@Klugdiarrhoe

Uri Bülbül

Ask @Klugdiarrhoe

Sort by:

LatestTop

Previous

Du hast die große Ehre mir einen Adventskalender zu schenken. mit welchen 24 Kleinigkeiten machst du mir eine Freude?

ShortMan679’s Profile PhotoSaturas
Ich habe die Ehre? Vom Größenwahnsinn gepackt, formulierte er seinen frommen Weihnachtswunsch zu Herbstbeginn:
1. nix
2. gähnende Leere
3. schwarzes Vakuum
4. Null
5. da muss doch was sein!
6. hohles Loch
7. nichts
8. wieder nichts
9. absolut rein gar nichts
10. wieder nichts
11. sag mal ein Satz mit x
12. schon wieder nichts
13. nada
14. vielleicht sieht man's nur nicht
15. wenigstens heute hätte aber etwas sein können
16. nichts ist die schönste Kleinigkeit, kleiner geht nun wirklich nicht
17. was sieht ein Blinder im Tunnel?
18. eine Null ist mehr als du hinter diesem Fensterchen hast
19. die Hoffnung stirbt zuletzt, auch wenn du heute nichts bekommen hast, solltest du bis Weihnachten durchhalten
20. ach schade, da ist ja wieder nichts
21. möchtest du wieder ein Satz mit x?
22. Was liegt zwischen 12 und Mittag?
23. heute kriegst du mal gar nichts
24. nichts ist genau das Richtige für dich

View more

Liked by: Mirco Calypso Saturas

Du siehst auf deinem neuen Profilbild sehr ausgelassen aus :) Über was hast du zuletzt herzlich gelacht?

Das kann ich dir so genau gar nicht sagen, weil ich immer eine Menge zum Lachen finde und manches halt auch mal lächerlich ;) Aber das Lachen kommt nicht von außen, sondern wie du eben sagst von Innen, aus dem Herzen. Denn dann erst kann man herzlich lachen, weil man die Dinge mit den Augen eines freudigen Menschen sehen kann - während ich lache, verstehen manche nicht, was es da zu lachen gibt. Auf dem Foto sitze ich vor meiner Kulturlaube bei einer Lesung eines jungen Freundes, dessen Buch ich lektoriert und herausgegeben habe. Das Wetter ist schön, die Gesellschaft angenehm, der Kaffe in meiner Hand gut, der Vortrag kann sich auch hören lassen - es gab also eigentlich überhaupt keinen Grund, nicht herzlich zu lachen.
Vor einigen Wochen war ich mit zwei Musikerfreunden als Konzertbegleiter und Musikphilosoph (ha,ha) zur Erbauung der Freunde in Ravensburg. Auf der Fahrt gab es eine Menge zu lachen, am meisten aber lachte ich über unseren Pianisten, der sich mir ganz ernst anschloss, als ich sagte, ich hätte der Liebes- und Frauenwelt gänzlich abgeschworen und würde den Rest meines Lebens in Keuschheit mich der Philosophie und Literatur widmen. Ja, der Pianist auch! Ich konnte nicht mehr aufhören zu lachen: er ist noch keine 30, glaube ich und ich schon ein Vieteljahrhundert älter (hört sich so viel mehr an als 25 Jahre, finde ich ;) ) Am meisten aber hat der dritte Freund darüber gelacht, weil er uns das sofort geglaubt hat, wie er prustend beteuerte. Es wurde zum Running Gag der Reise, und ich konnte keiner Frau mehr nachsehen, ohne mir einen Spruch einzufangen.

View more

Vor mir steht gerade die Aussage, Philosophie bedeute die Sorge um die Seele. Was sagst du dazu?

Pefeokio’s Profile PhotoFlo
Ich denke, in deiner Aussage ist „Sorge“ nicht im bekümmerten Sinne gemeint, dass man sich Sorgen macht, also wie „Kummer und Sorge“, sondern im fürsorglichen Sinne. Mit der Philosophie kann man, wenn man die Philosophie sensibel und auf die Gefühlswelt ausgerichtet betreibt und nicht als logische Begriffsjongliererei, sicherlich Fürsorge und Pflege der Seele betreiben. Und in diesem Sinne ist die Philosophie auch Sorge um die Seele oder eigentlich Sorge FÜR DIE Seele, so wie man eben für jemanden oder etwas sorgt. So sorgt die Philosophie für die Seele.
Liked by: Betty F_L vale. Flo

Related users

Was hält dich fest?

