Lola van Unbehagen

§1 Ist deyn Weyb empfängnisbereyt, so habe einen Dödel so hart wie Krüppstahl, mit dem du energisch die rohe Kartoffel teilst, die sie gerade schält.
§2 Tauche anschließend dein Gesicht in die kochende Kartoffelsuppe, suhle dich kurz und erhebe dich mit einem lauten, animalischen Schrei wieder aus dem Topf.
§3 Deine Wellnessbehandlung hat das Haarwurzelwachstum in deinem Kinnbereich angeregt und dir innerhalb von Sekunden einen dichten Vollbart beschert.
§4 Während du dir diesen stutzt, kratze ihr mit deinem Koksfingernagel ihren althochdeutschen Lieblingsminnesang auf den Rücken und fülle nebenher deinen Nährstoffhaushalt mit Bier und Korn auf, den du dir intravenös verabreichst.
§5 Um dabei entspannt zu bleiben, schreibst du deine Hausarbeit über Nanotechnologie, Rockkunstgeschichte und Meisterheimwerk des zweiten Jahrtausends zu Ende.
§6 Schütte dir nun die heiße Kartoffelsuppe über dein pulsierendes Gemächt, pack' dein Weib beim Schopfe und verlaute "JETZT GIBTS MITTACH"

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Diese Meditationsübung sollte mindestens einmal wöchentlich durchgeführt werden, da sonst unter gegebenen Umständen ein Rückgang der Testosteronausschüttung geschieht, was zur Verweiblichung vollkommen asexueller Begrifflichkeiten führen und auch SIE schwuchtelig wirken lassen kann. Handeln Sie jetzt.

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Hör mir auf mit pinken little Ponys -

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1. Eine Kollegin bringt manchmal ihre 6-jährige Tochter mit auf Arbeit, wenn's nicht anders geht. Die hat dann so eine Spieltasche mit haufenweisen pinken Pony- und Einhornviechern dabei.
2. Die baut sie dann am Empfang UMFANGREICH auf, so dass es am Ende aussieht als sei's 'ne Mädchenkitschparade.
3. Wenn dann so ein Sauerkrautgesicht-Kunde reindümpelt und dazu der Kontrast mit den bunten Dingern da - das sieht manchmal echt aus wie bei ner Tagesmutter.
4. Und dann sitze da ich und das Kind klettert wie ein Affe am Bürostuhl hoch. Dann musst du dir vorstellen wie der Sauerkrautgesichtkunde rankommt, das Mädel gerade bisschen Terror macht und ich dann mit dem Einhorn drohe: "Ja, Guten Tag, was gibt's denn? - HE - mach' mal nicht so laut du weißt doch dass Einhörner allergisch auf Krach sind" - Kind macht weiter - "NA DA ISTS KEIN WUNDER WENN DAS EINHORN NICHT KOMMT - [Kind schreckt aufmerksam zusammen und transformiert zu brav] -welcher Tag wäre Ihnen denn recht? Also am Donnerstach haben wir noch Brachland, da ist jede Uhrzeit möglich." (übrigens sind die Leute teils sogar ziemlich überfordert damit, mal die freie Wahl zuhaben; das ist manchmal lustig mit anzusehen. Andere tun gerade so, als seien sie vielbeschäftigt, indem sie so ein auffälliges Zögern an den Tag legen. Zurück zu den pinken Ponys.)
5. Davon hat die ja 'ne ganze Bevölkerungspyramide.
6. Das mit dem unbehaglichen Einhorn jedenfalls ging ja recht harmlos los - sie steht unglaublich auf diese plastische Mädchenhypnose-Serie namens Mia and me. Da ist irgendein Girl und das kommt in ne Fantasiewelt und Feen und pink und pastellfarben und Elementeinhörner und sowas.
7. Damit sie nicht so wuselwurstig ist, hab ich ihr einst ein paar Ausmalbilder aus dieser Serie gedruckt, um sie am nächsten Tag mitzunehmen. Malen ist so das einzige, womit man sie in 'nen Modus bekommt, der nicht berufsbehindernd ist.
8. Ich nahm die Dinger also mit auf Arbeit, klatschte die in ein Schubfach und paar Stunden später, als der Sackgang bisschen hoch war, hab ich ihr halt erzählt dass mich gestern ein Einhorn besucht und was für sie abgegeben hat - sie soll mal das Fach da öffnen. Sie macht es also auf und Jubel Freude Heiterkeit.
9. Jetzt erwartet sie, immer wenn sie mit da ist, hinter jeder Ecke auf Arbeit ein Einhorn, das sie beobachtet. Ich muss dann mit ihr in die Schränke gucken ob's da nicht minimiert hockt oder gar wieder ein Geschenk abgegeben hat.
10. Und wenns draußen dunkelt hat sie Schiss alleine zu sitzen und n' Einhorn zu sehen. Bin ich aber auch nicht ganz unschuldig; ich nutze manchmal den Schreckmoment und mache "HWWW! WAS ISSN DAS DA?" und deute mit dem Finger auf irgendein Fenster.
11. Wahlweise hab' ich dann eine Haarsträhne oder einen Huf gesehen.
12. Naja und heute Abend hat sie fast geheult weil sie das Einhorn noch nicht gesehen hat, sies ja aber unbedingt sehen will.
13 Ich muss mir da echt mal was ausdenken
14 Wird schon.
15 Hm.

