@Klugdiarrhoe

Uri Bülbül

Ask @Klugdiarrhoe

Sort by:

LatestTop

Previous

Brot und Kultur Teil 2: Ein Beitrag zu Arthurs http://suthers.wix.com/genie-oder-wahnsinn

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
... jeder schwachsinnigen Idee aus dem Ministerium zustimmen und mitmachen kleinere Honoraraufträge geben und Fördermittel versprechen und kritischem inhaltlichen Diskurs mit Mittelentzug und Peitsche reagieren. Das habe eine Entsolidarisierung der Künstler und Kulturarbeiter zufolge - das könne nicht im Interesse einer sozialdemokratischen Kulturpolitik sein, wenn man bedenke, was Oliver Scheytt für eine Kulturpolitik bei den Bundestagswahlen propagiert habe.
Der Herr Staatssekretär Bend Neuendorf ist ein freundlicher, netter Mann, er hörte sich alles interessiert an, bedankte sich für meine Offenheit und sagte, er werde es mitnehmen - was im Ministerialdeutsch so viel heißt wie: Leck mich am Arsch! Ich habe dich verstanden, kann oder will aber nichts für dich tun! Ein bißchen höflicher ausgedrückt, ich will ja dem lieben Bernd Neuendorf auch nichts Schlimmes in den Kopf legen, den er so schön auf dem Hals trägt: Zur Kenntnis genommen und ad acta gelegt.
Dieser Besuch bei uns sollte uns die Wut und den Wind aus den Segeln nehmen, damit die Herrschaften ihre Zukunftsakademie mehr oder minder ungefährdet mit der Eröffnung auf den Weg bringen können. Entsprechend freundlich war auch der Empfang gestern uns gegenüber: es fing bei einem alten Studienkollegen von mir an, der jetzt ein kleines hübsches Museum leitet, im feinen Zwirn durch die Gegend rennt und mir schon mal auf dem Weg zur Toilette im Gang lachend gesagt hat: «entschuldige, dass ich dich oben übersehen habe, aber du bist eine echte Karrierebremse. Lass uns mal so telefonieren und miteinander sprechen, wenn wir auch allein sein können.» Und er hielt sein Versprechen, ist ein sonniges Gemüt und wirklich ein Kerl, den ich trotz seiner Opprtunität mag.
Gestern aber gab es eine allegemein sichtbare Umarmung und gesten großer Vertrautheit in aller Öffentlichkeit, das ging weiter mit meiner alten Liebe, die sich von mir auf die Wange küssen ließ und sich nach dem Sohnemann erkundigte bis hin zu der Leitungsriege dieser Akademie, deren Geschäftsführerin mich bei der Hand nahm und mir bei der Anmeldung, wo eine Traube von Menschen auf die Liste wollte, half und die Platzkarten besorgte. Natürlich einige Reihen weit weg von den Ministerialen. Und der freundliche Staatssekretär kam über einen kurzen und beiläufigen Händedruck nicht hinaus. Die Zeichen waren klar: ihr werdet freundlich aufgenommen, aber verhaltet euch auch freundlich. Wir feiern heute das Geburtsspiel unseres Wasserkopfbabys. Am liebsten wäre ich Taufpate und würde dieses Wunderkind an Arschgeburt im Taufbecken ersäufen :) Schließlich frisst dieses Monster Millionen, und unser Theater bekommt nichts.
Aber auf dem Parkett kamen Liebe, Freundschaft und Intrigen auf eine typische Weise zusammen. Ich buhte am Ende, als der Intendant des Schauspielhauses... http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/106082433209

View more

Brot und Kultur letzter Teil: Ein Beitrag zu Arthurs http://suthers.wix.com/genie-oder-wahnsinn ...

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
...Anselm Weber (googelt diesen Bürokratenknecht) sich zu guter allerletzt beim Ministerialdirigenten Peter Landmann herzlich für das Zustandekommen der Zukunftsakademie bedankte. Alle klatschen einer buht. Für allzu große Irritation hat das nicht gesorgt. Im Gästebuch der Zukunftsakademie findet sich nun der Eintrag:
«Zum Teufel mit Euch!» unter dem Eintrag eines Unebdarften: «Ich weiß zwar nicht genau, was ihr wollt. Aber ich will bei euch mitmachen» :) Geld und Macht riechen gut, wenn man Angst um sein Brot hat und gerne auch ein bißchen Anerkennung für seine Kunst hätte. Kunst aber und nun komme ich zum Genie (nicht oder) sondern und Wahnsinn!! -Kunst aber verlangt Leidenschaft und kann nicht im Gewächshaus von bürokratischen Arschgeburten entstehen - Entschuldigung: ich meinte natürlich «After» so fein und minzig wie «After Eight»! Schließlich benehmen sich die Herrschaften auf dem Pflaster auch so.
Und in deiner Miniatur konzentriert sich alles auf eine Geste, die ungeheuer stark ist: Das Unterstreichen der Überschrift wie eine Verzweiflungstat, weil in der Kreativität unter Druck (den ich ein wenig nun beschrieben und mit meinem Erfahrungshorizont gefüllt habe) nichts mehr geht. Gute Literatur schafft durch interessante und anregende Symbole, Andeutungen und dezente Hinweise Spielräume für die Phantasie der Leser. Das ist dir mit dieser Miniatur gelungen. Ich hätte gerne ein kleines Lektorat an deinem Text durchgeführt und stelle dir meinen Vorschlag hier vor. Ich würde einfach mit dem Starken anfangen und zwei einleitende schwächelnde Sätze weglassen:
«Krampfhaft kritzelt er wirres Zeug auf seinen Block und nimmt sinnlose Sprachnotizen auf dem Rekorder auf. Er kann seinen Traum leben, viele seiner Freunde beneiden ihn. Seinen Stuhl schiebt Frederik nach hinten, als er sich vom Tisch erhebt. Er hasst dieses Fenster, als er davor steht. Die Linde davor ist verschneit, wunderbar von Eis umhüllt.
Als er den Schlüssel an der Tür hört, wird er unruhig. Sie kommt rein, knallt mehrere formelle Briefe auf den Tisch und stellt sich neben Frederik ans Fenster. Ihren Arm um ihn legend, fragt sie ihn: „Wie weit bist du mit dem Buch? Es sind wieder Rechnungen gekommen.“ Stumm nickend wendet er sich ab. Verstohlen beobachtet er noch immer den kleinen Vogel, der sich auf einem Zweig der Linde niederließ. Kopfschüttelnd geht sie. Ihre blonden Locken umspielen ihr lächelndes Gesicht.
Ein Ball fliegt. Eisig trieft dieser das Vöglein. Frederik wendet sich ab, setzt sich. Er kann heute nicht schreiben, zu sehr abgelenkt. „Abendbrot ist fertig, Vater“, ruft sie ihn. Schnell unterstreicht er den Titel seines Werkes.»
Ich liebe diesen Text <3

