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Uri Bülbül

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wie alt warst du als du von zu hause aus gezogen bist ?

Ich komme mit dieser Formulierung, die ich natürlich kenne, nicht klar. Zuhause ist bei den Eltern und man zieht von dort aus und ist dann nicht mehr zuhause?

Wer willst du sein?

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Ich bin ich und will niemand anders sein. Eine solche Frage stellt sich mir nicht, sondern wird mir von außen gestellt. Aber auch nur von Leuten, die mich nicht kennen. Im Moment aber lebe ich in einem wundervollen Wandel und vieles in meinem Leben ändert sich und sortiert sich neu. Das ist sehr spannend und mal sehen, was ich in einem Jahr darüber schreiben oder sagen kann; aber ich hoffe, doch sehr, dass ich immer noch ich bin und kein anderer.

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Nach einer vierzehntägigen SOKRATES-Pause kommt nun die Folge 334 nach der Folge 333, die mit und von Philomena @HamburgMittendrin war: https://ask.fm/Klugdiarrhoe/answers/144690515385 Jetzt. Die Männer in ihren Finsteren Zellen:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Plötzlich leuchtete es in seinem Kopf wie in Neonfarben: Der Tod ist keine Lösung. Aber dennoch blieben seine Augen in der Finsternis. Und die Dunkelheit stellte ihm nun eine andere Frage: «was genau ist passiert?» war schon fast passé. Jetzt lautete die Frage: «Wie komme ich hier raus?» Er spürte Druck in den Ohren. Nun war Kommissar Alfred Ross soweit klar bei Verstand, dass er für sich deutlich feststellen konnte, sich in einem Flugzeug zu befinden. Er wollte eigentlich diesen seltsamen Vogel Uri Nachtigall verhören. Mit ihm stimmte etwas definitv nicht, zumal ja auch die Taxifahrerin spurlos verschwunden war, die ihn in der Nacht vom Krankenhaus zurück in die Villa gefahren hatte. Und warum bitte schön in die Villa? Und Warum nicht zu Nachtigall nach Hause? Da hatte Ross den Schlwawiner etwas zu hart angefasst und konnte sich von da ab an nichts erinnern. Er kam ohne Zeit- und Raumgefühl in der Finsternis, in der er sich befand, „zu sich“, wenn man das überhaupt so nennen wollte. Erst jetzt gewann er Klarheit über sich, über seine Gedanken, sein Bewusstsein. Und seine Gefühle spielten nicht mehr verrückt. Jetzt war Alfred Ross endlich bei sich, auch wenn er sich auf seine Situation noch immer keinen Reim machen konnte.
«Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, also dass ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts.»* Und als Nichts stand Uri Nachtigall am Fenster seines Zimmers in der Psycho-Villa und sah versonnen auf den Garten und auf den Hof und realisierte in seinen Gedanken halb verloren an Betti @liebeanalle und Lara @derherbstinmir nicht, dass er eigentlich ein Turmzimmer im hinteren Teil der Villa erhalten hatte. Es ist ein Rätsel, wie manche Dinge einem einfach entgehen können. Die beiden Frauen, Mutter und Tochter, Lara mit einem kleinen Tierchen im Arm gingen wie ein Bild durch den Theaterphilosophen hindurch wie in Rilkes gefangenem Panther durch der Lider angespannte Stille und hörten im Herzen auf zu sein. Er dachte an Johanna, an ihre Augen, an die Sommersprossen auf ihrer Nase, an ihre Haare. Er begriff nicht, dass sie den Auftrag hatte, gegen ihn zu ermitteln. Und er begriff ganz und gar nicht, warum überhaupt gegen ihn ermittelt wurde. Was hatte der Kommissar von ihm gewollt mitten in der Nacht in aller Herrgottsfrühe? Warum war er in sein Zimmer gestürmt, hatte ihn aus dem Schlaf gerissen und geschlagen, bis die Schwester kam? «Nichts ist mir so wirklich erklärlich», dachte er. Er stand vor einem Scherbenhaufen an Fragmenten und Bildern, die sich nicht zusammensetzen ließen. Schon im Cascando-Theater hatte alles angefangen, auch wenn er das nicht wahrhaben wollte. Es war die Liebe, die ihnen abhanden gekommen war in der Arbeit. Sie wussten es nur noch nicht.

