärliche Dringlichkeit, was sie Basti folgen ließ, ohne wirklich Widerstand zu leisten. Dann aber plötzlich blieb sie doch stehen, ruckartig zog sie an Basti, womit sie ihn auch zum Stehen zwang. «Halt! Jetzt sag mir endlich, was du weißt! Du weißt etwas und willst es mir nicht sagen! Ich will es aber hier und jetzt und sofort wissen!» «Ich will dich nicht verlieren, wie einst Orpheus Eurydike verlor! Gut, ich bin kein genialer Sänger und du bist auch nicht meine Frau. Der Vergleich hinkt vielleicht ein bißchen, aber er sagt schon auch etwas aus, verstehst du?» Lara musste nicht lange überlegen, sie antwortete trotzig: «Nein, ich verstehe nicht.» «Gut, dann sage ich es so: deine Mutter ist fast verrückt vor Sorge. Wir müssen zurück, bitte, damit sie sich wieder beruhigen kann. Wenn du aber jetzt zurück schaust, werden wir uns wieder verlaufen und kommen nicht zurück. Also bitte, lass uns schnell weiter gehen. Du und ich und Rudi können Bellarosa nicht helfen. Komm jetzt, bitte!» Lara gehorchte. Da sie kurz Rudi aus den Augen verloren hatte, wollte sie auch nicht zurück schauen, denn Rudi war ihnen vorausgeeilt und nicht zurück gelaufen. «Wirst du mir trotzdem noch verraten, was du noch weißt?» fragte Lara. «Ja, zu Hause, ich meine in der Villa», antwortete Basti und sprach weiter, was für Lara keinen wirklichen Sinn ergab: «Und ich werde in der Villa dem, der uns schreibt, schreiben: „Ich will auch bitte, dass in der Geschichte auch ein Nasenbär vorkommt und der dann Nemo heißt, bitte. :3“ Ja, das werde ich ihm schreiben.» «Nemo? Ist das nicht ein Fisch?» fragte Lara. Basti schüttelte erst den Kopf, dann nickte er und schüttelte dann wieder den Kopf. Lara musste darüber lächeln. Irgendwie schaffte er es immer wieder, dass sie nicht böse auf ihn sein konnte, obwohl sie sich im Moment über ihn geärgert hatte, weil er so geheimnisvoll tat und ihr irgendetwas von Orpheus und Eurydike erzählte. «Es gibt einen Fisch namens Nemo und einen Kapitän, der so heißt wie der Fisch, aber eigentlich ist „nemo“ lateinisch und heißt „niemand“.» «Ganz schön verwirrend ist das!» sagte Lara. «Fisch, Kapitän, Nasenbär und alle heißen sie „Nemo“. Was soll das?» fragte sie schwitzend und keuchend. Es war anstrengend so schnell Rudi zu folgen und sich gleichzeitig mit Basti zu unterhalten.

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Welche Bedeutung hat Musik für dich bzw. dein Leben? Wieso? Welche Genre bzw. Künstler bevorzugst du? Musizierst du selbst?