View more

Vielen Dank für deine netten Worte! :-)

RyoMcCauley’s Profile PhotoTyler Durden
Gern geschehen! Es gibt einfach zu wenig nette Worte in unserer Welt der Konkurrenz, der Selektion, der Profilierungs- und Geltungssucht und nicht zuletzt der Habgier. Dabei ist es an sich nicht eitel, wenn die Menschen wahrgenommen werden möchten. Sie sind soziale Wesen und möchten auf gar keinen Fall Luft für die anderen sein. Wir müssen unsere Gedanken, Erkenntnisse und Fragen aneinander abgleichen und uns auch aneinander reiben. In diesem Sinne ist es nur schön, wenn hier und da Bezüge entstehen und Fäden gesponnen werden.
Ich freue mich.

Related users

DAS ANON MEINTE BESTIMMT MICH

http://youtu.be/fkgoyappOHsKlugdiarrhoe’s Video 105867239353 fkgoyappOHsKlugdiarrhoe’s Video 105867239353 fkgoyappOHs Wenn wir uns das nächste Mal treffen, um ask.tv zu machen, möchte ich, dass du einen Vortrag über «Die Normabweichung im Zynismus und die daraus entstehenden ästhetischen Probleme» hältst. Es wird bestimmt ein tolles Video und ich sitze daneben und feixe: Du machst die Norm, ich die Abweichung, und wir benutzen wieder dasselbe Mikrofon, damit wir wieder eine geniale Tonqualität haben, sonst wären unsere Vorträge nicht zu genießen.

Einige Leute sagen, dass es nicht angebracht sei, die Schulen z.B. in Hamburg auf Grund vom Orkan Xaver zu schließen. Wie stehst Du zu dieser Aussage? Findest Du es gut, dass die Schulen geschlossen waren oder hätten sie Deiner Meinung nach geöffnet sein sollen?

Verstehe die Frage nicht. Was will denn Xaver in der Schule?

Spielst du mit mir Doktorspiele wie Guttenberg?

Verstehe ich deine Frage richtig? Soll ich für dich eine Dissertation schreiben als Ghostwriter? Also wenn ich ganz ehrlich sein will, habe ich mit Studienfreunden früher ernsthaft darüber nachgedacht. Aber das ghostwriting lohnt sich wirklich nur, wenn man Textbausteine, die man angefertigt hat oder von anderen "übernimmt" mehrmals verwendet - was aufgrund der heutigen Technologie ziemlich schnell auffliegt. Ich hätte es für meinen Klienten schon in den 80er Jahren nicht verantworten wollen.
Wenn man ganz ehrlich und aufrichtig an einer Doktorarbeit schreibt und das Unehrliche nur darin besteht, dass man es für jemand anderen macht, lohnt sich die Arbeit finanziell nicht. Man kommt auf einen Stundenlohn von etwa 5€. Die Rechnung ist ganz einfach: ich brauche für eine Dissertation inklusive Recherche und Material/Literaturauswertung 300 Tage mal acht Stunden; was 2400 Stunden ausmacht. Würde ich mit 10€ bezahlt, läge der Preis der Diss. bei 24 000 € In meinem Bekanntenkreis kenne ich niemanden, der diesen Preis bezahlen würde. Kaum jemand wäre bereit mehr als 10 000 € dafür auszugeben. Mediziner können sich solche Doktorarbeiten zu günstigen Preisen bei Kollegen aus den Naturwissenschaften kaufen, weil viele Ergebnisse in Chemie, Biochemie, Physik, Biologie sich leicht zu Medizindissertationen umarbeiten lassen. Man kann auch Versuchsreihen simulieren und nachher als tatsächlich durchgeführt angeben. Aber ich selbst bin kein Naturwissenschaftler, kannte aber einen Physiker, der es relativ günstig für Mediziner gemacht hat. Ob einer ein guter Doktor ist, hängt halt nicht vom Titel ab.
Unter dem Strich: Guttenberg ist nur die Spitze eines Eisberges. Und er besteht darin, dass er sie mutmaßlich nicht selbst abgeschrieben und Plagiate erstellt hat, sondern es von einem Ghostwriter machen ließ, der effizient arbeiten wollte und musste, was eindeutig Betrug wäre, weil man ja unterschreibt, dass man die Arbeit selbst ohne fremde Hilfe verfasst hat. Ich glaube das Ghostwriting selbst ist nicht strafbar, aber ich habe es nicht wirklich überprüft.
Aber ein mogelnder und lügender Schleimer als Kriegsminister - das ist schon ziemlich ekelig. Und ich glaube nicht, dass du so ekelig sein willst. Du willst nur Gedanken- oder Wortspiele spielen, was ich auch sehr gut verstehen und mitmachen kann.

