Lola van Unbehagen

Habe das vermehrt als Linkverweis in diversen Social Networks gesehen und dachte erst, das sei so ne' Musikseite, wo man sich irgendwelche Favo-Listen zam'stellen und mit seinem einzigartigen Musikgeschmack glänzen kann. Oder eben ein Radio-Stream - hatt' ich ganz starke fm-Vorurteile. ani-fm-inismus.
Und dann war ich auf einmal da und musste mich mit so Stream-Klopsbouletten auseinandersetzen.
Das ist wie bei Pokemon - man bekommt irgendein Vieh Level 5, und jedes scheiß Rattfratz oder Taubsi Level 8 erschien einem unheimlich fangenswert/folgenswert. Und kaum hatte man den nächsten Orden, hätte man die Viehcher am liebsten tot gestochen - mit der Profi-Angel. Nicht mal, weil sie bei jedem Furz von hohem Gras angeschissen kamen, sondern weil sie einfach so nutzlos waren. So geht sowas los.
Und dann trifft man Leute wie Chris.

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Zu Zeiten, die noch keine schnellen Anteilnahme-Postings erlaubt haben, hat man mal am Abendbrottisch oder auf der Couch ein paar Worte über sowas verloren, sofern das Bedürfnis bestand, solche Dinge irgendwie auszuwerten - zum Beispiel, weil man sich die Familien und Freunde vorstellt, die noch gesagt haben "Schreib', wenn du angekommen bist" und statt dessen Kunde vom Tod bekamen, oder was die BlackBox alles so zu erzählen, und welche Auswirkungen das auf die Fluggesellschaft, wenn nicht sogar die deutsche Luftfahrt haben wird (unter dem Gesichtspunkt des Alters des AirBus' zum Beispiel, Stichwort Sicherheitskontrollen). Danach hat man seine Schnitte aufgegessen und weiter seine Hausaufgaben gemacht und konnte innerlich weiter bestürzt oder unbewegt bleiben, ohne gleich einen Selbstreflexionsaufsatz bei der Empathie-Polizei abgeben zu wollen/müssen.

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Und was passiert im Internet anno 2015? Kilometerlange Diskussionsketten der Rechtfertigung zur Wahrung der öffentlichen Selbstdarstellung - das hat nichts mehr mit Anteilnahme oder Informationsweitergabe zu tun; für mich scheint das teilweise schon wie ne' kompensatorische Verarbeitungstaktik der Angst vorm plötzlichen Tod durch Unfall, die uns durch solche Sachen mal wieder unliebsam vor's Auge geführt wird.

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Neben dem Tod gehören auch Unfälle zum Leben dazu; und gerade in der Luftfahrt hat man aus eben solchen Tragödien vieles für die Zukunft der Flugsicherheit lernen und weiterentwickeln können, weil der Mensch nunmal keine Maschine ist, sondern lediglich Maschinen entwickelt und führt. Das soll jetzt kein Euphemismus sein - die Schattenseite bei sowas überwiegt immer.
Und ob nun ein deutsch-französisch-afrikanischer Mensch an Krebs, leisem Kindstod, einer endogenen Depression, HIV, Gewaltverbrechen oder eben einem Flugzeugunglück stirbt - Trauerarbeit ist immer irgendwo gleich scheiße und zermürbend, ganz gleich in welcher Menge, mit welcher Nationalität und durch welche Umstände der Verlust zustande kam. So viel Respekt sei den Angehörigen doch wenigstens erwiesen - Schuld an der bisweilen als aufgebauscht empfundenen Berichterstattung sind DIE nämlich nicht.

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Ich kann jedem Involvierten im Geiste viel Kraft und Zuversicht wünschen, obwohl das Unglück selbst in mir keine tiefgreifende Gefühlsregung auslöst. Das hat nichts mit der achso gebrandmarkten Heuchler-Keule zu tun, sondern mit Respekt. Es geht mir nicht nahe, aber ich habe Respekt vor den Leuten, die nun damit umgehen müssen.

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