Musik als Musikalität also als die Bedingung der Möglichkeit zur Musik, um auf einer transzendentalen Ebene zu beginnen, hat eine sehr große Bedeutung für mich. Mehr als ich es in den früheren Phasen meines Lebens wahr haben wollte. Ich hatte mich etwa mit 14 Jahren auf den Standpunkt zurückgezogen, dass ich unmusikalisch sei, mit Musik nichts zu tun hätte, und ich aus meinem Kopf heraus leben müsste.
Aber es war eine der lächerlichsten und offensichtlichsten Lebenslügen, die ich mir zurecht gelegt hatte. Denn immer spielte Musik für mich eine sehr große seelische Rolle. Meine Mutter fand es amüsant bis bemerkenswert, mich in meiner frühesten Kindheit mit einem bestimmten Lied, das sie sang, zum Weinen bringen zu können. Sie fing an zu singen und nach wenigen Takten konnte ich mich gerührt nicht mehr zurückhalten. Die Unterlippe fing an zu beben und die Tränen kullerten. Sie erzählte davon allen Nachbarn und ihren Freundinnen. Sehr sensibel - die Frau!
Ich kann mich leider an das Lied nicht mehr erinnern, bin aber sicher, dass ich es wieder erkennen würde, wenn ich es heute hörte. Seit etwa einigen Monaten bin ich auf der Suche danach, aber ich finde es nicht.
Später sollte ich in der ersten Klasse Mandoline lernen, irgendwie war die ganze Stimmung in der Schule und zu Hause und um mich herum so gar nicht nach einem Musikinstrument, die Atmosphäre war vollkommen unmusikalisch. Ich spürte ganz genau: in diesem Alltag hat Musik keinen Platz, das Instrument macht auch nicht, was ich will - ich finde den Schlüssel nicht, es für mich zu stimmen.
Apropos Schlüssel: der Musikunterricht ging in eine ähnliche Richtung: Der Notenschlüssel wurde für mich zu einem magischen Zeichen, das mir nur sagen wollte: Hier hast du, kleiner Junge, nichts verloren. Das ist höher geweihten vorbehalten, Leuten, die sich zu benehmen wissen, die "richtig" singen können und hören, was "richtig" und "falsch" ist, was für mich aufgrund meines autoritären, Angst einflößenden Musiklehrers in die Richtung des Gehorchens ging.
Ich habe für mich den Satz: "Wer nicht hören kann, muss fühlen" für die Musik neu interpretiert. Als ich 15 Jahre alt war, vermittelte mir ein sich zum Mentor machender Freund und Klassenkamerad die Liebe zur klassischen Musik anhand einer Klaviersonate; ich begann E-Musik, Klassik, Avantgard, elektronische Musik (Emerson, Lake and Palmer), Rock, Pop
https://youtu.be/N-aK6JnyFmkKlugdiarrhoe’s Video 139516265913 N-aK6JnyFmkKlugdiarrhoe’s Video 139516265913 N-aK6JnyFmk
und alle Formen der Musik intensiv zu hören. Seit fünf Jahren arbeite ich eng mit einem Weltmusikexperten und Musiker zusammen und weiß, dass mein Verhältnis zur Musik ganz neu überdacht werden muss; denn die Musikalität fand schon ein Zuhörer meiner Literatur in meinen Texten wieder, als er sagte: deine Texte sind wie ein Tanz mit Worten und Gedanken. Vielleicht hat meine Liebe zu Nietzsche noch tiefere Gründe, als ich ahne.
https://youtu.be/Cl212iel_bYKlugdiarrhoe’s Video 139516265913 Cl212iel_bYKlugdiarrhoe’s Video 139516265913 Cl212iel_bY
Das ist das vorläufige Ergebnis.

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Liked by: ialociN Papiertiger.

Welche Bedeutung hat Musik für dich bzw. dein Leben? Wieso? Welche Genre bzw. Künstler bevorzugst du? Musizierst du selbst? a certain someone Teil 2:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Und dann passierte noch etwas Seltsames, was mich zum Umdenken bezüglich meines Musikverständnisses bewegen sollte:
Vor drei Jahren gab es in unserem Theater am Ende eines internationalen Workshops ein Präsentationskonzert mit Musikern aus Dänermark, Spanien, Istanbul und Deutschland, in dem ein altes türkisch sprachiges Volkslied gegen den Krieg verjazzt präsentiert wurde. Ich konnte wieder nicht meine Tränen zurückhalten und musste am Ende des Stücks weinend raus aus dem Saal; das sahen Freunde aus Wuppertal, die leider zu spät zum Konzert kamen und fragten ganz besorgt, was denn passiert sei - sie wollten sofort helfen und waren zu jeder Schlägerei bereit. Ich musste weinen und lachen zugleich. Als sie verstanden, dass ich vor Rührung weinte, lachten sie mich nicht, wie ich es erwartet hatte, aus, sondern waren selbst sehr gerührt und bedauerten umso mehr zu spät zum Konzert gekommen zu sein. Hier kann man das Stück aber noch hören - in meinem privaten Archiv:
www.kulturprogramm.de/musik/yemen_tanartryolmix.mp3
Mein Versuch, in ähnlichen Konstellationen Musik und Literatur näher zu bringen, hört sich u.a. so an:
www.kulturprogramm.de/musik/Transaesthetics_Uri_Stell_Dir_vor.mp3
Die Verwicklungen mit Musik und meinem Leben gehen zwar auf eine ganz romanhafte und schier unglaubliche Art weiter, aber darüber kann ich noch nicht schreiben - alles noch zu frisch und wahnsinnig aufregend. Und in solchen Fällen gilt natürlich das Motto: Cherchez la femme. Aber nein, ich werde nicht mehr verraten, könnte Unglück bringen, ha, ha.
Aber würde ich diese Geschichte, die ich nun leben darf, in einem Roman schreiben, würde sie zu konstruiert wirken. Lassen wir lieber der Romantik viel Spielraum ;)
Aber zu meinen literarisch-musikalischen Bemühungen mit meinen Musiker-Freunden gehört u.a. auch dies:
www.uribuelbuel.de/Jazzlesung3.mp3
und
ich kann, wie ich es hiermit beweisen will, auch selbst singen, ha, ha:
www.uribuelbuel.de/lonesome_cowboy.mp3