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Was sind Matritzen?

Ach, ich habe das falsch geschrieben. Richtig muss das "Matrize" heißen; so nannten meine Lehrer früher die vervielfältigungsfähigen Spezialpapiere, auf die man tippen, schreiben oder zeichnen konnte, die dann wegen ihrer Beschichtung wie Kohlepapier nur spiegelverkehrt auf einen Durchschlag alles übertrugen und dann in eine Maschine gespannt die Vorlage vervielfältigten. Sie rochen speziell nach einer Alkoholtintemischung, würde ich mal sagen. Obwohl das Gymnasium, auf dem ich war, zu den modernsten Schulen gehörte, war das die Vervielfältigungstechnik. Und die Matrize war die Druckvorlage quasi.

Wie kann man sowas wie dich nur lieben ?😣

Ich will nicht von allen Menschen geliebt werden. Ganz und gar nicht. Mir sind auch einige Menschen zuwider und ich muss manchmal um meinen Humanismus bangen und um meine Liebesfähigkeit, wenn ich mit diesem Widerwärtigen konfrontiert werde.
Da hilft mir Verständnis oder das Bemühen darum, warum Menschen so werden, wie sie sind. Das relativiert die negativen Gefühle und besänftigt mich etwas.
So zum Beispiel diese Form von Feigheit, dass man solche Fragen anonym stellt, obwohl es doch ein Leichtes wäre, den Namen unter die Frage zu schreiben, selbst wenn man kein Ask-Konto hat.

Iiich. Ich versteh den.

Nicolai1995’s Profile PhotoialociN
Ja, lieber Nicolai, von Dir habe ich es auch nicht anders erwartet. Wir leben in einer Epoche, in der sich der technische Wandel rasend schnell auch in kulturellem Wandel niederschlägt. Ich habe die Phase vom ersten halbwegs erschwinglichen Taschenrechner bis zum Smartphone live miterlebt. Mein Vater (Vermessungsingenieur von Beruf) hatte im Büro seine Logarithmustabellen, einen Rechenschieber und einen mechanischen Rechner, an dessen Kurbel er immer wieder hin und her drehte, nachdem er Zahlen eingetippt hatte, um dann irgendwelche Ergebnisse abzulesen.
http://www.rechenautomat.de/Facit/index.html
Ich Grundschulkind sah ihm fasziniert zu. Die mechanische Adler-Schreibmaschine wurde nur für Korrespondenzen benutzt, stand oft ungenutzt im Büro und wurde von mir in Beschlag genommen, ich spannte einen Papierbogen ein und hatte auch etwas zu tun. Das Tippen und die entstehenden wichtigen Geräusche allein fand ich schon faszinierend, und wenn man nach einem Klingelwarnton, das schwere Schiff wieder an den Anfang der nächsten Zeile schob, ratschte es und der Tisch wackelte. So begann meine Schriftstellerei.
Nebenan war eine Anwaltskanzlei, dort wurde viel mehr getippt als bei meinem Vater im Büro, wenn ich nicht da war. Er legte Tabellen an und füllte sie mit Zahlen aus, die er mit einem fein gespitzten Bleistift in die entsprechenden Stellen eintrug. Und wie schnell er den Rechenschieber hin und her schieben und die Ableselupe an der entsprechenden Stelle platzieren konnte! Das faszinierte mich auch, aber die Zahlen blieben mir zu geheimnisvoll. Worte wie Tangens, Sinus und Cosinus flogen durch die Luft, aber ich schnappte sie nur oberflächlich auf. Aber das Schaben der Rasierklinge auf dem Papier, wenn er etwas wegradieren musste, Radiergummis waren was für Kleinkinder und schmierten und der Geruch der Karten, die ich vom Belichter holen durfte (sie rochen etwa so wie die Matritzen in der Schule später), werde ich nie vergessen.
So kam ich zur Kulturarbeit.

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Iiich Ich versteh den
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"Wo negiert wird da ist keine Freiheit" wie meinst du das?