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Muss nicht unbedingt sein - das beste Zeitparadoxon bietet ja schon unser Verständnis von Zeit an sich: Sie ist sowohl eine sehr subjektive Sache, aber gleichzeitig bewegen sich alle zur selben Zeit in ihr. Die 20 Minuten Fahrtweg in der Tram zum Beispiel sind auf der Uhr derselbe Messwert, können sich aber schon zwischen zwei Sitznachbarn im Empfinden erheblich unterscheiden. Man könnte also sagen, dass hier zwei unterschiedliche Realitäten nebeneinander existieren, dabei aber auch Teil einer größeren Realität sind, die sich aus Parallelrealitäten zusammensetzt; sone Art Megapixel.
Dementspechend müsste ein Zeitparadoxon nicht unbedingt zur Kollision oder dem Verschwinden von besuchten Zeitpunkten führen; es kann doch genau so gut einfach eine Art Zellteilung der Realität geschehen, woraus zwei unterschiedliche Realitäten entstehen - die dann nebeneinander existieren.
Der Neptun zum Beispiel liegt ziemlich weit außen im System; braucht deswegen mehr Zeit, die Sonne zu umrunden. Ein Neptunjahr dauert wohl 165 Jahre, und gemessen danach haben wir das Teil vor gerade mal einem Jahr entdeckt - da kam mir vorns die Doku zugute. Es kommt also darauf an, aus welchem Blickwinkel man die Zeit betrachtet, und das ist wiederum abhängig von ihrer Definition. Wir definieren die Zeit anhand von Uhren und Kalendern - vielleicht sind unsere Messgeräte einfach noch nicht ausgereift genug für Pauschalreisen.

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hmpaha genau, die Anhänger headbangen dann levitierend im Lotussitz - und in 30 Jahren, wenn wir schon lange mit 27,5 gestorben sind (halbes Jahr mehr durch Kräuter), kommt dann auf irgendnem arte-artigen Sender sone Doku mit einer kritischen Betrachtungsstimme.
Der Raik ey - von selbst würde der ja nie auf sonen Scheiß kommen - der ist echt noch vom Schlag "Schmunzeln wenn man in Prag Marihuana-Schnaps entdeckt". Der war noch nicht mal in Prag. Und mit 27,5 kanner auch nicht sterben, weil er 30 ist. Aber vielleicht schaffen wir ja eine Art Zeitparadoxon, indem wir die gratis Probe hawaiianischer Rosenholz-Samen fressen. Ich mein das ernst; die lag echt dabei. Ich habe dann mal nachgeschaut, was das eigentlich ist, und stieß auf den Vergleich "natürliches Acid". Als ob ich nach dem auf der Skala verhältnismäßig harmlosen Kanna-Scheiß noch auf irgendwelchen Tripnüssen rumkaue. Dabei wollte ich eigentlich nur men Traumleben verbessern mit dieser doofen Wurzel. Die jedenfalls macht was sie soll, denn man merkt sie gar nicht, was auch so sein soll - die Wirkung soll sich lediglich ab der zweiten bis dritten Nacht im Schlaf bemerkbar machen, UND GENAU DESWEGEN HABE ICH DAS BEGRÜSST.