View more

Liked by: Merlin -

Kann die Angst gesund für die Seele sein?

«angst essen seele auf» heißt der Titel und in einem alten Film von Rainer Werner Fassbinder. Dieser Film wäre heute so etwas wie ein Klassiker in der Literatur, den man mehr oder weniger gezwungen in der Schule im Deutschunterricht lesen würde, wenn überhaupt - falls google und wikipedia nicht genügend Informationen zur Verfügung stellen, um die Deutscharbeit zu bestehen. Hängen bleiben würde bei einem etwa soviel, dass man halt schon mal etwas davon gehört hätte und ungefähr den Inhalt kennte und wäre man jetzt auch noch Ausländer oder Migrant oder wie man das sonst noch nennen soll, wäre man damit der Bildungsferne ein Stück weggerückt.
Im Grunde aber verändert Kunst und ergreift den Menschen nur, wenn man sie sich tatsächlich und in original (wie man sehr schön treffend im Alltag sagt): antut. Im Zusammenhang mit Kunstkonsum trifft selten ein Wort so gut wie das verb «antun»!
Wenn man den schnellen Weg zur Unterhaltung aus der Langeweile sucht, die tatsächlich aufkommen kann, wenn man sich das eine oder andere Werk aus vergangenen Epochen antut, dann muss man wirklich viele Kulturprodukte meiden. Die gegenwärtige Mode und der eigene Konsumgeschmack schränken die Auswahl stark ein. Und genau dafür ist Geschmack eigentlich auch da: man will gezielt auswählen.
Ich finde es ganz bedauerlich und traurig, dass die Schule mit den Lehrplänen zwar eine Hierarchisierung des Wissens und der cognitiven Fähigkeiten zur sozialen Selektion vornimmt, dafür aber es nicht ordentlich schafft, modernes, zeitgemäßes, adäquates Wissen zu erarbeiten und zu vermitteln. Das müsste und könnte gar nicht anders sein, dass Schüler sich ihre und die weitere Umwelt zum Großteil selbst und selbständig aneignen, Neugier und Forschungsdrang entwickeln, Fragemethoden erlernen und nach diesen Wissen ermitteln. Davon sind wir weit entfernt wie von der Beantwortung der eigentlichen Frage. Die Konsequenz wäre, die Schüler müssten auch die Lerninhalte wenigstens teilweise selbst bestimmen. Und dabei könnte es leider auch passieren, dass "Erwachsene" in der Lehrerrolle ihr Verhalten ändern und Dinge neu dazu lernen müssten. In dem ich als 51-jähriger von einer 14-jährigen etwas gelernt habe, bin ich auf ask.fm gekommen, habe meine Arbeitspraxis geändert und auch zum Lernen dieser neuen Praxis meine 14-jährige Mentorin einiges fragen müssen.
Die Rollen werden also fragwürdig und fließend - nicht immer ist der "Erwachsene" der Lehrer, der weiß und der jüngere Mensch der "Schüler", der gefälligst zu lernen, besser aber und ehrlicher: ZU GEHORCHEN hat. So aber gibt es eine klare Herrschaft. Die Schule definiert, was man zu lernen hat (das und nur das ist Bildung) und bringt es denn den Leuten bei. Dass man dagegen als Mensch eine Allergie entwickelt und Methoden sucht, sich dem Zwang zu entziehen, erscheint mir mehr als natürlich.
Teil2... http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/106029695161

View more

Kann die Angst gesund für die Seele sein? Teil II...