Nun ja, alles, was mich nicht loslässt. Ich kann mit der Redewendung, dass mich etwas festhalte, nichts Positives verbinden. Ich stehe ganz gut auf eigenen Füßen und möchte auch gehen. Alles, was mich festhält, ist eine Behinderung. Aber ich werde von vielen Freunden getragen; ich glaube, sie suchen meine Nähe, weil ich ihnen energetisch, psychisch oder moralisch etwas zu geben scheine, was sie sehr gerne haben. Niemand ist ohne Egoismus eines anderes Freund; aber das ist auch gut so. Eine Freundschaft ist ein Geben und Nehmen. Warum sollte ich meinen Freunden nicht gerne Energie, Hoffnung, Ideen und moralische Unterstützung geben? Das tue ich gerne und ich bekomme von ihnen auch eine Menge an Unterstützung und Ermutigung zurück. Die Ballance stimmt im Wesentlichen.
Aber das Festhalten mag ich gar nicht. Ich brauche viel Bewegungsfreiheit und was mich letztendlich festhält, sind tatsächlich Verletzungen, verletzende Despektierlichkeiten, feindselige Nebenbemerkungen, die einen wie Dornen stechen und festhalten, neidische Zwischenrufe, Äußerungen eigener Ängste und Armseligkeiten, mit denen man auch meinen Taten- und Freiheitsdrang zu vergiften versucht, nur um sich in der eigenen Sklaverei bestätigt zu fühlen: «Siehst du? Man muss die Regeln einhalten und brav die Ketten tragen, sonst ergeht es einem so schlimm wie Uri!» Aber ein guter Stürmer weiß sich immer vom Trikotgezuppel seiner Bewacher zu lösen und im richtigen Moment das Tor zu schießen. Man muss schon geistig flexibel, beweglich, wendig bleiben, sonst kommt man ins Konservenglas der Normen und Regeln.
Mich hält nichts und niemand fest: auch nicht die Dinge, die mich nicht loslassen, weil sie mir sehr weh getan haben. Ich bin frei und muss nicht nachts mit eingebildeten Freunden, die an einem nur ihre eigene Armseligkeit ausleben durch die Nachtlokale der Stadt schleichen, weil es Wochenende ist, um am Montag wieder einer Sklavenarbeit nachzugehen, die nichts zu meiner Kreativität beiträgt. Für mich ist jeder Tag ein Tag der Freiheit.
Vielleicht werde ich eines Tages erlahmen und die Hyänen werden mich umzingeln wie einen verwundeten, von seinem Rudel isolierten Löwen, der ihnen zum Opfer fallen wird. Aber noch trauen sich die elenden Schakale und Hyänen nicht an mich heran. Ich würde sie durch den Fleischwolf meiner Polemik drehen.

View more

*****Gedankenstrich***** Stille Momente der inneren Einkehr. Was sind deine jetzigen Gedanken ?

lebensberatungen’s Profile PhotoWolfslyrik-♥ das Wolfsgetier♥
Heute morgen hatte ich Besuch. Sie hat im Sommer Abitur gemacht und noch kein Studium angefangen. Sie will sich erst einmal umschauen, was es in der Welt der Kunst, der Kulturwissenschaften, des Theaters oder der Musik alles gibt. Ihre Freundin macht ein Jahrespraktikum bei mir; wir kennen uns von ask.fm und haben schon einige Theaterproben gemeinsam gehabt, Gespräche, Experimente. Ich hätte auch sie als Praktikantin bei mir genommen, aber neue Anträge zu stellen für ein Projekt, das darin besteht, Praktikumsplätze zu vergeben und Praktikanten zu betreuen, erschien mir zu aufwendig, obwohl ich mehrmals drauf und dran war, ein Projektpapier zu schreiben. Fakt ist: Ich habe es nicht geschrieben.
Wie auch immer: wir treffen uns nun für Gedankenexperimente, Gespräche und Pläne. Beim letzten Treffen habe ich lang und breit und in einem wahnsinnigen Redeschwall das „Trau, schau, wem“-Projekt vorgestellt, sich an den Satzarbeiten teilhaben lassen und an den Gedanken, die in dieses Buch hineingeflossen sind. Das Verzweifeln zweier klassischer literarischer Figuren an der Sein-Schein-Dialektik der Welt, ihr Fall in Melancholie bis hin zur Depression. «Ihr könntet einen noch in die Lüge verliebt machen», sagt Büchners Danton und verdammt damit die ganze Frauenwelt und nicht viel anders ist Hamlet, der seine Geliebte und Verlobte ins Kloster schicken will: «Geh deines Wegs zum Kloster!» und «Geh in ein Kloster, leb wohl! Oder willst du durchaus heiraten, nimm einen Narren, denn gescheite Männer wissen allzu gut, was ihr für Ungeheuer aus ihnen macht. In ein Kloster, geh, und das schleunig! Leb wohl!
OPHELIA
Himmlische Mächte, stellt ihn wieder her!
HAMLET
Ich weiß auch von euren Malereien Bescheid, recht gut. Gott hat euch ein Gesicht gegeben, und ihr macht euch ein anders; ihr schlendert, ihr trippelt, und ihr lispelt und gebt Gottes Schöpfung verhunzte Namen und gebt eure Lüsternheit als Einfalt aus. Geht mir, nichts weiter davon, es hat mich toll gemacht. Ich sage, wir wollen nichts mehr von Heiraten wissen; wer schon verheiratet ist - alle außer einem -, soll das Leben behalten; die übrigen sollen bleiben, wie sie sind. In ein Kloster, geh!»
Ein Kollege sagt allen Ernstes zu mir: «Männer und Frauen können einander nicht verstehen; sie können sich bestenfalls nur tolerieren. Es sind zwei unterschiedliche Systeme und vollkommen inkompatibel.» Ich grinse und antworte: «Nun ja, ich lebe ja allein. Aber was ist mir dir?» Er antwortet trocken: «Ich toleriere.»
Meine Lebens- und Liebesauffassung ist das nicht. Bei allem Mißverstand bleibt mein Optimismus: Klar kann man sich verstehen. Aber bei diesem Besuch habe ich erzählt, dass ich ein schlechtes Gewissen hatte nach dem letzten Besuch. Ihr war ein sehr schweres Paket an Gedanken und Ideen aufgebürdet: Liebe, Verrat und Tod! Und dieses Mal? Frankfurter Schule, Diskurstheorie und Musikästhetik im Zusammenhang von Gefühl, Begriff, System und Macht. Ein Päckchen nur ;)