Vielen herzlichen Dank für diese Frage und den Raum zur Erläuterung:
Ich schrieb ja bereits, dass die Logik der Negation darin besteht, dass erst etwas gesetzt werden muss, um dann negiert werden zu können. So existiert dieses zu negierende Etwas zumindest in Gedanken. Zum Beispiel: denk nicht an einen fliegenden rosa Elefanten! Natürlich denkt man sofort daran, wie ein rosa Elefant, der fliegt, sein und aussehen könnte. So bringt die Negation in diesem Fall etwas in die Gedankenwelt, was zuvor nicht da war.
Das ist, um ein anderes Beispiel zu nehmen, mit dem Antifaschismus ähnlich, aber an einem entscheidenden Punkt anders: Klar existiert der Faschismus als Ideologie und politische Praxis, sogar manchmal als staatliche politische Praxis und wird nicht erst durch die Negation in die Welt gesetzt. Aber die Negation setzt den Faschismus voraus und bleibt an ihn gebunden. Gäbe es nicht einmal eine Vorstellung davon, würde die Negation keinen Sinn ergeben. Zum Beispiel: Hrpssifiz ist nicht.
Man muss schon sinnvolle Sätze oder Ausdrücke nehmen, um sie negieren zu können, also ist der Sinn zum Beispiel auch die Voraussetzung einer sinnvollen Negation. Die Negation kann sich davon nicht frei machen: Elefanten gibt es als Sinn, die Farbe rosa ist sinnvoll bekannt, und das Phänomen des Fliegens ebenfalls. So kann man zwar etwas Inexistentes kombinieren, aber die Aussage bleibt sinnvoll, d.h. verständlich. Und die Negation hängt an diesem Verständnis.
Also hängt die Negation immer von etwas ab und ist nicht in sich frei. So habe ich den oberen Satz gemeint.
Ich definiere und verstehe Freiheit nicht ex negativo, sondern positiv.

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Noch ein Nachtrag zu Elses Frage nach der Paradiesologie @Erwachsenenstammtisch

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Während das Buch «Der sprechende Delphin» von Bastis @Maulwurfkuchen und seinen Abenteuern als Delphin und einigen dazugehörigen phiulosophischen Überlegungen handeln wird, geht es in der «Paradiesologie» um eine essayistische Erzählung mit erzählten Szenarios um die Ethik einer neuen Utopie; es geht um Fragen der Freiheit, der Gleichheit, des Gemeinsinns und Sozialwesens, um Individualität und um Lust am Leben und an der Freude leben und leben zu lassen.
Reflektiert wird auch der christliche Diskurs vom Paradies, die Vertreibung aus dem Paradies, der Sündenfall und wie er sich darstellt und ganz wichtig dabei auch der Begriff des Schmerzes und der Arbeit.
Ich habe hierzu eine Menge Ideen und viele Gedankenfetzen, die irgendwo auch hier auf meinem Profil verteilt stehen; in der PARADIESOLOGIE werde ich die Dinge etwas ordnen und so in Form bringen, dass man darüber weiter nachdenken und diskutieren kann.
Jetzt aber entstehen erstmal auch weitere Folgen des SOKRATES. Ab Folge 334 entsteht also der 4. Band und ich kann jetzt schon verraten: ich habe noch eine Menge auch praktischer Ideen, wie dieser kommunikative und interaktive Roman noch weitere Kreise ziehen kann.
Diese Ideen sind zwar nicht geheim, kommen aber erst mal in den Keller, bis ich mir noch einpaar planvolle Gedanken dazu gemacht habe. Schön, Dich unter den Leserinnen und Lesern zu wissen.
Ich danke Dir für Dein Interesse, Else.

