Lola van Unbehagen

Stand ich Fraitag so an der Lottoladen-Theke nach einem Partyeinkauf mit nem' Bekannten und war total unentschlossen, welcher Stopftabak bei dem riesen Angebot nun der lukrativste ist; weil ich da je nach Budget immer gern rumprobiere und mich auf keine Marke festlege. Ich kroch da also rum, grabschte jede Tabakdose an um nach den Gramm-und Nikotin-Angaben zu gucken und war dann heillos überfordert.Nach 5 Minuten rumklamüsern sah ich im Augenwinkel, wie mein Bekannter mit dem Einkaufswagen herangefahren kam, bis er hinter mir stand; und ich begann dann so kompensatorisch x-treme-sächselnd meine unentschlossene Situation zu bemitleiden und rhetorische Fragen zu stellen - ich wollte gerade von meinen Blasenschmerzen anfangen, da merk' ich, dass ich die ganze Zeit nen' Wildfremden, der lediglich dieselbe Statur hatte mit meinem Scheiß zugemüllt hatte.

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Das wär' jetzt zumindest die aktuellste Story, die Außenstehende als peinlich empfinden würden - ich bin das schon gewohnt; lern' aber trotzdem nie draus, weswegen ich auch nach wie vor nicht 2 Mal hinschaue, mit wem ich gerade rede.

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Das hab' ich vor Ewigkeiten glaub' ich schonmal kurz hier angeschnitten und steht so'n bisschen für die Misere all der jener Minderjährigen, die im Elternhaus sexuell aktiv sein müssen:
Wir waren damals kurz davor, in exzessivere Stellungen ohne Bettdeckenblickschutz zu wechseln, da stürmte meine Mutter - in dem Glauben, die Pennkinder würden eh noch schlafen - in mein Zimmer, und stellte ne' rhetorische Frage nach einer Kippe, woraufhin sie auch schnurstracks zur Schachtel hastete, während sie sich des Aktes gewahr wurde und mütterlich-scheinunschuldig "OUHW HAB ICH OICH JEDZD G-STÖRT?" sang und wieder verschwand.

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Ein andern mal - auch noch im Elternhaus - wurden wir vorm Weihnachtskaffeetrinken rattig, nahmen die 60 Minuten "Freizeit" dankend an und schlossen uns in meinem Kabuff ein. Zwischendrin ging immer mal die Türklinke, weil meine Schwester unbedingt ihre Schokolade mit uns teilen wollte, aber nicht konnte. Als wir dann zum Kaffeekranz in die versammelte Runde (inkl. Tante, Onkel, Cousin und Großeltern) gingen, herrschte alle Plätzchen lang so ein "I see what yu did there"-Schweigen; immer mal unterbrochen vom "WYLL DÄNN NOCH JÄYMAND KAFFÄ?" meiner Mutter.

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Ein weiteres andern Mal jaulte ständig der blöde Dackel an der abgeschlossenen Zimmertür des damaligen Feinsliebchens, woraufhin alle 5 Minuten die Aufforderung von seiner Mudder kam, den Köter doch mal gefälligst reinlassen zu sollen. Da uns aber 250km trennten und das kurz vor der trennenden Rückfahr-Zugfahrt geschah, haben wir's eiskalt durchgezogen.

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Weniger peinlich, aber umso bekloppter waren zwei fette, laut gurrende Spanner-Tauben auf dem Fensterbrett, die dann mit dem begannen, bei dem wir gerade waren. Ich musste dann unterbrechen weil ich so feiern musste. Das war aber immerhin schon in meiner ersten eigenen Bude.

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Nja und die aktuellste Sioux-Indianer-Story kennste ja.

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Beim Begriff Nullachtfuffzehn seh' ich immer nur die Farbschatten der Zahlen an sich vorm geistigen Auge, als irgendwelche Assoziationen mit negativ empfundener Durchschnittlichkeit. Da bei mir aber alles in unbewusster Wechselwirkung steht, sei zu erwähnen, dass mir gerade auffällt, dass das Zusammenspiel der Farbtöne tatsächlich so'n allgemeines Stino-Stigma ergibt - die Null ist bei mir weißlich transparent, die Acht nachtblau, die Eins dunkelgrau und die Fünf fällt bisschen aus dem Raster mit ihrem hellgrün, allerdings wird das helle grün und das schöne dunkelblau der Acht von den gräulichen Farbspektren von Null und Eins vollkommen übertüncht, so dass das 0815 in erster Linie eher farblos daherkommt. Die metahorische Verbindung zur etablierten Bedeutung muss ich meinen Schlaubi-Followis an dieser Stelle hoffentlich nicht erklären (ABER ich könnte ausholen und noch von den Charakteren der überstrahlenden Zahlen anfangen xD Die passen nämlich auch wie Arsch auf Eimer; so ist die Null für mich ne' sehr unauffällige Person ohne Geschlecht, die weder was spannendes mitzuteilen, noch tiefergehende Emotionen zu ihrem Umfeld hat. Die ist einfach da, aber hat nie irgendwelche tollen Wechselwirkungen mit ihrem Umfeld erfahren - und dazu dann noch die Eins, die ich als versnobte Frau empfinde, die ständig unterschwellig gegen die empathische Zwei stichelt und alles durch engstirnigen Konservatismus kompensiert, weil sie so einen geringen Selbstwert hat. Eigentlich müsste es Nulleins heißen - Acht und Fünf passen gar nicht wirklich rein; wenn dann als positive Vergleichs-Kontraste O.o
Guckt nicht so entgeistert, ich mein' das ernst.