View more

Was gibt einer Sache wert?

sopzock’s Profile PhotoSam
Nicht was! WER gibt einer Sache wert? Und ich hoffe, in deinem Fall Du und in meinem Fall ich, sonst läuft was schief!
Liked by: Betty

Welchen Wert hat Geld? Deine Meinung hierzu, ist erwünscht.

eshathunger’s Profile PhotoAbsolem
Meine Meinung muss ja wohl erwünscht sein, sonst würdest du nicht fragen, denke ich mal. Es sei denn du fragst sonst auch immer Leute, auf deren Meinung du keinen besonderen Wert legst. Aber warum machst du so was, wenn du es denn machst?
Ich bin kein Ökonom, und die Bemessung des Geldwertes erschien mir bei vielen Erklärungen, die ich früher gehört habe, schon sehr kompliziert und auch nur in etwa zutreffend, weil eben in der Ökonomie, alles rational erscheint, aber irrational ist. Einiges wird berechnet und der Wahnsinn bleibt hinter den Berechnungen versteckt wie ein Handtaschenräuber hinter dem Gebüsch.
Die wirtschaftliche Kraft einer ökonomischen Einheit, die durch die Währung definiert wird, macht zum Teil den Geldwert aus, ob man es in Bruttosozialprodukt oder sonstwie zu messen versucht. Aber auch der Glaube an die wirtschaftliche Kraft gehört nunmal zu den Faktoren, die den Geldwert beeinflussen. Ich habe gehört, man hat den Geldwert von den Goldreserven abgekoppelt. Heutzutage wird Geld auch nicht immer gedruckt, sondern auch virtuell in Umlauf gebracht, indem man einfach die Menge des in Umlauf befindlichen Geldes am Computer erhöht. So steht den Konten mehr Geld zur Verfügung, auch wenn es nicht in der entsprechenden Menge gedruckt vorhanden ist. Aber bei Bedarf wird eben gedruckt, wovon man aber eher wegkommen möchte, damit man im virtuellen Raum spielen und besser kontrollieren kann, wie der Geldfluss verläuft. Bei Bargeld entzieht sich der Verkehr teilweise der Kontrolle.
Ich selbst rechne nur das Allernötigste in Geld um. Vieles von dem, was ich mache und wertschätze hat mit Geld gar nichts zu tun. Mit dem Wert des Geldes schon gar nicht. Geld ist ein symbolischer Tauschwert. Also konzentriere ich mich auf die Dinge, die ich tauschen möchte. Ich bin kein Symbolfetischist. Ich überlege immer, was ich abgebe, um Geld zu erhalten - und das Meiste, was man für Geld so tun muss, ist mein Leben, meine Zeit und meine Fähigkeiten nicht wert. Ich würde also einen schlechten Tausch machen, wenn ich in einem schlecht klimatisierten Büro zu mehreren sitzen und Tätigkeiten verrichten müsste, die mich in meinem Leben nicht bereichern, nur um dann am Wochenende in Kneipen, Discos oder andere Dienstleistungs- und Unterhaltungsangebote zu gehen, die auch nur von Sklaven für Sklaven verrichtet werden. Dieses Elend anzuschauen, bereitet mir schon Kopfschmerzen. Und dafür soll ich auch noch Geld ausgeben? Geld, das ich bekommen habe, weil ich meine Lebenszeit hergegeben habe? Entschuldigung, wieviel kann Geld wert sein, dass man so etwas macht?

View more

Liked by: Absolem

Ich muss, wie bereits angekündigt, die Anzahl der SOKRATES-Folgen pro Monat reduzieren. Aber kein Grund, nicht einen Blick in die große Black-Box zu werfen: SOKRATES Folge 252