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Liked by: Papiertiger.

Ein Lichtblitz zuckt über den Himmel und in der Ferne steigt langsam ein riesiger Atompilz in die Höhe. Du hast kaum eine Minute Zeit bis dich die Wirkung erreichen wird. Was machst du in den letzten Sekunden bevor du verglühst?

sopzock’s Profile PhotoSam
Ich ärgere mich, dass meine Bemühungen zuvor, der Menschheit mit meinen bescheidenen Mitteln Vernunft einzuhauchen, nun endgültig gescheitert sind. Zum Weinen bleibt wohl keine Zeit, nicht wahr?
Liked by: Sam

Ha, ha, der kafkASKe Fortsetzungsroman heißt noch immer SOKRATES und nicht etwa Marshall McLuhan, wie es die vorherige Folge in der Einleitungsfrage fälschlich suggerierte. Jetzt aber mit dem Filmzitat SOKRATES Folge 224: Was?

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Wollten sie womöglich zunächst ihre Wähler und Sympathisanten mit Geschenken bedenken? Niklas Hardenberg war laut Kontostand Multimillardär. Für ihn ein Albtraum.
Dagegen sprach einiges:
1. Woher sollten sie wissen, daß Niklas Hardenberg mit ihnen sympathisierte?
Er hatte sich nirgendwo im Chat, in den Foren oder sonst an einem Ort des Cyberuniversums zu irgend etwas geäußert.
2. Wäre diese Vorteilsgewährung ein überaus bourgeoises Verhalten; mit Schmierereien, Vorteilsgewährungen und ähnlich widerlichen Seilschaften arbeiteten auch die etablierten Parteien. Er spürte: das war kein richtiges Gegenargument, denn so hätten auch die Piraten sein können. Im Namen hui im Verhalten pfui! Moralisch brauchte man Niklas nicht kommen. Die Moral war ihm eine allzu biegsame Angelegenheit. Niemand fühlte sich moralisch im Unrecht, ganz gleich, was er tat. Das schlechte Gewissen plagte meistens die Unschuldigen.
Moral war ebenso metaphysisch wie unwiderlegbar, weil niemals um eine Ausrede verlegen wie der Marxismus auch. Apropos metaphysisch - ebenso metaphysisch waren auch seine eigenen Spekulationen über die Herkunft des Geldes auf seinem Konto. «Was war das denn?» riss ihn Kolbig aus seinen in die Ferne schweifenden Gedanken. Wenn er sich eine Insel kaufen würde, würde er die schöne Richterin auf jeden Fall mitnehmen wollen. Verständnislos und etwas desinteressiert wie desorientiert sah er seinem Anwaltsfreund ins Gesicht. «Was?» «Wir haben heute gewonnen, obwohl wir gar nichts dazu beigetragen haben. Wir haben gewonnen!» «Was?» fragte Niklas etwas verdutzt. Kolbig ärgerte sich darüber; formte aus Zeigefinger und Daumen eine imaginäre Pistole und sagte: «Wenn du noch einmal „was“ sagst, erschieße ich dich!» Niklas begriff gar nichts: «Was?» «Peng!» machte Markus Kolbig. «Du bist tot! Mann, Mann, Mann, mit dir ist auch gar nichts anzufangen! Die Richterin dachte zunächst, wir hätten etwas mit Suthers Verschwinden zu tun. Aber dann kam ihr die glänzende Erkenntnis, dass auch das Präsidium dahinter stecken könnte oder das Ministerium selbst. Wer weiß das schon? Sag mal! Hörst du mir überhaupt zu?» Jetzt wirkte Hardenberg schon fast debil: «Was?» «Ich muss jetzt weiter! Wir reden wieder miteinander, wenn du bei Bewusstsein bist!» Damit ließ Markus Kolbig seinen Ermittler stehen und machte sich in den Gängen des Amts- und Landgerichts auf und davon.
«Was war das denn?» fragte Lara vollkommen verständnislos, drehte sich noch einmal nach dem Gebäude mit dem Turm um, zögerte ohne sich von Bellarosa zu verabschieden und sich für ihre Gastfreundschaft zu bedanken, einfach wegzugehen. Sie konnte das kaum übers Herz bringen. Hispaniola Solenodon alias Rudi hatte es eilig; Basti @Maulwurfkuchens Freund war ihnen schnuppernd und schnüffelnd vorausgeeilt und Basti wollte den Anschluss an ihn nicht verlieren. Er zog Lara ungeduldig am Arm: «Los, komm schon! Wir müssen weiter. Wir können nicht länger hier bleiben. Mach schnell, sonst verlieren wir Rudi aus den Augen.»