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Manche entziehen sich dem Zwang, indem sie einfach mitmachen und sich nicht querstellen. Manche schwänzen, manche bekommen ein Magengeschwür. Wenn man kein konsumistisches Verhältnis zu Kultur haben will und bereit ist, Dine auf sich einwirken zu lassen, dann reicht es auch nicht, nur deren Inhalte zu kennen: Monalisa ist eine seltsam lächelnde Frau. Das Bild zu betrachten ist da schon anders. Und ebenso sollte man sich auch alte Filme, Literatur und Musik antun - es erweitert die eigenen Sinne, was manchmal auch wirklich anstrengend langweilig sein kann; aber ganz sicher wächst dadurch das Potential der Wahrnehmung. Aber das allein schon ist gegen die Norm. Normal ist gezüchtete, kultivierte Ignoranz: Beschäftige dich nur mit dem, womit du dich entweder schulisch/beruflich beschäftigen musst oder was dir in deiner Freizeit Genuss beschert.
Das aber macht auf die Dauer auch krank, weil das natürliche Lernverhalten des Menschen nicht darauf ausgerichtet ist, sondern Erforschen, Erfragen, die Hintergründe aufdecken will. Das ist so natürlich wie dass niemand gerne als Blinde Kuh durch die Welt geht und immer gegen irgendwelche Gegenstände rennt und im Dunkeln tappt. Besser und stressfreier ist: man hat einen Einblick.
Dunkelheit hingegen erzeugt Angst (und ich meine jetzt nicht, liebe Nachtschwärmer) die Dunkelheit des Tages, sondern die des Geistes. Die ästhetisch/sensualistisch unterentwickelten Sinne schalten sich ja nicht ganz ab, sondern erzeugen das Gefühl: da ist etwas, was ich nicht verstehe. Ich ignoriere es so gut ich kann, aber irgendwo und irgendwann kann mich auch die Angst beschleichen.
Als ich die Frage vor drei Wochen gelesen habe, dachte ich zunächst: Angst könnte ja wie ein kleiner Adrenalinstoß wirken und dadurch auch die Seele wach und fit halten. Aber ich glaube, ich habe Angst mit Schrecken verwechselt: die große Angst der Normabweichung, das Zulassen von Gefühlen, die einem selbst auch noch einen Streich spielen können und in einem selbst zu unbekannten Feldern führen, die anerzogene Ignoranz, um des Gehorchens und sich Integrierens willen unterdrückte Neugier, ein fehlentwickeltes Lernverhalten essen, um mit dem Film von Rainer Werner Fassbinder zu sagen: seele auf.

View more

Kann die Angst gesund für die Seele sein Teil II

Aha!Als Bananenrepublik werden Länder bezeichnet, in denen Korruption und Bestechlichkeit bzw. allgemein staatliche Willkür vorherrschen oder denen diese Eigenschaften zugeschrieben werden.Wusste ich nicht, aber habs glatt gegoogled :)

Hmmm. Du hattest doch schon eine Antwort gegeben, die ich durchaus beeindruckend und interessant fand: «Gute Frage, die ich mir auch oft gestellt habe. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es jede dumme, unlogische und an der Realität vorbei zielende Entscheidung (von Funktionären) eines Landes beschreibt. Da diese das Land repräsentieren gelten sie als "Bananen der Republik" (Jedenfalls im Falle Deutschlands, da wir ja nun mal eine Republik sind) Unsere Bananen treffen gerne Entscheidungen, die den Mittelstand auflösen. Ich habe jetzt aufgrund dessen beschlossen noch zügig in die Oberschicht zu wechseln, bevor ich eines Tages zu alt bin und wehrlos verhungern muss. Außerdem spionieren uns unsere Bananen aus, während sie zeitgleich alljährlich die DDR verurteilen. Das ist wirklich Banane!»
Dumme, unlogische und an der Realität vorbei zielende Entscheidungen als Banane zu bezeichnen und das auch noch mit Funktionären in Verbindung zu bringen, fand ich schon ziemlich zutreffend. Demnach könnten die Bananen der Republik Verwaltungsmenschen und Politiker sein. Und eine weise Entscheidung, dass du dich entschlossen hast, zur Oberschicht zu gehören bzw. zu wechseln, wenn der Mittelstand nicht mehr steht. Wenn du es dir aussuchen kannst, bist du in einer glücklichen Lage.
Ich habe den Eindruck, dass Google dir zwar bei der allgemeinen Definition geholfen und dein persönliches Wissen mit dem Kollektivwissen abgeglichen hat, aber im Grunde warst du auch schon ohne Google auf dem richtigen Bananenweg. Was Stasi und die DDR anbelangt, würde ich dir auch recht geben: Diese altmodischen Bespitzelungen gehören der Vergangenheit an. Verhaltens- und Konsummuster sind im Zeitalter des Computers ganz anders erstellbar und der Mensch kontrollierbar geworden. Es gab Anfang der 80er Jahre einen sogenannten Volkszählungsboykott in der BRD, weil man nicht so viele Informationen dem Staat in die Hände spielen wollte. Seit facebook geben die Menschen viel, viel mehr Informationen über sich völlig und freiwillig ungefragt preis.
Ein Physikerfreund sagte vor einiger Zeit: «Das Ziel ist, zu wissen, wann du mit deiner Freundin schluss machst, noch bevor du überhaupt daran gedacht hast.» Kann der Mensch in seinen Gefühlen und Handlungen so durchschaubar sein? Repräsentative Umfragen und Hochrechnungen erzielen schon erstaunliche Ergebnisse; über die Payback-Karte kann man das Konsumverhalten sehr gut beobachten und nachvollziehen. Ja, vielleicht kann man auch sehr viel prognostizieren. Aber vielleicht bricht das System auch unter der gesammelten Datenmenge einfach zusammen. Wer erst einmal sofort etwas davon hat, wenn der Staat Daten sammelt, ist die Elektronikindustrie. Ob man die Daten braucht oder nicht, die Geräte werden auf jeden Fall gekauft. Und wenn der Staat vor mir schon weiß, wann ich mit meiner Freundin schluss mache, bekomme ich vielleicht eine neue Freundin, bevor ich einen Antrag schreiben muss und meine alte Freundin eine Banane.

View more

Ich muss mich noch für mein Verhalten entschuldigen. Ich wusste nicht, dass du es als gemeinen Fehltritt ansiehst, wenn ich als Leser gerne wissen möchte wie viele Seiten dein Buch beinhaltet.