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Alfred Ross tappte sowohl innerlich als auch äußerlich vollkommen im Dunkeln. Als ob wahnsinnige Kopfschmerzen und Durst nicht reichten, gesellte sich nun auch starker Harndrang hinzu. Er musste etwas unternehmen, wenn er nicht in die Hose urinieren wollte. Die Frage, wo er sich befand, konnte er sich sparen; die Frage, was geschehen war, führte ins Nichts einer klaffenden Erinnerungslücke. Erst musste er also in seiner Gegenwart richtig ankommen – ganz ohne eine Antwort auf rückblickende Fragen. Das Schwarz aber blieb. Und die Kopfschmerzen verhinderten jeden klaren Gedanken. Ohne Orientierung stand er vorsichtig auf. Der Raum, in dem er sich lichtlos befand, schien hoch genug zu sein, dass er stehen konnte, ohne sich den Kopf anzustoßen. In Zeitlupe hob er seine Arme hoch. Erst streckte er sie wie beim Blindekuhspiel nach vorn, dann höher über den Kopf, weil er wissen wollte, ob er die Decke des Raumes fühlen konnte. Der Harndrang wurde stärker. Seine Nieren hatten ihren Dienst getan und das Betäubungsmittel aus seinem Blut gefiltert und in die Blase befördert. Ross musste ganz dringend austreten. Er tastete, da er nun bequem stehen konnte, seine Taschen ab in der Hoffnung sein Handy zu finden und damit Licht machen zu können. Aber wer ihn auch hierher gebracht hatte, wo immer er sich nun genau befinden mochte – war er womöglich im Keller der Psycho-Villa? - eines stand fest: Ross war alles an Habseligkeiten weggenommen worden. Sogar sein Dienstausweis und seine Dienstwaffe fehlten. Ebenso seine Schlüssel, seine Papiere, sein Geld, seine Scheck- und Kreditkarten. Er hatte leere Taschen – sonst nichts! «Ich werde irgendwohin pinkeln müssen; ich weiß mir keinen Rat», sagte er sich. Doch das war erst die Ultima Ratio! Erst einmal rief er aus vollem Hals: «Hey! Lasst mich hier raus! Lasst mich hier sofort raus!» Er lauschte. Die Finsternis schien seine Stimme zu verschlucken. Es drangen ja auch keine Geräusche von außen zu ihm rein! Warum sollte er von draußen gehört werden können. Es war ein Albtraum.
«Das ist ja der Albtraum eines jeden Piloten», sagte der Käptn, als der Methusalem im Schlafrock sich wieder aus dem Cockpit verzogen hatte. «Wie hat er das bloß geschafft?» fragte der noch immer verdutzte Kopilot. «Keine Ahnung! Aber es wird Zeit, die Tür wieder zu schließen», antwortete der Käptn, was eine klare Aufforderung war, zu handeln. Als endlich die Tür wieder geschlossen und der Normalzustand für die Piloten hergestellt war, auch wenn die wichtigste Frage, wie das überhaupt geschehen konnte, offen blieb, meldete sich der Käptn bei der Flugkontrolle, um seine Absicht mitzuteilen, den Flughafen von Faro für eine Zwischenlandung anzufliegen. «Wissen Sie eigentlich, was dieser Mann für eine Funktion, für ein Amt inne hat oder welchen militärischen Rang? Er behandelt uns wie Dienstpersonal», echauffierte sich der Kopilot. Langsam ging der Airbus in Sinkflug über. In diesem Moment klopfte es an der Cockpit-Tür. Verwundert sahen sie einander an.

View more

Wer ist deiner Meinung nach das stärkere Geschl.echt? Frau oder Mann? Wer hat mehr Einfluss, wer die besseren Waff.en?

Die Geschlechterdiskussion läuft meiner Meinung nach zu pauschal und selbst im Ringen um Emanzipation derart oberflächlich ab, dass es sich für mich nicht lohnt, mich mit weiteren Flachheiten daran zu beteiligen.
Wir können uns gerne Macht, Gewalt, sexualisierte Gewalt, ungerechte Löhne, Bildungschancen und so vieles andere mehr anschauen und immer werden wir eine Facette der obigen Frage konkreter beantworten können als in dieser zu allgemeinen Form.

Wozu Individualität?

Pefeokio’s Profile PhotoFlo
Individualität ist zunächst einmal als Bewusstseinskomponente einfach da - ganz ohne Sinn und Zweck. Deine Frage setzt ein teleologisch, zielgerichtet und zweckmäßig geordnetes System voraus, worin Individualität eine bestimmte Funktion zukommt. Diese systematische Ordnung, die von vornherein geplant ist, würde ich bezweifeln. Die Dinge sind einfach. Auch wenn sie in ihrer kristallinen oder molekularen oder systematisch-organischen Form so wirken, als habe sie ein planendes womöglich göttliches bewusstsein in die Welt gesetzt, glaube ich, dass die Funktionalität und das Systematische im Nachhinein also in einer rationalistischen Retrospektive so wirkt. Es ist eine „nachträgliche Vernünftigkeit“, die wir in den Phänomenen zu entdecken glauben. Wittgenstein sagt, wir glauben, der Ordnung der Welt und ihrer Form nachzufahren und doch fahren wir nur den Linien der Ordnung unseres ordnenden Bewusstsein nach.
In unserem Ich- und Selbstbewusstsein aber hat die Individualität eine ganz besondere Funktion: sie verschafft uns Identität, die des Unterschieds zu anderen bedarf, sonst würden wir uns nicht als Person und Persönlichkeit wahrnehmen können, sondern wären einfach ein Teil einer amorphen Masse, was wir vielleicht jenseits unseres Bewusstseins auch tatsächlich sind; aber wir glauben an unser Ich, an unsere Individualität und grenzen uns von anderen ab, um uns dann wieder mit anderen punktuell verbinden zu können. Im sozialen System ist doch die Individualität wirklich eine nette und zweckmäßige „Einrichtung“ der Natur. Aber ob wir als Dinge an sich wirklich individuell sind, kann man anzweifeln. Aber es ist eben doch ein akademischer Zweifel.
Würde dich der Gedanke nicht schmerzen, wenn du nicht wüsstest, was du sagst, wenn du „ich“ sagst?

View more

Warum fällt es vielen schwer, Lob anzunehmen?