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Was genau ist ein Gedanke? Wie würdest du es jemandem beschreiben der das nicht kennt? Zum Beispiel einer KI?

aoesnui’s Profile PhotoNaacal
Es gibt viele Bewusstseinszustände und Begriffe, die diese zu charakterisieren suchen. Meist werden intuitive Assoziationen sehr unterschätzt, ebenso Bilder sprich Ideen, die miteinander nicht nur der Wortbedeutung nach verwandt sind. Ideen sind bildhafte, häufig spontan auftretende Erscheinungen und Einfälle vor dem geistigen Auge.
Ein Gedanke hingegen ist eher das Gegenteil. Er ist an die sprachliche Ausformulierung gebunden und ist eine Aussage oder eine logisch zusammenhängende Aussagenkette. Wenn man sagt: «Da kommt mir ein Gedanke» ist es eben nicht dasselbe wie: «Ich habe eine Idee.» Letzteres ist ein spontaner Einfall; der Gedanke hingegen weckt die Erwartung der Ausformulierung. Man muss schon mindestens einen Satz formulieren, um einen Gedanken auszudrücken.
Ich glaube, dass die künstliche Intelligenz eher einen Gedanken begreifen und erfassen kann, als eine Idee oder eine Metapher.

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wie wichtig ist dir fairness?

aoesnui’s Profile PhotoNaacal
Oh, wie lange schlummert schon diese Frage ohne Antwort in meinem Archiv. Nun gehe ich schlendernd durch die Reihen der Fragen und entdecke diese. Das wäre wirklich unfair, sie noch länger warten zu lassen.
Fairness im Sinne von Spielregeln für alle Parteien einhalten, persönliche Niederlagen nicht allzu ernst zu nehmen, sondern auch ein guter Verlierer zu sein - all das gehört zu fairness. Ja, mir ist fairness sehr wichtig. Eine der wichtigen Bestandteile sozialen Verhaltens.
Vieles kann konfliktreich ablaufen; Konflikte sind nicht zu vermeiden, aber immer fair zu lösen.

Du hast fünf Fragen an eine dir fremde Person. Welche würdest du ihr stellen, um sie kennenzulernen?

Wenn ich eine Person wirklich kennenlernen will, mache ich das gewiss nicht im Wesentlichen durch Fragen und Antworten. Es kann ein einfaches Gespräch sein oder ein Redenlassen und gut Zuhören. Ich würde denn womöglich Fragen dazwischen werfen, um Reaktionen zu testen. Auch können Witze und Ironisierungen helfen. Mit einer vorher bestimmten Anzahl von Fragen käme ich in dieser Frage nicht weiter.