DavidCockerfield’s Profile PhotoHarry Clit
Verdammt. Ich bin auch empfindlich. Ich musste mich selbst auch durchklicken, um zu sehen wieviel HTML-Seiten der Text hat. Obwohl das über die tatsächliche Textmenge nicht wirklich etwas aussagt. Ich hätte beim Layout auch mogeln können und alles auf eine HTML-Seite setzen und du wärst im Scrollen Weltmeister geworden. Diese Chance haben wir vergeigt.
Deine Entschuldigung rührt mich. Aber ich habe nicht das Recht, sie anzunehmen. Ich habe ja auch herumgemoppert wie ein Großer. Wir reichen uns in Freundschaft die Hände und du schreibst mir, wann auch immer deine ganz ehrliche Meinung. Ich muss auch mal tapfer sein.

Ich wollte mit meiner Nachricht nur sagen, dass es ein wenig dauern kann, da ich kein Bücherwurm bin, der ein Buch in einem Tag verschlingt. Mit dem Lesen habe ich übrigens bereits begonnen. Wenn du einen Irrtum nicht ausschließen kannst, wieso antwortest du dann mit einer "wagen" Analyse?

DavidCockerfield’s Profile PhotoHarry Clit
Aber meine Analyse ist vielleicht etwas gewagt, aber keineswegs vage im Sinne von nicht genau, nicht klar umrissen; unbestimmt (Duden). Ich habe Umgangsformen analysiert und kritisiert. Ich setze dich nicht mit meiner herangetragenen Bitte unter Druck. Du musst den Text gar nicht lesen - und wirklich schon gar nicht an einem Tag. Das hätte ich selbst als Bücherwurm nicht gemacht, weil ich ein echter Langsamleser bin. Schließlich will ich mir auch Gedanken um das Gelesene machen. Deine Botschaft «dein Buch lesen, sobald ich die Zeit dafür finde» kam bei mir so an, wie schon geschildert: «ich habe Wichtigeres zu tun». Und nicht als «Ich bin kein Bücherwurm. Ich brauche länger zum Lesen». Aber ich kenne das Phänomen aus vielen, vielen Kommunikationssituationen, dass aufgrund eigener Empfindlichkeiten oder Erfahrungen Aussagen von anderen Menschen fehlgedeutet werden. Wenn ich von vornherein wüsste, dass ich etwas fehlgedeutet hätte, würde ich die Deutung natürlich nicht in die Welt setzen. Aber ich ging von einer wahrscheinlichen Richtigkeit aus, ohne einen Fehler ganz auszuschließen. Mit so viel Gewissheit gehe ich nicht durch die Welt. Ich würde einen Irrtum meinerseits (fast) nie ausschließen.
Entspann dich und genieße den «Auftrag». Ich hoffe, er gefällt dir. Er soll dich unterhalten und kein wirklicher Auftrag werden. Und wenn er dich nicht unterhält, hast du alle Rechte der Welt, dieses Ding wegzulegen. Das Leben ist zu kurz, um schlechte Bücher zu lesen, finde ich :)

View more

Laufen Tränen über meine Augen oder regnet es nur in mein Gesicht? Der Pessimist wird abgefüllt, das halbe Glas voll Salzsäure, auf dass es ihn von innen auffressen mag!

Regnet es nicht manchmal in unsere Seele? Und es laufen Tränen übers Gesicht? Trink nicht jeden Kelch, den man dir anbietet, anträgt, aufzwingt oder achtlos auf dich schüttet. Liebe dich selbst, wie dein nächster, der dich liebt und zu dir steht - mindestens so sehr. Suche dir einen pragmatischen Weg zu dir selbst, zur Welt, zum Leben. Pragmatisch ist, was dich wirklich glücklich macht. Das kann eine Tafel Schokolade sein oder das Lächeln eines Freundes. Aber wenn du aus Kummer immer nur Schokolade isst und der Schurkenmaskerade falscher Freunde Glauben schenkst, wird das nicht pragmatisch sein. Wie aber sollst du das eine vom anderen unterscheiden können? Ganz pragmatisch wirst nur du es wissen im richtigen Moment. Verlasse dich auf deine Intuition im Lichte der Selbstachtung. Was aber, wenn es nicht um den Pessimisten in dir geht?

View more

Ich werde dein Buch lesen, sobald ich die Zeit dafür finde und dir natürlich eine Rückmeldung geben.

DavidCockerfield’s Profile PhotoHarry Clit
Ja, natürlich. Und Rückmeldung dazu geben. Ich würde mich sehr freuen. Aber warum schreibst du mir das jetzt schon und gibst mir ein Versprechen? Anstatt dich zu melden, wenn du es gelesen hast? Vielleicht um dich selbst ein bißchen in die Pflicht zu nehmen? Musst du nicht. Das macht nur unglücklich. Ich hätte mich einfach gefreut, wenn du den «Auftrag» gelesen und mir deine Meinung geschrieben hättest. Jetzt steht ein Versprechen mit einer EInschränkung im Raum: «wenn ich die Zeit dafür finde». Das ist nicht schön und kein richtiges Versprechen: es ist eine Mitteilung: "Ich habe so viel Wichtige(re)s zu tun, da muss ich mal sehen, was sich machen lässt".
Ja. Du bist echt voll mit wichtigsten Dingen beschäftigt! Und deine Zeit ist knapp. Du lebst in keiner schönen Welt scheinbar und trägst auch nichts dazu bei, sie zu verschönern.
Aber vielleicht hast du auch ganz andere Beweggründe. Es wäre nicht das ertse Mal, dass ich mich irre.

View more

Wie viele Onlineseiten hat denn dein Buch?