Pefeokio’s Profile PhotoFlo
Mir tut zu früh ausgesprochenes Lob nicht gut; dadurch erlahmt mein Wille, meine Konzentration lässt nach und ich verliere selbst sicher gewonnen geglaubte Spiele. Ich bin jemand, dem der Weg das Ziel ist, weshalb ich, wenn ich zielorientiert handle, kurz vor der Ziellinie, auch wenn ich einsam an der Spitze führe, die Lust verlieren kann, über die Ziellinie zu gehen. Habe ich mir nicht schon bewiesen, dass ich es könnte, wenn ich es wollte? Kann ich mit meiner Zeit nun nicht etwas Besseres anfangen als die letzten Meter weiter zu rennen? Und wenn in diesem Zustand oder vorher schon diesem Charakterzug entsprechend, früh Lob ausgesprochen wird, mir also Anerkennung gezollt wird, kann ich mich auch von Weg und Ziel abwenden und mich in Gleichgültigkeit nun anderen Aufgaben, Herausforderungen und Projekten widmen. Wenn es wichtig ist, dass ich etwas weiter oder gar fertig mache, dann darf Lob auf gar keinen Fall sein. Lob kommt erst dann gut, wenn das Ziel erreicht, die Ernte eingefahren ist. Dann können wir gerne selbstzufrieden und auch selbstkritisch die Dinge betrachten, die die Leistung ausgemacht haben.
Ich finde es aber auch überhaupt keinen negativen Charakterzug, wenn es jemandem schwer fällt, Lob anzunehmen. Sehr sympathisch. Das ist besser als, wenn jemand nur auf die Lobhudeleien seiner Umgebung aus ist, was für mich von Eitelkeit zeugt. Ich kann natürlich in dieser Frage nur über mich sprechen. Ich habe nie so richtig analysiert, ob und warum es anderen oder gar vielen schwer fällt, Lob anzunehmen. Es könnte auch ein Klischee, eine Stereotype sein. Ich kann nicht einmal wirklich deine Aussage in der Frage bestätigen. Ich brauche Lob auf jeden Fall nicht für den Erfolg einer Handlung.

View more

Oooch...sei nicht so mürrisch....ich hätt da noch 'nen Schamottestein, den darfst du auch haben. Dann fehlt dir nur noch der Mörtel. :0)

coco1804’s Profile Photo♥ Pluviophile
Oh, das ist wirklich sehr, sehr lieb. Das weiß ich sehr zu schätzen und bin ganz milde und gar nicht mürrisch. Welch Wunder, dass jemand Schamottesteine vorrätig hat? Ganz privat und herzlich und nicht mit der vorgespiegelten Kundenfreundlichkeit der Baumärkte mit ihren leeren Gängen, die vor allem von beratenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern befreit scheinen. Und nähert man sich doch noch einem entdeckten seltenen Exemplar, wendet sich dieses meistens geschäftig ab und rennt hinter andere Regale. Den Grund dafür habe ich eine ganze Weile nicht verstanden: aber nun weiß ich es: Es ist Unsicherheit. Sie wissen nicht, mit welchen Fragen ich aufwarte und wie schwierig es für sie sein wird nicht vorhandene Kompetenz vorzutäuschen.
Aber du reißt den Schleier von meinen Augen: nun muss ich gar nicht an Baumärkte denken, an leere Gänge und schlechte Beratung. Du sagst, du hättest einen Schamottestein für mich. FÜR MICH! :O
Das freut mich sehr und ich mache innerlich einen kleinen... nein, einen großen Luftsprung!
Den Mörtel werde ich auftreiben und neige im Moment dazu, die Wolkendecke meines nur schlecht begründeten Pessimismus zu vertreiben. Ich sehe wieder mein Paradies; auch wenn es von Mächten bedroht wird, auf die ich gar keinen Einfluss habe. Wir können nur unser Leben leben, solange wir leben.
Wir können aber auch unser Leben verspielen, wie es die meisten tun. Es ist leicht daher gesagt, dass wir es selbst in der Hand haben. Wahr daran ist, dass nur wir selbst es verändern könnten. Es ist aber ein Fehlschluss, daraus abzuleiten, dass wir es auch in der Hand haben. Wir müssen uns verstehen, wenn wir unser Leben in die eigene Hand nehmen wollen. Wir müssen uns erkennen. In einem Dschungel von Lebenslügen, anerzogener Moral, Sehnsucht nach Anerkennung und Freundschaft, nach sozialer Sicherheit und familiärer Geborgenheit ist die Selbsterkenntnis ein weit entfernter und verborgener Stern. Die Reise dorthin unmöglich.
Und wenn Freiheit, wie Hegel sagt, die Einsicht in die Notwendigkeit ist, in die kausalen Beziehungen und Verflechtungen der Dinge, die Erkenntnis, an welchen Fäden gezogen werden muss, an welchen Schrauben gedreht, welche Hebel, wie bewegt, damit die Dinge den Verlauf nehmen, den wir uns wünschen, wenn also die Freiheit die Einsicht in diese Notwendigkeit ist, dann fehlt uns die Einsicht, die Erkenntnis, das Verständnis - letztendlich fehlen wir uns selbst für den Schritt in die Freiheit. Mit Blut, Tränen und Spucke will ich den Mörtel anrühren, um den Schamottestein in meinem Ofen zu befestigen, damit das prometheische Feuer auflodern möge, um unsere Herzen zu erwärmen.

