3/5 - "Hast du ein Lieblingsbuch? Magst du mir davon erzählen?" - @RyoMcCauley
Hermann Hesse war zweifellos ein guter Schriftsteller, aber für diese Art von Literatur muss man sich begeistern. Alle Hesseleser, die ich kenne, sind recht einzelgängerisch, grüblerisch und absolut tiefgründig. Ich selbst mag Einzelgänger sein, aber Tiefgründigkeit sagt mir nichts. Im Grunde suche ich in der Literatur nach dem Glamourösen, dem Betörenden und dem Abseitigen. Der Abgrund hat für mich nichts Kreatives. Eine der interessantesten jungen Damen, die ich je kannte, hat sehr schillernd über ihre Begegnungen mit Prominenten und ihre Erlebnisse in Los Angeles erzählt. Sie kam aus ganz ärmlichen Verhältnissen und nahezu alle ihre Geschichten waren erlogen. Aber darüber hat sie mehr über sich ausgesagt als die Realität abzubilden imstande gewesen wäre. Eine hochgradig kreative Person, die sich selbst erschaffen hat. Die schöne Lüge ist immer besser als die traurige Wahrheit.
Deutsche Nachkriegsliteratur hat denselben Charme wie deutsche Nachkriegsarchitektur. Nichts davon ist in irgendeiner Weise inspirierend – nicht mal der (m.E.) beste Nachkriegsschriftsteller, Siegfried Lenz, hat für mich irgendein nennenswertes Appeal. Die deutsche Nachkriegsarchitektur hat mit jeder neoklassizistischen Grandezza Speers rigoros aufgeräumt – denselben Effekt hat die Nachkriegsliteratur erzielt. Wer auch immer glaubt, dass Literatur Freude bereiten soll, auf den hat die deutsche Nachkriegsliteratur gnadenlos und bestrafend eingeprügelt wie auf einen räudigen Hund. Kürzlich habe ich einen Remix von VNV Nation des Lieds «Destillat» von «Das Ich» gehört – das beschreibt die deutsche Nachkriegsliteratur (unfreiwillig) sehr gut, nur, dass sie a priori destillatslos ist.
Die österreichische Literatur war immer schon etwas reicher und besser als die deutsche. Ich bin logischerweise keiner der Bernhardfanboys, aber ich respektiere ihn. Dasselbe gilt für Jelinek. Joseph Roths «Hotel Savoy» gehört m.E. zu den besten deutschsprachigen Büchern. Allein wie er im ersten Kapitel Bilder und Emotionen evoziert – man «fühlt» seine Lust, die Freude am (Über)Leben, wie er die Natur beschreibt, die Lampenschirme im Hotel, etc. Die Geschichte ist zweitrangig – ich erinnere mich kaum noch daran, nur, dass der Protagonist aus dem Krieg kam. Aber wunderschön geschrieben! Radetzkymarsch hat nicht annähernd viel Eindruck bei mir hinterlassen. Einige Passagen waren amüsant, wie der Urahn den Kaiser rettete, später recht kurios, wie der Junge eine Affäre mit der älteren Frau hatte und später (im Vorbeigehen) von deren To.d erfuhr – aber sprachlich nicht auf der Ebene von «Hotel Savoy». Ich weiß gar nicht, ob ich das Buch je durchgelesen habe.
Deutsche Nachkriegsliteratur hat denselben Charme wie deutsche Nachkriegsarchitektur. Nichts davon ist in irgendeiner Weise inspirierend – nicht mal der (m.E.) beste Nachkriegsschriftsteller, Siegfried Lenz, hat für mich irgendein nennenswertes Appeal. Die deutsche Nachkriegsarchitektur hat mit jeder neoklassizistischen Grandezza Speers rigoros aufgeräumt – denselben Effekt hat die Nachkriegsliteratur erzielt. Wer auch immer glaubt, dass Literatur Freude bereiten soll, auf den hat die deutsche Nachkriegsliteratur gnadenlos und bestrafend eingeprügelt wie auf einen räudigen Hund. Kürzlich habe ich einen Remix von VNV Nation des Lieds «Destillat» von «Das Ich» gehört – das beschreibt die deutsche Nachkriegsliteratur (unfreiwillig) sehr gut, nur, dass sie a priori destillatslos ist.
Die österreichische Literatur war immer schon etwas reicher und besser als die deutsche. Ich bin logischerweise keiner der Bernhardfanboys, aber ich respektiere ihn. Dasselbe gilt für Jelinek. Joseph Roths «Hotel Savoy» gehört m.E. zu den besten deutschsprachigen Büchern. Allein wie er im ersten Kapitel Bilder und Emotionen evoziert – man «fühlt» seine Lust, die Freude am (Über)Leben, wie er die Natur beschreibt, die Lampenschirme im Hotel, etc. Die Geschichte ist zweitrangig – ich erinnere mich kaum noch daran, nur, dass der Protagonist aus dem Krieg kam. Aber wunderschön geschrieben! Radetzkymarsch hat nicht annähernd viel Eindruck bei mir hinterlassen. Einige Passagen waren amüsant, wie der Urahn den Kaiser rettete, später recht kurios, wie der Junge eine Affäre mit der älteren Frau hatte und später (im Vorbeigehen) von deren To.d erfuhr – aber sprachlich nicht auf der Ebene von «Hotel Savoy». Ich weiß gar nicht, ob ich das Buch je durchgelesen habe.
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