Lola van Unbehagen

Romantik = sich schweigend in die Augen sehen und kein Unbehagen dabei fühlen/ mit Gegenständen werfen und Türen knallen lassen, weil man so neben sich steht / mit voller Inbrunst "Du behindertes Stück Scheiße" schreien und wissen, dass der Gegenüber es als "Ich liebe dich" versteht, weil es so ist / sich jemanden herbeiwünschen (sei es beim Zug fahren, schlafen, aufwachen, laufen, einkaufen oder Filmschauen) / unerwartet dieselben Empfindungen zu einer Begebenheit haben / Alltagsthelepathie / leidenschaftliches Affekt-Atmen bei Überraschungen, Begegnungen Berührungen und Sex (wobei bei Letzterem auch ehrliche Stöhnerei als sehr romantisch zu erachten ist) / Tiere anlächeln / unbewusste Bewegungen zur Lieblingsmusik / der Blitz, der einen durchfährt / sämtliche Naturschauspiele und Wetterbedingungen / Lachkrämpfe / Heulkrämpfe / Gleichgültigkeitskrämpe / leidende Menschen / frohlockende Menschen / gar keine Menschen

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Ästhetik = alles, was als romantisch gilt, nur ohne Moral.

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Tätigen wir einmal ein kurzes Brainstorming zu Begebenheiten, die ein dezentes Pro vereinnahmen:

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✔ Jedes Mal, wenn ich höre, dass ein Auto vor meiner EG-Bude hält, luke ich wie eine traumatisierte Filmklischee-Oma zwischen meinen Vorhängen hervor, um sicherzugehen, dass es nicht gleich klingelt.
✔ Jeder, der bei mir vorbeischauen möchte und Einlass erwartet, hat sich mindestens einen Tag im Voraus anzumelden - bei dringenden Fällen sind je nach Begebenheit auch mal 3 Stunden Frist erlaubt. Wurde dies nicht getätigt, kann bei mir Licht brennen und Gute Laune-Musik laufen - mach' ich trotzdem nicht auf.
✔ Wenn ich mich irrationalerweise verliebe, hat diese Person selbstverständlich nichts Gutes im Sinn und ist ein Psychopath, der Psychologie studiert hat und seine egomanischen Gelüste nun an mir ausleben möchte. Könnte aber auch sein, dass er die Fotos, die ich ihm schicke für ein Singleforum nutzt, um dort wiederum seine kranken Gelüste auszuleben. Ja, alles in allem hat jeder, in den ich mich verknalle meiner Meinung nach kranke Gelüste, die er mit Heuchlerei mir gegenüber versucht zu stillen (und nein, ich bin in Liebessachen nie in dem Maße enttäuscht worden, dass vorherige Gedankengänge zumindest ansatzweise logisch nachvollziehbar wären). Alles kranke Schweine, die mich manipuliert haben, einfach so.
✔ Beim Kauf von Hygieneartikeln nehme ich das Hinterste im Regal, wegen den eventuellen Koli-Bakterien.
✔ Andere Menschen tarnen sich im Internet wiederum als andere Menschen, um mich zu knacken.
✔ Auf öffentlichen Toiletten sind Kameras installiert, für Fetisch-Pornoseiten.
✔ Nachrichten lügen, und zwar wo sie können.
✔ Irgendjemand versucht einmal in der Woche, durch meine Vorhänge in meine Wohnung zu glotzen.
✔ Vielleicht ist das Himmelblau, so wie ich es wahrnehme in Wirklichkeit Inferno-Rot.

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Ich könnte noch ewig so weitermachen, was den Gedanken impliziert, dass ich anscheinend ein zumindest teilweise funktionierendes Mitglied dieser Gesellschaft bin.

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Whoop whoop - eine Tagesfrage, in die man Tiefgründigkeit hineininterpretieren kann - ich bin ja fast begeistert!

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Nein, ich brauche keine Hilfe, weil ich nicht danach fragen muss. Ein überaus lustiger Teufelskreis ist das, man muss sich das einmal vor Augen führen:
Je "soziopathischer" man sich benimmt, um damit endlich ein Zeichen zu setzen, wie derbe einem das Gemüt frohlockt, wenn man seine Ruhe hat, desto mehr verkehren es die üblichen Kleingeister ins Gegenteil und werten dies als unausgesprochenen Hilferuf. Bei einigen Menschenschlägen mag das zutreffen, und es sei in diesem Zuge auch keineswegs zu verurteilen - allerdings können manche Mitmenschen in ihrer Denknatur nicht nachvollziehen, dass man sich tatsächlich am gesündesten fühlt, wenn man sich "antisozial" benimmt (nicht asozial, sondern antisozial. Definiert das bitte selbst für euch.)
Keine regelmäßigen Besuche, keine gesellschaftlichen Traditionen, keine Zuverlässigkeit., kein geheucheltes Interesse basierend auf Höflichkeitsfloskeln. Man fordert sein Recht ein, allein zu sein, und schnell kommt es Außenstehenden vor, als hätte man ein Privileg gestohlen, welches einem zwar zusteht, aber aus ihrer Sicht gar nicht realisierbar ist. Sie kompensieren diese Unverständlichkeit dann mit einer Art Helfersyndrom, und Heureka, das ist so entzückend und liebenswert, dass es fast wehtut, wenn man ihnen ins Gesicht sagen muss, dass man ihre Hilfestellung gar nicht benötigt. Und dann tun sie's trotzdem.

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Nein, ich brauche keine Hilfe, ich habe zu viel davon, und das ist gleichsam wunderschön als auch deprimierend. Ist man gut, oder ist man schlecht, wenn man sie annimmt? Ist man gut, oder ist man schlecht, wenn man sie abweist?

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Ich werde es euch sagen:
Gar nichts von beidem ist der Fall. Nimmt man die Hilfe an, weil man sich eingestehen kann, dass man sie braucht, steht man zu sich selbst. Nimmt man sie nicht an, weil man genau weiß und spürt, man hilft sich selbst am besten, steht man zu sich selbst.
Alles dazwischen, mit oder ohne Selbstbetrug, ist ein Spiel, und das ist vollkommen in Ordnung. ^^

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http://youtu.be/LEijvApnVFk

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(Ich habe mich nun einmal extra unverständlich ausgedrückt, um die Substanz des Inhalts zu untermalen.)

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