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Als ob der mit mir jetzt noch irgendwelche Experimente macht - den hab ich traumatisiert - die eine Ische kocht zum kotzen, die andere heilt zum kotzen.

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Oh Gott ey Puddi ich wollte gerade damit angeben dass meine Traumwurzel samt Kanna (Grüße gehen raus an @AidanArgyle) heute schon im Briefkasten lagen und nach der Beschreibung des tatsächlich gehetzten Traumgefühls damals schonmal sone kleine Wurzelgeschmacksbeschreibung ranhängen. Nun saß ich hier wie so ein Endzeithippie, kaute auf der bitteren Wurzel rum und dachte "och schön yah kanna kanna machste nochn kanna-tee bissl serotonin zur dunklen jahreszeit raik willste auch kannatee?" "yah" "ok mach ich dir auch" - gehe also, haue da kulant gleich nen Teelöffel von dem fermentierten Gelumbe in den Tee - jetzt trippen wir hier auf das Kackkanna ab ICH DACHTE BEI DEM BISSL PULVER IS MAN NUR BISSL UNDIBRISSIV - ich fühl mich wie damals als die dreck'schen XTC-Pillen begannen hochzufahren aller und raik naja der hat Totalabsturz ist schon kotzen gerannt - danach guck ich so zur Seite und sehe das leere Bier auf der Heizung - ja da war mir natürlich alles klar -DER HÄTTE MIR AUCHMA SAGEN KÖNNEN DASS DER DAVOR BIER GESOFFEN HAT ICH BIN DOCH VORNS ERNST REIN WOHER SOLL ICH DAS WISSEN- vor allem hat der den tee noch auf ex weggezogen und ICH SACHE noch "MACHE LANGSAM AN DIE DOSIS MÜSSMER UNS RANTASTEN WEMMER DAS ALS MEDIZIN BENUTZEN WOLLEN" - kräuterhexenfail.

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also wer experimente mit fermentiertem kanna macht - spart euch den alk; kanna verstärkt sowohl die alki-wirkung und übrigens auch jene von kiff, wenn ich schonmal dabei bin. für rein medizinische zwecke zur behandlung von abgeschlagenheit und depressiven verstimmungen scheint in pulverform echt nur ne spitze teelöffel in den tee zu reichen, weil man anscheinend sonst wie ne waldfee durch die kante rennt. überdosieren kann man das zeug glaub ich eigentlich nicht, lediglich ungünstig kombinieren bzw. hochdosieren, wie man an raik sieht. ... ... das is wieder typisch ich ich hab direkt son meme vor augen "erster naturmedizinversuch / vergiftet freund"

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aber weißte was geil ist? ich will gar nicht rauchen - ich wollte vorns eine rauchen und mein kopf sagte mir "oah jah eine schöne abendkippe mit tee" - kann ich jetzt knicken es fühlt sich an "als hätt ich alles" was ich brauche. mittlerweile legt sich dieses MDMA-empfinden auch wieder etwas. lustiges zeuch. ja doch jetzt fang ich an das zu mögen. jetzt wirds angenehm.

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Das ist ein nur für mich sichtbarer Fb-Eintrag vom 8. Juli:

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netto - käse kaufen - viele produkte waren nicht erhältlich
frage verkäuferin - kann nich richtig reden nur nuscheln, verk denkt ichbin infantil, zeigt mir komische behältnisse mit bunten kaugummis/bonbons
- partnerin kommt, missverstädnis wird aufgeklärt, sage dass ichnoch taub bin von erkältung,
sehe eine dreiseitige "werbetafel" mit bewegten bildern, die alle politischen/wirtschaftl lügen anzeigt