Hast du schon einen Pokémon gefunden? #PokémonGo

Ich war vor zwei Jahren auf einer Tagung der Bundesakademie für kulturelle Bildung «Gedruckt war gestern», bei der u.a. auch ein Vortrag über diese Form von Spielen gehalten wurde: eine Vermischung zwischen Virtualität und physikalischer Realität. Das könnte tatsächlich interessante Möglichkeiten für neue Kunstformen schaffen. Aber nicht jede Möglichkeit ist sofort an sich schon interessant, wenn die Kulturindustrie sie mit Kitsch & Trash auf den Markt bringt.

Vermisst du dein altes Ich?

eshathunger’s Profile PhotoAbsolem
Ich habe nur das Eine :'( Und es stellt ein Kontinuum in meinem Leben dar, was hier und da seine Diskontinuitäten aufweist. Aber im Grunde ist der rote Faden mein Ich, das sich im Laufe der Zeit wandelt, aber ein psychologisierender Archäologe hätte keine Probleme alle Schichten der Vergangenheit ausfindig zu machen, die den Boden meines gegenwärtigen Ichs ausmachen.
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Das kann ich jetzt schon ankündigen: In der Folge 224 wird ein kleines Filmrätsel sein, bin gespannt, wer den Film errät, der da von mir zitiert wird. Jetzt aber gibt es erst einmal Folge 223 des kafkASKen Fortsetzungsromans: Marshall McLuhan :)

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Hoffmann grinste in sich hinein, ohne nach außen auch nur eine Miene zu verziehen. Diese Frau würde es dem berüchtigten Albermann-Präsidium zeigen. Vielleicht begann nun die Ausmistung des Augiastalls. Bewusstlos registrierte Niklas wie ein Seismograph die Erschütterungen; wie sollte er die aufgezeichneten Kurven deuten. Ganz in der Erscheinung eines Hugo Boss machte Rechtsanwalt Kolbig eine schweigende gute Figur wie ein Model auf dem Werbeplakat. Was hatten diese Staatsverbrecher mit dem Mann aus dem Ministerium gemacht? Sie hatten ihn doch nicht etwa verschwinden lassen? Konnten sie wirklich so dumm sein? Hardenberg erwiderte den Blick des Kommissars. Gehörte er nicht auch zu dieser Clique? In Hoffmanns Augen blinkte eine gewisse Sympathie in Hardenbergs Richtung. Das war auch der Richterin nicht entgangen. Aber sie überging diesen leisen Wink geflissentlich, um Lauster etwas mehr unter Druck zu setzen: «Wer nahm Suthers fest? Und was war der Anlass?» «Hauptkommissar Alfred Ross» erwiderte der Oberstaatsanwalt lapidar. Die Richterin schwieg. Der zweite Teil ihrer Frage war nicht beantwortet. Der Oberstaatsanwalt pausierte und kam nun nicht umhin, seine Rede wieder aufzunehmen: «Der Anlass der Kontrolle ist mir unbekannt.» Kalt und schier teilnahmslos betätigte sie wieder das Diktiergerät. «Oberstaatsanwalt Dr. Leopold Lauster gibt an, dass die Festnahme durch HK Alfred Ross erfolgte; der Grund für die Personenüberprüfung sei ihm nicht bekannt. HK Ross ist zum Haftprüfungstermin, obwohl darüber unterrichtet, nicht erschienen. Er kann im Moment nicht zur Sache vernommen werden. Ausdrücklich wird an dieser Stelle für das Protokoll festgehalten, dass Arthur Francis Suthers im Auftrag des Innenministeriums Abteilung innere Revision ins Präsidium kam, um hier Prüfungen und gegebenenfalls Ermittlungen durchzuführen. Insofern ist der Verdacht an diesem Haftprüfungstermin nicht ausgeräumt worden, dass er in der Ausübung seines Amtes gehindert werden sollte. Die Erkenntnisse moderner Medientheorie insbesondere die des Herrn Marshall McLuhan legen nahe, dass gerade in einem solchen Fall wie dem vorliegenden, in den staatliche Einrichtungen verwickelt sind und unter Verdacht stehen, Manipulationen an Videos nicht auszuschließen sind und als einziges Beweismittel nicht ausreichen können, um einen hohen Beamten des Innenministeriums in der Innenrevison zu verhaften. Damit ist die Sitzung geschlossen.» Niklas traute seinen Ohren nicht: Marshall McLuhan war der Richterin nicht nur bekannt, sondern wurde auch ein Teil ihres protokollierten Beschlusses. Diese Frau hatte es ihm angetan. Er versuchte, ihre Nähe zu suchen, noch einmal Blickkontakt herzustellen. Aber sie stand einfach auf, nahm ihr Diktiergerät und verließ den kleinen Saal ohne sich mit jemandem weiter zu unterhalten. Nur kurz aber wandte sie sich dann in der Tür um und sagte zum Hauptkommissar Hoffmann: «Ich möchte Sie heute Mittag um 13.00 Uhr bei Antonio sehen.»