View more

Liked by: ♥ Pluviophile

"Ich hab dich gern, dir würde ich ohne Bedenken eine Kachel aus meinem Ofen schenken" (Joachim Ringelnatz)

coco1804’s Profile Photo♥ Pluviophile
Das ist ja die schönste Liebeserklärung, die ich mir vorstellen kann; leider kommt sie nicht von dir, sondern von Ringelnatz, leider hast du sie wahrscheinlich allen deinen Gefolgten geschickt; leider kenne ich dich nicht mal wirklich und weiß gar nicht, ob ich von dir eine Liebeserklärung hören will - nicht einmal die schönste, die ich mir vorstellen kann. Ich brauche im Moment für meinen Ofen eine Schamotteplatte und Schamottemörtel. Das gute Stück muss von innen neu ausgekleidet werden. Eine Kachel aus dem Ofen hätte nicht mal einen praktischen Nutzen für mich ganz zu schweigen von dem emotionalen, den ich mir vollkommen abgeschminkt habe.
Liked by: Flo ♥ Pluviophile

-

Wolf Biermann, ein sehr komplizierter, egozentrischer, melancholischer und streitbarer Geist. Ein Geist mit höchster Sprachsensibilität und großer Poesie, ästhetischem Bewusstsein und Können. Ein Geist, der sich selbst bis zum Wahnsinn an Effektivität und Effizienz überschätzt und dadurch auch teilweise tragikomisch geworden ist. So zum beispiel mit seiner Behauptung, er habe die SED und die DDR „zersungen“. Auf eine ähnliche Verzerrung der eigenen Wirkung deutete auch seine Ballade über den Räuber Dichter François Villon hin. Ich habe meine Zwischenprüfung in NDL über Biermanns Lyrik bis zu seiner Ausbürgerung geschrieben und in den Texten die Berechtigung dafür gesucht, warum er mit dem Sozialismus inkompatibel war. Ein stalinistischer Ausrutscher, den mir die Stuttgarter Literaturwissenschaft verzeihen und tolerieren konnte. Eine Toleranz, die in dem Sozialismus, den ich in meiner Jugend verteidigen zu müssen glaute, für Anderdenkende in der DDR unter dem preußischen Ikarus nicht gab.
Eine Intoleranz und ein autoritäres Denken, das nach der „Wiedervereinigung“ immer den anderen zugeschoben wurde, jenen, die man als Verbrecher in die Geschichte eingehen lassen konnte, ohne die eigene Rolle darin zu prüfen und vor allem ohne das eigene Demokratieverständnis Grundgesetz konform zu machen oder auf seine Konformität zu prüfen. So kann ein Ost-Minsterpräsident Tillich über seine Rechten sagen: „Das sind keine Menschen, das sind Verbrecher“ und glauben schon auf der richtigen Seite zu stehen, wenn man mit diesen Worten Fremdenfeindlichkeit verurteilt. Dem Geiste des Grundgesetzes ist das nicht entsprungen!
Man hat das Demokratieverständnis nicht vereinigt. Es geht in den letzten Jahren baden. Das ist eine große Krise dieser Gesellschaft. Eine große wie großartige demokratische Geste hingegen war es von Norbert Lammert, Biermann im Bundestag auftreten zu lassen, auch wenn der etwas vergreiste egomane Dichter mit gigantomanen Anflügen etwas tragikomisch wirkte. Hier hat eine Republik versucht, ihr Verhältnis zu ihren Dichtern neu zu definieren. Denn das Pendel der Geschichte war von Verboten und Zensur zu „Sag doch, was du willst, interessiert eh niemanden“ geschwungen. Die Liberalität der BRD war eine die alles im Konsumismus und materiellem Wohlstand ersticken konnte. Eine Freiheit der Dichtung, die so wenig greifen konnte wie Sommerreifen auf spiegelglatter Fahrbahn. Leute wie Biermann kamen ohne Widerstand und Reibung ins Schleudern. Überhaupt kommen Poesie- und Kunstfreiheit in Gleichgültigkeit ins Schleudern. Es war in den frühen 80er Jahren, als Biermann auch den Spruch prägte, er sei vom Regen in die Jauche gekommen und meinte damit seine Zwangsübersiedlung aus der DDR in die BRD. Später hat er diesen Spruch relativiert. So scheußlich fand er die bürgerliche Demokratie nicht mehr. Schleuderte er da schon?