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cut - whistleblower im flugzeug über erde, dreht runden, höre applaus/jubel der passagiere über lautsprecher im cockpit, dreht weitere runden; gerät ins schleudern - absturz (germanwings-assoziation im traum)
cut - flaches haus in verwahrloster graslandschaft an einfahrt, jmd aus einer negativ-positiv-gemischten gruppierung in führerposition fordert vergangenes, langhaariges ich des abgestürzten whistleblowers auf nach draußen zu gehen, weiß nicht mehr wofür genau; als zeichen des mutes aber nackt
cut - bin selbst der whistleblower, aber irgendwie auch nicht, renne in überdurchschnittlicher geschwindigkeit die straße hoch, hinter mir autos, die michirgendwie einholen wollen; weiß nich wieso - komme an ampelkreuzung, hole schwung mit sprung auf lockeren gulli und renne weiter
cut - erinnerung verschwommen, weiß nur dass traum sehr üppig war, tier-artige menschenwesen außerird herkunft zeigen mir irgendwas über die erdgeschichte; weiß nicht mehr genau was, sitze vor einer riesigen art screen die aussieht wie ein yt-video, ich soll sehen wies wirklich war vor tausenden-millionen von jahren, "video" startet gerade, sehe dunkle wolken auf dunklem himmel, erwarte freudig prähistorische wesen zu sehen - bin im begriff, in die zeitzone des videos gezogen zu werden - kurz vorm aha-effekt wache ich plötzlich auf und muss husten, weil komisches gefühl im hals, als sei irgendwas störendes reingeflogen.

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Na höre mir auf - ich bin gerade beim Internet-eventuell-Shopping auf so Kräuterheadshops hängen geblieben und hab mir erstmal einen abgefreut, dass ich jetzt nen ganzen Naturmedizin-Schrank für die Saison einrichten und Selbsttests machen kann. Keine Ahnung, ob du das mal gelesen hast, aber Gundel fragte mal, welche spirituelle Erfahrung ich machen will, und ich meinte darauf luzides Träumen. Als Mädel war ich Vollprofi dabei, verlor das aber über die Jahre und wollte mich dann wieder selbst bisschen kennen lernen. Nun habe ich mir die sogenannte afrikanische Traumwurzel bestellt, die, in kleinen Stücken allabendlich gekaut, zu eben diesem Traumleben führen soll. Wurde und wird in Südafrika auch genau dafür verwendet- natürlich angeblich nur von diesen Elite-Druffi-Schamanen, damit es tiefgehender wirkt und so die üblichen Sachen. Vielleicht dokumentiere ich das ja. Nee, keinen Bock - allein die Zeitparadoxa (mir ist egal ob die Mehrzahl jetzt richtig ist) für Leser verständlich zu umschreiben und dabei die Traumstimmung richtig einzufangen ist der absolute Sackgang.

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Du siehst - wenn ich mit alternativ komme, mein ich das im besten Sinne, bin ja selbst kontaminiert ॐ ॐ ॐ

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Ich war am Freitag bei ner Freundin, und die fing an von so einem Bekannten zu erzählen, der so bsüschologische Sachen macht und in Unternehmen irgendwelche Coachings veranstaltet. Da kommen dann die Leutehin die sich dafür angemeldet haben und müssen zu Beginn irgendwas positives zu jedem Menschim Raum auf nen Zettel schreiben - in der Regel kennen sich die Teilnehmer nicht groß untereinander, also läuft viel über Aussehen, Ausstrahlung und Kleidung - Hauptsache, etwas positives steht aufm Zettel.
Sie meinte dann, dass das vor allem für eine auffällige Zahl an Geschäftsführern wiene mission impossible daherkam, weil die's einfach nicht hinbekamen, was wirklich positives über die anderen zu schreiben.

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Weiterhin beschrieb sie dann eine Erfahrung einer anderen Freundin, die im Callcenter arbeitet, wo die Rate für depressive Erkrankungen verhältnismäßig hoch ist. Mal davon abgesehen dass eine Menschenseele nicht dafür konstruiertist, jeden Tag vorgegebene Umfrage- oder Werbetexte in Großraumbüros aufzuzitieren, liegt diese Neigung in größtenteils folgender Knacknuss; so der bsülogische Bekannte: Die Ablehnung der Anrufer - die müssen nicht mal erheblich unfreundlich sein; einfach tagtäglich mehrmals ein deutliches "Nein" auf eine Sache zu bekommen, für deren Durchführung man eigentlich arbeitet, kann je nach Belastungsgrenze ein derartiges Gefühl der Ablehnung heraufbeschwören, dass es die lebensqualität erheblich einschränken kann.