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Guten Morgen Uri, Du startest also ein neues Schreibprojekt mit dem Namen PARADIESOLOGIE und möchtest Du mir darüber mehr verraten, oder bleibt es im geheimen Keller:-)

Erwachsenenstammtisch’s Profile PhotoElse's (っ◕‿◕)っ
Liebe Else, deine Frage ist ja schon fünf Tage alt, wie ich sehe. Wird aber nun auchmal Zeit für eine Antwort. Die vergangenen Tage und Wochen waren damit gefüllt, mich auf die Buchmesse vorzubereiten und dann auf der Buchmesse zu sein.
Nun kehrt Ruhe ein. Mein neuestes Buch mit meinem Kollegen und guten Freund Malüe! «Versuch!, Kafka neu zu denken» ist abgeschlossen und publiziert. Das war ein neues und unvorhergesehenes und geplantes Schreibprojekt. Ich will, dass neben dem Strang um SOKRATES auch andere Bücher entstehen. Geplant war eigentlich der zum SOKRATES gehörige Rhizomableger BRACHLAND. Eine Novelle. Niklas Hardenberg, der ja SOKRATES-Leserinnen und Lesern nicht unbekannt sein dürfte, sitzt mit dem etwa knapp 30 Jahre alten Lemming alias Karl Lembrecht in einer unbekannten Wohnung, in die sie mit dem Scheckkartentrick eingedrungen sind, sitzen im Wohnzimmer, und warten. Die Novelle fängt mit einer Erzählung an, die Lemming sich spontan zur Unterhaltung und zum Zeitvertreib auszudenken scheint.
Diese Novelle wartet nur auf das Endlektorat und wird dann demnächst erscheinen.
Die Paradiesologie muss noch geschrieben werden, sollte aber SOKRATES-Publikum auch nicht ganz fremd sein; Es liegt nur eine Weile zurück, noch im ersten Band als Uri Nachtigall in die Psycho-Villa kommt und von der Schwester Lapidaria ins Kaminzimmer geführt wird, stößt er im Regal auf zwei Bücher, die angeblich er geschrieben haben soll, an die er sich aber nicht erinnern kann, sie geschrieben zu haben. Lapidaria deutet das psychologisch als eine Form von Amnesie; Uri Nachtigall aber ist sich sicher, dass er die Bücher nicht geschrieben hat. Siehe dazu Folge 21 https://ask.fm/Klugdiarrhoe/answers/114570934969 Damals wollte ich den Ausdruck noch mit einem weiteren "e" zwischen "Paradies" und ologie. Aber mittlerweile finde ich das "e" etwas überflüssig. Mir ist dieses Buch wie das andere, nämlich «Der sprechende Delphin», ein echtes Anliegen. «Der sprechende Delphin» wird Basti @Maulwurfkuchen gewidmet sein. Es sind zwei Parallelbücher zu SOKRATES sozusagen: Ich schreibe ja Hypertexte, d.h. die Bücher und Texte lassen sich rhizomatisch miteinander verknüpfen und sind miteinander verlinkt. Während beispielsweise das Dramulett «Beschiss» auf eine Art schon mit dem SOKRATES verwoben ist, was ich hier nur andeuten kann und nicht ausführen möchte, ist das Buch die «Paradiesologie» noch zu entwickeln und zu schreiben. Aber mir widerstrebt es, als ein neues Schreibprojekt zu bezeichnen, wenn Du verstehst, was ich meine. In den nächsten 100 Folgen aber, wenn Du die Villa übernommen haben wirst, wirst du auch den geheimen Keller durchstöbern, den Du bei mir vermutest ;) Sei herzlich gegrüßt, liebe Hexe am @Erwachsenenstammtisch.

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Ich mag deinen Avatar

Du meinst Uri Nachtigall in SOKRATES, der am Hölderlin-Syndrom "leidet" und sich in die Psycho-Villa zurückgezogen hat, wo er zwei Bücher entdeckt, die er geschrieben haben soll, die er aber nicht geschrieben haben will?
Er beginnt ein Experiment: er kennt die Titel der Bücher "Der sprechende Delphin" und "Paradiesologie". Und er überlegt sich, was er schreiben würde, wenn er ein Buch mit dem Titel der Paradiesologie schreiben müsste.
Und dabei erlebt er eine Überraschung. In den nächsten SOKRATES-Folgen bis etwa 450 wird mehr darüber zu erfahren sein. Und natürlich vieles andere auch über die anderen Handlungsstränge.
Philomena und Alice unterwegs nach Casablanca; Alfred Ross unterwegs in seiner Blackbox, was sich meiner Meinung nach wie eine Selbstfindungsreise anfühlt, Nadia in einer Reise zwischen den Welten immer hin und her und immer für eine Überraschung gut. Basti in einer ähnlichen Situation, springt auch zwischen den Welten hin und her und ist erst einmal bei den Seeräubern.