DavidCockerfield’s Profile PhotoHarry Clit
«Der Auftrag. Anatomie des Verrats. Ein Spiel für Stimmen» hat 14 Online-Seiten und in Buchform 100. Die ideelle Seite meiner Kunst sprich Literatur ist öffentlich und frei zugänglich: http://www.uribuelbuel.de/zerfahrenheit/niklas/auftrag/auftragsyn01a.html . Ich halte nichts davon, Ideen zu verkaufen. Ideen sind dazu da, dass man sie miteinander kommuniziert, diskutiert und austauscht. Also sollen die Inhalte meiner Geschichten und Gedichte, Essays und Artikel kostenlos zur Verfügung stehen. Aber wenn man sich gerne ganz materiell und handfest ein Buch ins Regal stellen will, muss man natürlich dafür auch den materiellen Gegenwert erbringen. Also ist das Buch zu kaufen und der Text kostenlos zu lesen.
Ich habe euch gerne darauf aufmerksam gemacht und auch um eure Meinung gebeten. Aber es ist doch sehr unhöflich bis rüpelhaft, einfach zurück zu fragen: wieviel Seiten denn das Buch habe. Wenn es zu viel Arbeit macht oder es zu unangenehm ist, den Text zu lesen, kann man es einfach lassen. Wenn meine Literatur einfach nur als Last empfunden wird, möchte ich doch lieber auf so einen Leser verzichten. Schließlich will ich doch niemanden belästigen. Aber möchte auch nicht unbedingt mit unhöflichen Fragen selbst belästigt werden.
Aber Milonist bin ich erst einmal dankbar, weil er mir die Gelegenheit bietet, über Umgangsformen im Zusammenhang mit Kunst und Literatur nachzudenken. Es macht mich in der Tat auch insofern nachdenklich, weil ich glaube, dass du auch mit derlei Unhöflichkeiten selbst konfrontiert wirst - vielleicht sogar in Schule oder Beruf. Wir leben nicht gerade in einer netten Gesellschaft. So viel steht fest.

View more

Mit wem würdest du am liebsten in einem Aufzug feststecken?

Am allerliebsten wäre ich ganz allein mit mir im Aufzug. Auf die Dauer wird es mir zu eng mit anderen Menschen. Ich habe keine Lust auf deren Ängste, Frustrationen und Sorgenspekulationen und die daraus resultierenden Fragen, wenn ich in einem Aufzug stecke. Ich könnte mir bei dedarf am besten selbst Mut zusprechen, könnte über mögliche und unmögliche Dinge nachdenken und wenn ich im allerschlimmsten Fall irgendwann dort verdursten und ersticken müsste, wäre ich sowieso ab liebsten allein, brauche niemanden, der mir in so einer Situation nicht wirklich helfen kann, aber womöglich die Hand hält und die letzte Atemluft verpestet. Und wenn es nur darum geht, keine Langeweile aufkommen zu lassen. Mein Kopf mit meinen Gedanken darin sind mir ein Vergnügen: wenn ich allein bin, lache ich über meine eigenen Witze und freue mich über sie.

View more

ich versteh ja nicht, was der link in der frage bezüglich der schule soll.

Wenn der Link nicht gerade ins Nirwana führt, dann zu einer Antwort, die als Anregung dienen kann und die man auch für eigene weiterführende Gedanken verwenden könnte - aber wie gesagt: eben könnte nicht unbedingt muss. Vielleicht führen die Antworten ja ins Nirwana - soll schön sein dort.

Was würdest du am liebsten auf der Welt ändern?

Am liebsten würde ich die Welt verändern. Es reicht nicht den einen oder anderen Punkt, das eine oder andere Thema herauszugreifen und zu verändern. Nein, die Dinge sind so miteinander verwoben, dass man die Welt verändern müsste, wenn man denn etwas verändern wollte und vor allem, wenn man etwas verändern könnte.
Grundlegende Veränderungen sind zum Scheitern verurteilt, wenn man sie nur an einem Thema, auf einem Feld zu realisieren versucht. Das sind die politischen Geister, die stets das Gute wollen und das Böse schaffen.
Wenn es aber keinen archimedischen Punkt gibt, von dem aus man die Welt verändern kann, mit einem Ansatz alles aus den Angeln heben, dann wird es mit meinem Wunsch schwierig. Wir sind dann in der «Logik des Mißlingens», wie es Dietrich Dörner in seinem Buch beschrieben hat, gefangen. Wir können von einer Stellschraube zur nächsten rennen, etwas zu verbessern, feiner einzustellen versuchen, wir werden immer auch Folgen bekommen, mit denen wir nicht gerechnet haben, die äußerst negativ sind und uns wiederum zu neuen Versuchen der Einstellung an anderen Schrauben nötigen werden. Und irgendwann rennen wir von einer Stellschraube zur nächsten, nur um die negativen Folgen unserer Einstellungsversuche zu beseitigen, nennen es Realpolitik oder Sachzwänge. Es wird ein Rennen des Hasen gegen den Igel.
Die Komplexität der Welt macht mich ratlos, und ich beginne aus der Chaostheorie Hoffnung zu schöpfen, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings einen Orkan auslösen könnte von einem Ende der Welt zum anderen. Ich will mich nur noch wie Sisyphos auf meine Existenz, auf mein Leben konzentrieren wie der Schmetterling und es der Komplexität überlassen, ob meine Flügelschläge etwas bewirken oder nicht. Ein Schmetterling, der mit den Flügeln flattert, um einen Orkan auszulösen, ist ein hoffnungsloser Spinner und schnell zum Scheitern verurteilt - lange kann er das nicht machen.
Also konzentriere ich mich auf das, was ich kann und was ich eventuell auch lange kann. Was daraus wird, liegt nicht in meiner Hand.