View more

Wolf Biermann ein sehr komplizierter egozentrischer melancholischer und
Liked by: ♥ Pluviophile

-

Zu den orthodoxen Linken fand er keinen Zugang, seine Kritik blieb meistens egoman, individualistisch, ein „Das Kollektiv liegt schief“ mit einer entsprechenden Dialektik wurde nie sein Stil. Er konnte auch das Selbstbewusstsein eines an eine Gemeinschaft gebundenen Individualisten und eigenen Kopfes nicht entwickeln, der sagen konnte: „Ihr sagt, ich liege schief. Ich bin ein Segler und liebe jede Schieflage“ ;)
Irgendwann zog er sich auf die Übersetzung von Shakespeare-Sonetten zurück, statt sich mit radikalen Denkern wie Michel Foucault zu beschäftigen und sich auch philosophisch weiterzubilden. Dabei hätte ich so gerne vieles aus seiner Sicht gesehen und gehört, wozu er nichts gesagt, gesungen und geschrieben hat. Denn seine Poesie war und bleibt sprachgewaltig, gedankenreich, dialektisch und multiperspektivisch. Einfach große Kunst. Wer ihn da zu schmähen versucht, trifft den falschen Biermann. Sein idiosynkratischer Individualismus aber, womit er sich über alles stellte, was nach gemeinsamem Anpacken roch, macht ihn letztendlich einsam, aber nicht einsame Spitze. Hört die Tragik in seinem preußischen Ikarus:
https://www.youtube.com/watch?v=lFoXuxdSGJQKlugdiarrhoe’s Video 140172086201 lFoXuxdSGJQKlugdiarrhoe’s Video 140172086201 lFoXuxdSGJQ
wo er den Text vergisst, als es darum geht, dass der Stacheldraht dem lyrischen Ich langsam ins Hirn wächst:
Der Stacheldraht wächst langsam ein
Tief in die Haut, in Brust und Bein
ins Hirn, in graue Zellen

View more

Klugdiarrhoe’s Video 140172086201 lFoXuxdSGJQKlugdiarrhoe’s Video 140172086201 lFoXuxdSGJQ
Liked by: ♥ Pluviophile

Nochmal zum Aufschiebeverhalten. Bei mir ist es oft so, das sich manche Dinge von allein erledigen, wenn sie lange genug auf dem Schreibtisch liegen. Geht Dir das auch so? Die wirklich wichtigen Dinge werden natürlich erledigt. Die Kunst liegt darin zu erkennen, was ist wichtig ?

Erwachsenenstammtisch’s Profile PhotoElse's (っ◕‿◕)っ
Wer nur den Mut hat, dies zu erkennen, worüber du hier schreibst, hat schon einen sehr wichtigen Schritt getan. Ja, ich kann diese Erfahrung teilen. Aber ich habe auch verzweifelte Partnerinnen an meiner Seite erlebt, denen mein Schreibtisch und meine Postablage mehr schlaflose Nächte beschert hätten als mir, wenn sie mich wenigstens hätten in Ruhe schlafen lassen, statt mir mit ihren panischen Ängsten ausgelöst durch meinen Schreibtisch, den Schlaf der ruhigen Aufschiebung zu rauben.

OK, erledigt. Ihre verbale Richtigstellung findet hohe Anerkennung meinerseits. ( Das kann nicht Jeder ) Das heisst aber nicht, daß wir uns künftig weinend in den Armen liegen Herr Bülbül. So wie ich's seit Jahren schon mit Herrn Seeger halte; "Wer ne begründete Meinung hat ? Auf'n TISCH damit ! "

Haben Sie mich soeben "Heulsuse" genannt, Herr Graf? Müssen wir uns duellieren? Ha, ha, Spaß bei Seite: weinend in Ihren Armen zu liegen wäre mir so als allerletztes eingefallen, wenn überhaupt. Was für eine Vorstellung?!
Aber nun muss ich doch wieder zu meinem SOKRATES zurück. Ich bringe es im Moment auf 10 Folgen pro Monat. Das werde ich in den kommenden drei Monaten zugunsten anderer Publikationen etwas zurück schrauben müssen. Es müssen auch mal 4-6 Folgen pro Monat reichen. Aber das ist dennoch so intensiv, dass mir permanent etwas Sokratisches durch den Kopf geht und ab und zu auch in meinen übrigen Beiträgen Erwähung findet.
Für manch einen ist Sokrates ja auch der erste philosophische Humanist, für Nietzsche aber beginnt mit dem Sokratismus die Dekadenz der Philosophie und die Philosophie der Dekadenz und der Untergang des Abendlandes, die Vermittelmäßigung des Menschen, der den Sprung zu höherem nicht mehr schafft. Da kann ich doch meinen Sokrates-Roman nicht nebensächlich behandeln. Ich schreibe mich langsam aber sicher in eine ganz große surreale romantische Tragödie.

View more

Hier ist "ehem. Jungpionier" Else;-) Genossin war und bin ich nie gewesen Uri. Ich müsste selbst eine Herxenpartei gründen, um 99,9% hinter einem/meinem Programm zu stehen....ja und das ist so unwichtig. Sie kennen also ein Käng beim KGB:-)

Erwachsenenstammtisch’s Profile PhotoElse's (っ◕‿◕)っ
Eine Hexenpartei? Ja, das wäre doch etwas. Du müsstest nur auch Hexer zulassen und wenn die Partei ähnlich strukturiert sein sollte wie aus dem Lehrbuch einer kommunistischen Partei, könnte ich im Zentralkomitee philosophischen Tee verkaufen :) Käng und ich folgen uns seit langem und in letzter Zeit reiben wir uns auch oft aneinander. Ein bißchen polemisches Zielschießen hält mich in Übung.