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Ein Shoutout geht an User in unmittelbarer Nähe. Also angeblich. Das kann dennoch einen unterschied von 150 km ausmachen. Man weiß auch nicht, wie viele User dieses Shoutout erhalten und wer.

Nicolai1995’s Profile PhotoialociN
Oh, eine ganz sinnvolle Einrichtung, um die Sinnlosigkeit mancher technischer Funktionen zu beweisen.

single

Kann mich mal jemand über diese shotouts oder wie die Dinger heißen aufklären. Ich bekomme welche, will sie auch nicht ausschließen, aber einen richtigen Sinn habe ich bisher nicht erkannt.
Single? Nein.

In meiner Frage steckt aber das Verzeihen und Nichtverzeihen gleichermaßen, ist das damit nicht neutral?:)

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Um im Bilde zu bleiben, das ich schon benutzt habe:
Das Verzeihen positioniert Dich auf der Tribüne des Circus Maximus der Moral; von dort aus geht der Daumen nach oben: «Verzeihen? Ja» oder nach unten «Verzeihen? Nein».
Ich lehne das ganze Gebilde ab.
Es geht um Verstehen und Verständnis. Es geht nicht um Verzeihen. Verzeihen ist Moralisieren, egal ob man verzeiht oder nicht verzeiht. Nehmen wir an: du verzeihst einem Freund etwas. Wie geht es dann weiter? Ist die Sache vergeben und vor allem vergessen? Nein, du lebst in dem moralisch erhabenen Gefühl, einen Fehler, eine Verfehlung, verziehen zu haben und der Freund lebt in dem Gefühl, dass er dir moralisch unterlegen war. Das Vergessen bleibt aus und irgendwann bricht die Angelegenheit wieder auf.
Nietzsche verglich das Vergessen mit dem Verdauen. Wer eine schlechte Verdauung hat, kann Dinge nicht verarbeiten (metaphorisch verdauen) und es kommt zu Blähungen und Beschwerden. Genau da bewegen wir uns mit dem Verzeihen und Vergeben. Das Vergessen bleibt aus, die Angelegenheit wird, wie oben beschrieben, eigentlich moralisch fortgesetzt.
Durch das Verstehen begebe ich mich gar nicht erst auf die Tribüne der Moral, bleibe auf Augenhöhe mit demjenigen, der einen Fehler gemacht hat, kann den Fehler nachvollziehen und sagen: hätte mir an seiner Stelle auch passieren können. Damit kann die Sache wirklich ad acta gelegt werden und wird womöglich vergessen und wenn nicht, erinnert man sich als Erkenntnis daran und nicht im Gefühl der moralischen Erhabenheit der eine und im Gefühl der moralischen Unterlegenheit der andere, dem "verziehen" wurde. Denn dieser bleibt moralisch in der Schuld.
Jetzt noch etwas zur Logik der Negation "nicht-verzeihen": Die Negation funktioniert immer mit der Setzung der Sache und eigentlich wird durch die Negation nichts aus der Welt geschafft also neutralisiert, sondern einfach negiert: verzeihen vs. nicht-verzeihen oder anders gesagt:
Diskurs (Verzeihen)= Ja oder Nein
Wenn ich Neutralität vom Verzeihen will, muss ich einen ganz anderen Diskurs eröffnen, also ohne Verzeihen und ich schlage hierfür das Verstehen vor.
Du bringst mich jetzt auf die Idee, dass ich in meiner PARADIESOLOGIE, die ich schreiben will, unbedingt auf den Aspekt der Negation im Zusammenhang mit Freiheit eingehen muss. Die Idee: wo negiert wird, ist keine Freiheit.
Eine interessante These, nicht wahr?

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Was könntest du einem Freund, einer Freundin immer verzeihen und was nie?