View more

Kann es sein, dass du auf meine Schule gegangen bist/gehst?

Du meinst bestimmt die Schule des Lebens. Für mich war speziell die Schule des Lebens in einer süddeutschen Kreisstadt verortet; darüber habe ich vor einigen Wochen sogar ein Gedicht geschrieben. Ich denke manchmal - in letzter Zeit häufiger - an meine Kindheit und Jugend und weine grundlos; meine Jugend war nicht schlimm, meine Gegenwart ist es auch nicht und dennoch bin ich melancholisch bis traurig, suche alte Freunde auf, aber aus meinem gegenwärtigen Leben und versuche wie schon seit jeher die Welt zu verstehen und darin mich. Es gelingt mir nicht. Das muss ich zugeben; könnte auch an der Schule liegen, aber ich fürchte, es liegt an mir. Und diese Zeilen schreibe ich gerade aus der Redaktion einer "Studierenden Zeitung" an der Universität, während ein alter Kumpel nebenan Redaktionsarbeiten erledigt. Es ist die älteste regelmäßig erscheinende Studierendenzeitung der Bundesrepublik. Den Namen verrate ich mal nicht - vielleicht findest du es ja auch so heraus.

View more

Was für Zeichnungen? Irgendwas spezielles? Ich dachte ja eigentlich das war ein Scherz^^

HeuteBinIch14’s Profile PhotoGundel Gaukel ey
Aber nein, das war kein Scherz! Aber fangen solche Projekte nicht immer als Scherz oder im Wahnsinn an? Ich möchte nichts Spezielles von dir - du suchst aus, zeichnest und malst, was dir wichtig ist und zusagt und ich schreibe poetische Miniaturen, Kurzessays oder Aphorismen dazu, wobei Aphorismen nicht gerade meine Lieblingsgattung sind.
Und am Ende veröffentlichen wir bei BoD und du wolltest dir ja etwas davon kaufen, hihihi.
Wenn du inspiriert bist, schreibst du natürlich auch. Ich werde nicht zeichnen, komme nicht über Strichmännchen hinaus und selbst meine Smileys findet Draculas Zweite Schlampe hässlich.

Was für Buchtitel/Buchcover sprechen dich an?

nureinkritiker’s Profile Photoein name
Bücher haben für manche Menschen ja etwas "Zeitloses", dabei nagt der Zahn der Zeit sehr an Büchern. Das sieht man zu Hause im Bücherregal, aber auch in Archiven und Bibliotheken, wenn alte Bestände vergilben und langsam zu zerfallen beginnen. Aber der Geist, der in den Büchern stecken soll, ist magic. Und irgendwann versteht man ohne spezielle Ausbildung nicht einmal mehr die Sprache, wo einem vorher schon die Rechtschreibung fremd wurde. Und schon gibt es neben dem Griechisch des Platon ein Neugriechisch und ein Walther von der Vogelweide «Er hât tûsent man betœret, daz sie habent überhœret gotes und des bâbstes gebot» ist auch nicht mehr ganz verständlich. Die Sprachlehrer aber sieben Schüler nach ihrer Rechtschreibung, als gelte das Wort so zu schreiben, wie sie es vorschreiben, ewiglich! Für diesen Irrglauben und all die unglücklichen Kinder, die sie unglücklich gemacht haben, sollen sie in der Hölle schmoren. Ich sage nur: Nieder mit der Rechtschreybunck!
Und dann auch ja die Buchcover: ich liebe die alten, die klassischen - natürlich nur, weil ich mit ihnen groß geworden bin. Arthur Schopenhauer bekam ich mit 15 und will jetzt keine Tränen in den Augen haben.
Tschüss

View more

Was für BuchtitelBuchcover sprechen dich an

Wissen wir?