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Der Blechmann bekam ein Herz, die Vogelscheuche Verstand und der Löwe Mut...was hast du bekommen?

Ich sollte leer ausgehen, da habe ich mir ein Herz gefasst.

Ich verstehe schon worauf du hinaus möchtest und das sehe ich auch ein. Mein Anliegen dabei war lediglich, mir Anregungen zu holen. Dass mein Geschmack oder meine Erfahrungen und Empfindungen beim Lesen von denen anderer abweichen können/werden, ist mir durchaus bewusst, falls du das damit meintest.

Klar. Ich habe dein Anliegen verstanden. Mir geht es jetzt gar nicht persönlich um die Diskussion zwischen dir und mir, sondern abstrahiert von unseren Persönlichkeiten um ein allgemeines Problem, das ich vermeintlich erkant zu haben glaube und der Auslöser warst du.
Die eigentliche Fage, die ich im Kopf habe, lautet: Wie kann Bildung funktionieren? Lese ich viel und Interessantes und bin dann gebildet? Oder bedeutet Bildung auch die Reifung der Persönlichkeit, indem sie sich immer mehr auch kulturell herausbildet und kristallisiert? Und wenn ja, wie kann das geschehen? Durch Input von außen? Bzw. durch Input von außen ALLEIN? Oder wie muss sich die Innerlichkeit, die Subjektivität eines Menschen gestalten und verhalten, damit eine solche tiefere Bildung passieren kann?
Du kennst sicher das Lichtenberg-Zitat: wenn ein Affe in den Spiegel schaut, kann kein Apostel aus dem Spiegel zurückschauen. Und wenn das Buch bzw. das Lesen wie ein Spiegel funktioniert, dann muss der Affe auch andere Entwicklungen durchmachen, bis er zum Apostel wird. Lesen allein im Sinne von Bücher konsumieren bringt da nicht viel. Denn es gibt neben einem hermeneutisch-dialektischen Lesen auch ein einfaches konsumistisches Lesen. Diese Differenzierung wird zu wenig bedacht und man sagt einfach ganz allgemein: Lesen bildet. Und so einfach ist das nicht, und es liegt nicht am Lesen allein, sondern auch an der inneren Einstellung des lesenden Subjekts zum Buch. Denn schließlich sehen wir doch allenthalben, dass Aufklärung, wie man sie sich naiv-rationalistisch vorgestellt hat, definitiv nicht funktioniert (hat). Die Welt ist verrückter denn je. Da frage ich mich als Philosoph: was ist schief gelaufen?
Ich finde auf jeden Fall, die von dir angestoßene Diskussion äußerst kostbar - und hättest du deine erste von mir so schrecklich monierte Frage so nicht gestellt, wäre ich womöglich gar nicht auf diese Gedanken gekommen und hätte sie nicht formuliert. Insofern gibt es in unserer Diskussion keine Verlierer. Umso bedauerlicher finde ich ja, dass meine erste Polemik, die meiner Meinung nach auch gut formuliert war, gelöscht wurde. Wir hätten beide davon profitiert und noch viele Erkenntnisse daraus gezogen, wenn wir anhand deiner Frage und der Polemik weiter diskutiert hätten. Nun hängen wir ein bißchen in der Luft, können aber dennoch sehr gut philosophieren, denke ich. Und du solltest es nicht persönlich nehmen. Es ist ganz gewiss nicht böse gemeint. Ich hätte die Frage so wie du womöglich an anderer Stelle auch stellen können - z.B. im Buchladen, ha, ha ;)
Ich bin gespannt auf deine Antwort.

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