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Ich finde ja, dass diese Fragen so prinzipiell gestellt den latenten Moralismus transportieren.
Ich mag Moral nicht. Sie ist eine emotionale Hilfskonstruktion zur Machterschleichung über andere, indem man sie langsam betäubt und vergiftet. Als Nietzscheaner gehe ich davon aus, dass eine moralienfreie Deutung der Welt eher zur Emanzipation der Menschen beitragen würde. Die Kategorie des Verzeihens oder Nicht-Verzeihens erhebt den einen Menschen über den anderen.
Derjenige, der verzeihen oder nicht verzeihen kann (Daumen rauf oder Daumen runter) sitzt auf der hohen Tribüne der Moral und entscheidet von dort. Das könnte ich in erster Linie mir selbst nicht verzeihen. Das wäre eine Art von Geschmacklosigkeit, die ich an mir nicht haben möchte.
Ich versuche Menschen zu verstehen und ihre Beweggründe nachzuvollziehen. Dementsprechend gestatte ich Nähe oder suche Abstand. Freunde haben sich nichts zu verzeihen. Sie verstehen einander und fertig. Alles andere ist geschmackloser Moralismus.

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Es rührt mich so unendlich, dass Graf_Otto in einer Frage Philomena meinend schreiben kann: «Sagen Sie es mir ; WAS soll aus uns alten verrückten Kerlen werden, wenn alle Engel diese Welt verlassen"?» Wir tragen Philomena immer im Herzen, sie kann uns nicht verlassen! SOKRATES Folge 333:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Philomena war es danach, ihre Schwingen weit auszubreiten, dieses Abenteuer war längst nicht zu Ende; was in dem Airbus, aus dem auszusteigen sie gezwungen wurde, für Geheimnisse auch schlummern oder fliegen mochten; sie war fest entschlossen, alle aufzudecken. Und insgeheim hoffte sie, den Piloten in Casablanca zu treffen. Er schien nicht viel mehr zu wissen als sie, aber das konnte auch täuschen. «Summertime», dachte sie und träumte: «Der Fisch schimmert in den Farben des Regenbogens. Ihm war eher nach Fliegen. Vor kurzer Zeit tummelte er sich noch in Uri Bülbüls Gartenteich. Angeregt durch die Gespräche im Garten machte er sich auf, ein wenig mehr über die Menschen zu erfahren. Bislang waren ihm nur aufgeschlossene Menschen begegnet. Damit er nicht verendet, begleitete ihn der fröhlich plappernde Mamagei 'Fridolin', der eine Gießkanne bei sich trug die sich immer wieder mit Wasser füllte. Und so traf den Schimmerfisch von Zeit zu Zeit ein Schwall Wasser inkl. vieler Worte. Als sie am Marktplatz ankamen, wurden sie auf einen Menschenauflauf aufmerksam. Ein tanzender Elefant wurde beklatscht. 'So können die Menschen also auch sein', dachte Schimmerfisch bei sich. Als der Elefant endlich eine Pause machen durfte und dafür in einem dunklen Verschlag angekettet wurde, schlichen Fridolin und Schimmerfisch zu ihm. Ganz traurig blickte Elefant die beiden an. Mamagei machte sich ans Werk und binnen weniger Minuten war Elefant von seinen Ketten befreit. Er breitete die Ohren aus und lud Schimmerfisch und Fridolin ein, Platz zu nehmen. 'Es macht mir nichts aus, Ihr wiegt ja fast nichts'. Auch Elefant konnte fliegen, aber nur wenn er fröhlich war. Und das war er nun...keine Ketten mehr...Freiheit. Die 3 machten an vielen Orten Rast. Manchmal verging selbst Fridolin das Plappern, zu unschön waren manche Beobachtungen. Und so suchten Fridolin, Schimmerfisch und Elefant die Nähe von den Kindern. Immer waren sie Willkommen. Sie trafen auch große Kinder...die kannte Schimmerfisch noch aus dem Garten...da bei Uri Bülbül. Sie hatten sich etwas bewahrt, was viel zu oft verschüttet wurde. Irgendwann landeten sie auf einem großen Wasser und entdeckten ein Mädchen, auf einem Steg sitzend. Nein, eigentlich war es kein Mädchen mehr...aber so ganz sicher waren sie sich doch nicht. Das Mädchen war von allerlei Federviechlies umgeben und alle plapperten munter vor sich hin. Und nur für Wesen die das Kind in sich erhalten konnten war sichtbar, dass dieses Mädchen Flügel hatte. Oben am Himmel kreiste der berüchtigte Stutzer ohne Namen...»*
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* https://ask.fm/HamburgMittendrin/answers/142390230651

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Ist das böse wirklich so attraktiv?