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Nja nee - ich hatte eher so bestimmte Queen-Tage: Zum Beispiel, als mir Muddern Rastas geflochten hat (90er-hot&trendy)- das hat ja auch richtig was her gemacht, weil ich damals bekannt war für meine Wellen bis zum Po.
Nachmittags im Hort kam dann eine andere Klassenkameradin, die bis dahin bei den Boys recht beliebt gewesen ist, zu mir angestürmt und machte mir zum Vorwurf, dass ich ja nur die Jungz valiebt machen will un jetz alle drauf reinfallen. Ich sah damals das Problem irgendwie nicht - war doch Mudders Idee, ey - und mit mehr als einem konnt' ich beim Gänsemarsch zur Turnhalle ja ohnehin nicht Händchen halten. Pleppos. Am nächsten Tag war aber alles wieder Paletti und wir haben Leuchtsticker getauscht (das war die Zeit, zu der der Kurs bei 2 normale Sticker gegen 1 Leuchtsticker lag - gab aber auch diese mit Luft gefüllten oder diese Rascheldinger mit Relief - da hat man teils sogar 2 Leuchter dafür bekommen ähja) Sonst war ich eigentlich ganz zufrieden, wenn ich die Dose mit den Filzern, die noch Farbe hatten für mich vereinnahmen und T.Rex-Drachen-Hybriden malen konnte. Oder halt an meine Wissensbücher angelehnten Kulissen. Tatsächlich hatte ich bereits damals schon erste Begegnungen mit unwissender Nervtöterei. Denkste mir hat mal einer geglaubt, dass es solche Flugfische wie auf meinem Bild wirklich gab? Und bei Hunden hab' ich sogar die Klöten mit gemalt - ich wünschte, ich wüsste, wo diese Bilder liegen.
Na, jedenfalls war ich eher so im Hintergrund aktiv, aber immer irgendwie an der Front. Und dann kam die Bildungsempfehlung und der Schulwechsel - und die Pubertät. Da haben die Dinobilder keinen Swag mehr eingebracht - und diese ganzen fremden Kinner erst - nee, ab da war ich im Schneckenhaus bis zur Sek2 - kannste wissen. Absoluter Sackgang.

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Wir stopfen uns die Mäuler mit Tiefkühlkost und Instant-Soßen, haben Geschirrspül- und Waschmaschinen und Mikrowellen. Unsere Briefkästen befinden sich immer einen Handgriff entfernt in der Hosentasche; Sprit und Schienen sind unsere neuen Beine, wohingegen die alten mit pragmatischen Fitnessutensilien oder ziellosen Spaziergängen unterhalten werden, um ihre Daseinsberechtigung nicht zu untergraben. Wir fressen zusammengepresste Lactosezäpfchen wenn es uns scheiße geht und im Discounter fühlen wir uns inkompetent, wenn auf der 30 Zentimeter-Ablage schon der nächste Einkauf durchrutscht, wir aber unseren eigenen noch nicht in Wagen oder Tüte drapieren konnten. Ist euch mal aufgefallen, wie unhöflich und dämlich das ist? Sowohl für die Kunden, als auch für die Kassierer, die da wie ein Wiesenhof-Huhn in dieser kleinen "Ich Peep - Du Geld"-Batterie sitzen und unter unfreundlichem Kunstlicht ihren Zeitplan einhalten müssen.
Da schließt sich nämlich auch schon der Kreis: Wir kaufen uns kategorisch Zeit.
Die gefrorene Teigplatte mit den ranzigen Salamischeibchen befreit uns von aufwändiger Brutzelei,
die Waschmaschine erspart uns handgreifliche Textil-Planscherei und wenn sich der Magen nach der tasty Sägespahn-Pizza immer noch irgendwie leer anfühlt, klatscht man die zwei Stücken vom Vortag eben noch in den Schnellbrutkasten.
Wir fühlen uns verloren, wenn wir die letzte Bahn verpasst haben und flott auf 4 Rädern ist sowieso nur drin, wenn die Geldbörse auch laut genug für Versicherungen und Antriebsflüssigkeiten klimpert.
Antreten statt Auskurieren, Konsum statt Kreation, Durchmachen statt Denken, Arschkriechen statt Aufbegehren.

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Nun sitzen wir da, haben uns das größtmögliche an in Technik und Füllstoff konvertierter Zeit erkauft und haben immernoch den giftigen Nachgeschmack notorischer Rastlosigkeit auf den Zungen, während der Schleudergang mahnend aus dem Fliesenzimmer hallt und die durch die Werbepause gewonnene Zeit in den Prime-Account investiert wird. Die künstlich erzeugte Diskrepanz zwischen zu schnell und zu langsam leben ist der Affe auf unseren Rücken, der aus unseren Körpern, die dereinst Tempel waren, Industrielaufbänder macht, die ihren Sinn im Funktionieren finden. Irgendwann aber kommt der Zeitpunkt, an dem man wissen möchte, für welche "Firma" man eigentlich läuft - und wehe dem, der den Standby-Knopf nicht findet, wenn ihm die Antwort nicht gefällt.

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Ich kann keine allgemeingültige Sache auftischen, nach der "jeder" sucht, auf den dieses Gefälle auch nur im Entferntesten zutrifft - aber Zeit kann's ja nicht sein, davon kann man ja so viel kaufen, nech? Man will sich gar nicht vorstellen, was erst passiert, wenn sich der Kunde die Zeit einfach nimmt, statt zu zahlen - ganz zu schweigen vom drohenden Hausverbot. Wie dreist kann man sein, zu erwarten, den Seelenfrieden gäb's kostenlos? Viel zu lang schon nix getan, kommt, stellt die Maschinen an...

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