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Wenn du also diese Facetten von Leistungsorientierung meinst, könnte es über dein hypothetisches Ich aussagen, dass du Gefahr laufen kannst, blind für Positivität zu werden, da ein einsitiges Verständnis von Leistung in ungesunder Manier deinen gesunden Menschenverstand überstrahlen könnte. Da freuen sich dann wiederum jene bsüschologischen Menschen, die sich auf Burn-Out-Therapien spezialisiert haben.

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Das hat mich gerade an sonen Eintrag erinnert, den ich mal tagebuchmäßig in son Durcheinander-Worddokument get(r)ippt habe:

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"[...] Das ging doch schon nach dem Abitur los – da kauft man den bunten Beraterzeitschriften für Abgänger noch ab, dass man die freie Wahl hätte – und ja, im Grunde hat man die auch – nur eben nicht auf diese politisch korrekte Schiene, die ein Lied davon singt, was für ein gesunder Mensch man ist, wenn der Curriculum möglichst wenig Lücken aufzeigt – in beträchtlich schiefer Tonlage, übrigens.
Ich habe dann also dieses Werbedruckerei-Praktikum gemacht – ursprünglich wollte ich ja gen Berlin für ein FSJ; die Welt sehen – und Berlin ist nun einmal so gesehen eine kleine Welt für ein Mädchen, das seine Stadt in einer halben Stunde durchlaufen und zudem sein Herz 250km in die Ferne verschenkt hat. Aber ich drifte ab – ich absolvierte also dieses Praktikum und war ernüchtert. Die Akkordarbeit, die lediglich Kompetenzen im langen Stehen und kleinbürgerlicher Ausschuss-Pedanterie förderte, nagte mir ziemlich am Gemüt. Dazu gehörte damals ein Gefühl unausweichlicher Tristesse – die grellen Leuchtstoffröhren im Büro, nachdem ich mich einmal wieder mit Ach und Krach punkt 7 Uhr morgens zum Betrieb geschunden hatte. Die verwahrlosten Häuserreihen auf dem Weg dorthin. Der zwar neue, aber nach Berufsverkehrsstress-stinkende Kreisverkehr. Der echauffiert versteckte Morgenmissmut in den Gesichtern der Kollegen. In der Schule durfte man das immerhin noch offen zeigen, weil man offiziell pubertätsbehindert war [...]"

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Und die Chefinnen ey - die hatten 1 Jahr bevor ich begonnen habe erst den Betrieb von ihrer Mudder übernommen und sich mindestens einmal die Woche dermaßen laut gestritten dass mans bis in den Siebdruck gehört hat. Teils waren die auch so abwertend, dass paar Mitarbeiterinnen regelmäßig geflennt haben. Und dieses absolut triste Pausenzimmer - wieso sind die scheiß Pausenräume eigentlich immer auf Depressionen ausgelegt; ich habe in meiner Laufbahn noch keinen Pausenraum gesehen der wirklich einladend aussah. Ja, nach dem Abi wollte ich jedenfalls nach Berlin, Kunst studieren, weil ich auf nichts anderes Bock hatte. Dann hab ich festgestellt dass ich ne etwas umfangreichere Mappe brauche und hab mich, 2 Jahre nach @Soziologin, dann auch im städtischen Grafikzirkel angemeldet. Samstags war der Scheiß immer. Um 10Uhr. Krankhaft. Ich war 4Mal dort. Zumal ich Sonntags ja auch um 10 immer scheißkack Mathe-Nachhilfestunden bekam. Alptraum war das. Habs nicht eingesehen auch am Wochenende noch jegliches Freizeitgefühl beim Aufwachen durch Pflichten zu kastrieren. Dann kam irgendwann die Idee mit dem FSJ in Berlin was finanziell unmöglich war und dann war ich halt 1 Jahr an diese Stressklitsche gekettet. Man lebt sich so von einem Kompromiss zum nächsten.

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