Natürlich muss man sich hinterfragen und das immer wieder aufs Neue: warum man bestimmte Dinge, Menschen, Situationen attraktiv findet und ob sie wirklich so attraktiv sind, wie sie scheinen und ob sie einem wirklich gut tun. Ich würde aber immer eine Reflexion jenseits von Gut und Böse bevorzugen. Ich akzeptiere schon die moralische Kategorie des Bösen nicht. Mit anderen Worten: das „Böse“ existiert so nicht.
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Ist sowas nicht haram also verliebt zu sein?

Nicht in meiner Welt und ich möchte auch in keiner Leben, in der „haram“ überhaupt ernsthaft gedacht, geglaubt und handlungsbestimmend gehandelt wird.
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Was war das schlimmste/traurigste das dir je passiert ist?

Vielleicht steht mir die schlimmste und traurigste Erfahrung noch bevor, dieses Gefühl habe ich und lebe auf den Wasserfall zu in der Hoffnung, den Absturz zu überleben und nicht zu ertrinken. Daher vermag ich kaum zurückzublicken. Was vor mir liegt wird schlimmer sein.
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Was hat dir die Anmeldung auf ask bisher gebracht?

Ich bin mit den Erfahrungen und Bekanntschaften, auch mit den Schreibergebnissen, die ich auf ask und durch ask gemacht bzw. erhalten habe, nicht unzufrieden. Sie waren eine Erfahrung wert und haben mich sogar im Schreiben vorangebracht. Auf eine bestimmte Art diszipliniert ask sogar, die begrenzte Zeichenzahl bei Antworten und die Anzeige, die einem zeigt, wie lange man nichts geschrieben und keine Fragen beantwortet hat. Das hilft mir, mich zu motivieren, Fragen zu beantworten oder Gedankenstrichen zu folgen.
Auch die virtuellen Freund- und Bekanntschaften sind nicht zu unterschätzen. Ich mag sie. Selten kommt auch eine seltsame Begegnung vor - schlimmer als in der Bahn oder auf der Straße ist es aber eigentlich nicht.
Ja, und dann wäre da auch der SOKRATES-Roman, in den du etwas involviert bist. Immerhin sind in meiner ask-Zeit 3 Bände davon entstanden, fast 700 Seiten Buchtext. Das ist nicht zu verachten.
Ich hatte mir mehr interessiertes und engagiertes Publikum wie Kolleginnen und Kollegen gewünscht, Kooperationen und hochwertigere Diskussionen. An qualitativ guten Beiträgen auf einzelnen Profilen mangelt es nicht. Deine Texte und dein Profil beispielsweise gehört mit zu den besten, aber das Metier des Schreibens und Schriftstellerns ist nicht nur voll von Individualisten und Eigenbrötlern; der Literaturdiskurs ist leider noch immer zu sehr genialisch und wenig pragmatisch-kommunikativ geprägt. D.h. die Menschen halten sich für "Talentiert" oder zweifeln an "ihrem Talent", darin sind sie häufig sogar bipolar. Sie wollen Genies bewundern und als Genie oder zumindest kongenial bewundert sein und zweifeln und hadern aber so sehr mit sich, dass sie selbst ihre sehr guten Texte nicht als solche erkennen; Schreiben als eine Kunst der Kommunikation und der Kooperation kommt da zu kurz. Das ist ein Phänomen, das ich nun nach fast vier ask-Jahren gelassen sehen und beschreiben kann, ohne groß Enttäuschung zu verspüren. ask spiegelt halt auch die Gesellschaft wider, in der wir leben und die bestimmte Kunst- und Literaturklischees fördert. Viele Menschen sollen eben erlahmt und schier bewusstlos sich ohnmächtig und hilflos fühlen, passiv konsumieren und ja keine Ideen formulieren und kommunizieren, die revolutionäres Potenzial haben könnten. Das muss ich ja nicht untätig akzeptieren, sondern kann versuchen dagegen zu wirken und anzuschreiben. So gesehen hat ask als Kommunikationsplattform durchaus eine gewisse Funktion, die ich zu nutzen gedenke und versuche.