Daß Sie meinen gesamten Adelstiteln, noch das Prädikat "kriegslüstern"anfügen mussten ? nehm ich Ihnen übel. Und Ihnen beurkundet diese Frechheit eine absolute Unkenntnis der aktuellen Lage. Ich bin nicht bereit, diesen Wadenbiss unkommentiert hinzunehmen. ...Alsbald auf meiner Seite.

Lieber Herr Graf, es kann sich doch nur um ein Mißverständnis handeln. Ich habe das Wort "kriegslüstern" lediglich zitiert, es stammt nicht von mir. Bitte Sie herzlichst, dies in Ihren Ausführungen, die Sie angekündigt haben, zu beachten. Wir haben gerade eine respektvolle Ebene miteinander gefunden und wollen das doch beibehalten. Ich habe kein Interesse daran, Sie zu schmähen oder zu beleidigen.

Herr Bülbül, ich verstehe mit dem Du nichts falsch. Warum?...ich bin kein Duzer....genau das hasste ich früher...ob Genosse oder nicht, man wurde von jeder Wurst geduzt. Fürchterlich.....na dann können wir ja mit einem herzlichen Du fortfahren Herr Bülbül:-)

Erwachsenenstammtisch’s Profile PhotoElse's (っ◕‿◕)っ
Würtse haben mir noch nie etwas gesagt. Aber sonst wäre ich dafür, dass genau sie mich duzen dürften, dann kann ich sie leichter als Wurst beschimpfen. Aber mit dir, liebe Else (Genossin?) kommt nur ein herzliches Du in Frage :) Dann aber auch „Uri“ ;)

Richtige Schlafstörungen sehen bestimmt anders aus. Ich bin gegen 22.00 Uhr schon eingeschlummert. Warum auch immer träume ich von meiner facebook-Startseite, bekomme Gedankenrasen und wache wieder auf: SOKRATES Folge 251: Finsternis.

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
«Nur die Ruhe, mein Bester», sagte Narrat, als er beruhigend dem Käptn die Hand auf die Schulter legte, was den Piloten keineswegs beruhigte; denn es geschah etwas, was nicht geschehen durfte: ein Passagier drang in sein Cockpit und schaute ihm über die Schulter, während zugleich der Bordcomputer sich abmeldete und der Autopilot sich abschaltete. An sich keine Katastrophe, aber wie konnte das geschehen? Der alte Mann im Morgenmantel beließ es nicht bei seiner unplanmäßigen, ja unmöglichen Anwesenheit im Cockpit, die von den Piloten sicher nicht erwünscht waren, er befingferte auch die Navigation: «Oh, wir sind schon fast über Portugal. Das ist ja schön!» «Schön wäre es, wenn Sie wieder das Cockpit verlassen würden, mein Herr!» brachte der Käptn nun endlich heraus. Das aber störte Adonis nicht im Geringsten: «Sinnvoll aber wäre es, bevor wir über den Atlantik bis Gabun halb Westafrika umfliegen müssen in Faro einen Zwischenstopp einlegen und noch einmal sicherheitshalber auftanken!» Er ließ seine Finger trotz Aufforderung nicht vom Computer. Flink huschten seine Finger über die Tastatur, bis ihm der durchschnittliche Treibstoffverbrauch des Fluges gezeigt wurde. «Hmmm, alles im grünen Bereich, aber dennoch landen wir auf Aeroporto de Faro!» Dann trat er einen Schritt zurück, um für etwas Entspannung zu sorgen. Der Kapitän programmierte wortlos, um dann wieder auf Autopilot umzuschalten. Alles an Technik im Cockpit funktionierte tadellos; wie konnte da der Computer einen Aussetzer haben? «Und von Faro aus nehmen wir zunächst Kurs auf Casablanca und denken Sie bitte daran, nicht näher als siebzig Meilen an die Küste kommen.» «Wir könnten auch auf Fuerte Ventura landen», bemerkte der Käptn, der so einfach seine Souveränität nicht abgeben wollte. «Wenn Sie einen Vertrag mit dem dortigen Touristenflughafen haben», bemerkte Narrat süffisant, «dann gerne!» Um das Gespräch in eine etwas freundlichere Bahn zu lenken, sprach Adonis die Piloten auf die Flugbegleiterin an: «Sie haben ja ein interessantes, ich möchte sagen außergewöhnliches drittes Crewmitglied an Bord!» Kurz herrschte eisiges Schweigen, dann erwiderte der Käptn: «Sie meinen sicher sich selbst, mein Herr! Willkommen im Team!»
Schwarz. Nur Schwarz. Alles schwarz. Nichts drang nach außen und nichts kam nach innen. Er konnte noch nicht einmal unterscheiden, ob er seine Augen offen oder geschlossen hatte. Er lag auf einem nicht allzu harten Boden, gepolstert. Schwarz. Zu dieser Finsternis gesellte sich noch der Kopfschmerz. Er hatte Durst. Und als er sich aufrichtete, bemerkte er neben seinem völlig ausgetrockneten Mund auch seinen Nacken, der sich Blei beschwert anfühlte und vollkommen steif. «Uri», bröselte es ihm aus dem Mund, da fiel ihm aber auch der Stromstoß ein, der seinen Körper durchzuckt und alles in ihm erstarrt hatte. Aber das konnte doch nicht alles gewesen sein. Da war noch was. Da war ein Einstich. Wie lange mochte er weggetreten sein?

View more

Next

Language: English