Ja, diese Frage können wir ruhigen Gewissens bejahen, solange wir "wissen" nicht mit "Gewissheit" verwechseln. Absolute Gewissheit kann man in der empirischen Realität (Gibt es eigentlich auch eine nicht-empirische Realität?) und in den auf Empirie gegründeten Erkenntnissen niemals erlangen. Aber ein Wissen schon. Absolut gewiss sind hingegen theoretische Erkenntnisse, die keiner Empirie bedürfen, wie z.B. die, dass alle Punkte der Kreislinie vom Mittelpunkt gleich weit entfernt sind. Ehrlich gesagt hatte ich mir um den Kreis nie Gedanken gemacht, bis mir dieses Wissen in seiner absoluten Gewissheit apodiktisch zum Einleuchten gebracht wurde :)
Es gibt vielleicht auch Menschen, die das nicht wissen; aber deshalb ist dieses Wissen nicht aus der Welt, solange man irgendwo darauf zurückgreifen kann, weshalb die Archvierung und Tradierung von Wissen von großer Bedeutung sind. Wenn Wissen aus dem kollektiven Gedächtnis verschwindet, hört es auf zu existieren. Aber wenn es aus dem individuellen Gedächtnis verschwindet, ist es noch intersubjektiv sprich objektiv vorhanden. Nur gemessen an diesem objektiven Wissensvorrat im Gedächtnis kollektiver Archive kann man auch von individuellem oder kulturellem Unwissen bzw. von Unwissenheit sprechen. Denn Unwissenheit betrifft nicht, was gar nicht als Wissen vorhanden ist, sondern was eigentlich gewusst werden könnte aber von Teilen der Menschheit eben nicht gewusst wird. Ich zum Beispiel weiß nicht, ob es Völker oder Volksstämme gibt, die noch nie etwas vom kleinen Einmaleins gehört haben (ganz egal, mit welchen Zeichen sie sie darstellen würden).
Man kann auch falsche Dinge wissen - nur nicht im Bewusstsein, dass sie falsch sind. Man ist eigentlich vom eigenen Wissen immer überzeugt, weshalb man manchmal auch ganz gerne Wetten eingeht wie zum Beispiel bei der Frage, ob eineiige Zwillinge identische Gene besitzen oder ob ihr Genmaterial nur zur Hälfte identisch ist. Da ich noch nie selbst Genmaterial gesehen habe - weder von eineiigen noch von sonst irgendwelchen Menschen behaupte ich zwar, dass ich weiß, dass eineiige Zwillinge identisches Genmaterial besitzen, greife dann aber zur Entscheidung dieser Frage auf ein kollektives Wissen zurück: «Sie entstehen aus einer einzigen befruchteten Eizelle, haben das gleiche Erbgut und die gleichen Erbanlagen.» (http://de.wikipedia.org/wiki/Zwillinge) Besser hätte ich mein Wissen auch nicht formulieren können; aber dass mein Wissen von anderen formuliert bei Wikipedia steht, ist eigentlich kein apodiktischer Beweis der Richtigkeit der Aussage, sondern zeigt nur, dass ich an einem gewissen Wissen partizipiere und jemand, der etwas anderes diesbezüglich behauptet, eben nicht. Was aber wenn sich die ganze Genetik in zehn Jahren als Humbug herausstellt, wie sich auch mal der Aderlass zur Behandlung von Krankheiten als absoluten Quatsch herausstellte?
Teil2 http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/105881055161

View more

Teil2

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Das kann dem empirischen Wissen schon mal passieren, dem idealen Wissen vom Kreis nicht. Selbst wenn mein gesamtes Wissen deckungsgleich mit Wikipedia wäre, würde ich zwar meinem Nickname alle Ehre machen, aber mit Gewissheit hätte das nicht viel zu tun. Man kann also auch falsche Dinge wissen, aber man muss schon von ihnen als richtig überzeugt sein, sonst würde das Wissen in andere Begriffssphären hinübergleiten wie z.B. meinen oder vermuten.
-Weißt du, wo ich meine Schlüssel habe?
-Ja, du hast sie auf den Schuhschrank gelegt.
-Das kann nicht sein, weißt du denn nicht, dass der Schuhschrank abgeholt wurde, bevor ich gestern nach Hause kam?
Inhalte des Wissens können sich ändern, aber man kann dadurch wieder zu neuem Wissen gelangen. Das Wissen hebt sich dadurch nicht per se auf. Interessant im obigen Dialog ist, dass der erinnerten Empirie (ich habe gesehen, erlebt, wie du deine Schlüssel auf den Schuhschrank gelegt hast) eine logische, rationale und keine empirische Argumentation entgegen gesetzt wird: Als ich nach Hause kam und mit meinem Schlüssel die Wohnungstür aufschloss, war der Schuhschrank längst nicht mehr da, also kann ich den Schlüssel nicht auf ihn gelegt haben.
In gewisser Hinsicht ist Wissen lebensnotwendig. Wenn wir gar nichts wüssten, würden wir vollkommen blind im Dunkeln tappen. Das ist alles andere als ein schönes Gefühl. Wir wissen um die Existenz von Räumlichkeit, der Zeit, der Kausalität, der Kontinuität und Identität von Dingen, Orten und Personen. Wir reden immer über denselben Schlüsselbund und sind uns sicher, dass auf einen abgeholten Schuhschrank kein Schlüsselbund gelegt worden sein kann. Und dementsprechend handeln wir, sonst wäre kein Handeln, keine Orientierung möglich.
Wir vergewissern uns auch sozial und betreiben durch einen Abgleich unseres Wissens mit anderen Menschen eine Art der Rückversicherung. Und dennoch ist niemals gewiss und mit Gewissheit sicher, dass sich Kollektive nicht irren können. Nun weil alle etwas wissen, muss dieses Etwas lange nicht wahr sein. So ist die Kehrseite des Wissens der Irrtum. Letztendlich kommen wir um die Prüfung des Wissens nicht herum. Das wird immer dann fällig, wenn Zweifel auftauchen. Leider tauchen Zweifel manchmal nicht auf, obwohl man sie dringend bräuchte und manchmal gerade dann, wenn man sie so gar nicht brauchen kann:
Ich muss die Bahn erreichen, bin schon auf der Straße, aber habe ich wirklich den Herd ausgemacht? Ich weiß, dass die Bahn in zwei Minuten kommen wird, ich weiß auch, dass der Rückweg in die Wohnung zwei Minuten dauern wird. Wenn ich doch nur wüsste, ob ich den Herd tatsächlich ausgemacht habe! Dann aber hat die Bahn zehn Minuten Verspätung. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich den Hausbrand auf jeden Fall verhindern können. Und wenn ich gewusst hätte, dass das Haus abbrennt, wäre ich auf jeden Fall umgekehrt, um nach dem Herd zu sehen, und jetzt weiß ich nicht, ob mein Herd die Ursache des Brandes war.

View more

Next

Language: English