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Rudi bei den Seeräubern und ein Klabautermann auf Steuerbord – SOKRATES Folge 332

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Der Käptn schubste Rudi sanft von seiner Schulter; halb fiel, halb sprang Rudi und landete direkt neben seinem Futternapf. Er war mit seinem Schicksal schnell versöhnt und fraß sich erst einmal genüsslich satt. Dann sprang er auf das Bett in der Kajüte des Käptns, wühlte sich direkt unter die Decke und die modrigen Gerüche erinnerten ihn an sein Zuhause. Ja, wie konnte er das nur vergessen haben. Und schon schlummerte der Hispaniola Solinodon ein. Und dann hatte er einen wirren Traum. Ja, auch Spaltrüssler können träumen. Irgendwer am Strand suchte ihn zwischen den Farnen und Sträuchern, irgendwer vermisste ihn, es war jemand, der halb Fisch, halb Mensch war. Oh nein, kein Fisch! Es war ein Delphin. «Delphine sind keine Fische», schimpfte dieses Wesen in Rudis Traum. «Du musst wissen: es gibt auch Süßwasserdelphine, und diese können rosa sein. Das sind keine Fabelwesen!» Rudi überlegte noch, was „Fabelwesen“ sein sollten und ob Fische Fabelwesen waren, da spürte er eine Unruhe. Das Bett wackelte und knarrte. Rudi wurde an die Seite geschubst: «Mach dich nicht so breit, du Ratte!» brummte der Käptn, der sich auch schlafen legen wollte. Und schon schlief Rudi weiter, aber es war dunkel, er konnte sich an keinen Traum mehr erinnern. Das Schnarchen des Kapitäns, das bald einsetzte, störte Rudi nicht. Aber irgendwann gab es wieder eine Unruhe, wovon Rudi ganz wach wurde. «Kapitän! Kapitän! Klabautermann auf Steuerbord gesichtet! Klabautermann auf Steuerbord! Fluchend stand der Käptn auf. Auch Rudi schlüpfte schnell durch die Tür und sprang die Treppen hoch an Deck. Über ihm war eine schöne klare Vollmondnacht. Aber er konnte nicht sehen, wohin die Seeleute zeigten. «Da war er! Da war er! Ich schwörs! Ich habe ihn gesehen!» rief einer. Der Kapitän entriss ihm das Fernrohr. «Ich werde dich über Bord werfen, wenn das nicht stimmt! Ich sehe nichts!» brüllte der Kapitän. Doch dann lachte er, dass die Planken erzitterten: «Ha, ha, ha, Klabautermann! Ja, klar! Da ist Basti, der sprechende Delphin! Er kommt direkt auf uns zu geschwommen. Bin gespannt, was er uns zu erzählen hat!»
Trotz Finsternis klarte Alfreds Bewusstsein immer mehr auf. Wer diese geheimnisvolle und schier gespenstische junge Frau auch war und warum auch immer sie das Lied vom Fiedler auf dem Dach spielte, ihre Warnungen waren nicht zu verachten gewesen und hätte er sich mal daran gehalten, wäre er womöglich nicht in dieser schier aussichtslos erscheinenden Situation gelandet. Alfred Ross hatte großen Durst. Seine Orientierung in der Finsternis wurde besser. Erstaunlicherweise entwickelte er ein Raumgefühl. Er hätte den Wasserspender finden können, aber er ließ es bleiben. Auch diese Warnung war nicht zu verachten. Nein, er wollte mit seinem Leben noch nicht am Ende sein; er wollte nicht sterben, er wollte liebevoll in Erinnerungen an seine Frau und Tochter schwelgen und weiterleben. Um dieser schönen Erinnerungen wegen wollte er leben. Denn dadurch hielt er auch sie in sich am Leben.

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