Wie sehr steuert uns unser Urtrieb in unserem Verhalten? Denkst du, dass wir Menschen vollkommen frei von grundlegenden Trieben sind?
Ich denke, dass der "Trieb"-Begriff weit überholt ist. Das war ja bekanntermaßen Freuds großes Thema und auf jeden Fall ein Sprungbrett in die moderne Psychologie; aber man sollte Wurzeln nicht wie Stamm oder Krone eines Baums behandeln. Vor allem sollte man die Dinge, die einst unter "Triebe" zusammengefasst wurden, heute differenzierter betrachten.
Wir haben auf jeden Fall immer noch psychische Mechanismen, die unser Überleben in einer Umgebung sichern, die nicht unserer heutigen Lebensrealität in Industriestaaten entspricht. Grund dafür ist die rasante Entwicklung des Menschen - evolutionär reicht die für uns lange Zeitspanne nicht dafür aus, einstige Überlebensinstinkte und -mechanismen zu überschreiben. Durch die stete Weiterentwicklung gibt es auch wenig, bei dem dafür genug Zeit gewesen wäre. Ich will dabei gar nicht auf grundlegende Dinge wie Nahrung eingehen, sondern auf Dinge, wo man es kaum vermutet: Verdrängung z.B. sichert das Überleben kurzfristig, weil es handlungsfähig macht, während es langfristig schadet und lähmt.
Freud war der "Séxualtrieb" ja praktisch der wichtigste: Heute wissen wir, es ist zwischen Fortpflanzungsinstinkt als Teil der Überlebensstrategie der Art und allem anderen in diesem Spektrum zu unterscheiden. Anders als beim Überleben funktionieren die Mechanismen hier nicht so drastisch und erlauben deshalb weit mehr Spielraum. Fortpflanzung fällt in den Arterhaltungsantrieb, beides besteht bei direkter Konfrontation auch immer noch (weshalb wir bspw. den Tód eines Menschen nahegehender finden als den von anderen Lebewesen), bei innerer oder äußerer Entfernung vom Subjekt oder Delegationsmöglichkeit ist es jedoch optional (weshalb uns bspw. Entwicklungsländer eher gleichgültig sind). Séxualität in allen Facetten fällt dagegen eher in einen Genussbereich, bei dem Hormone, gesellschaftliche Konventionen und Nerven deutlich mehr Rolle spielen als Mechanismen. Nicht umsonst rangieren die für "triebhaft" gehaltenen "Eroberungsfantasien" o.ä. strikt im Fantasiebereich.
Jetzt haben die zwei Punkte schon so viele Zeichen gefressen, ich überspringe weitere lieber und komme zu deiner letzten Frage:
Ich glaube, so etwas wie "Triebe" gibt es nicht. Es gibt Antriebe, es gibt Mechanismen, es gibt Entscheidungen, es gibt Wünsche, individuelle Eigenschaften, usw.. Für mich sind Erklärungen mit Trieben eher ein Versuch, etwas Unverstandenes irgendwie verständlich zu machen. Heute versteht man bei weitem noch nicht alles; aber dank der Grundlage, die die Theorien zu unseren vermeintlichen Trieben in der Psychologie geschaffen haben, können wir immer besser differenzieren und erkennen, um was es sich wirklich handelt.
Wir haben auf jeden Fall immer noch psychische Mechanismen, die unser Überleben in einer Umgebung sichern, die nicht unserer heutigen Lebensrealität in Industriestaaten entspricht. Grund dafür ist die rasante Entwicklung des Menschen - evolutionär reicht die für uns lange Zeitspanne nicht dafür aus, einstige Überlebensinstinkte und -mechanismen zu überschreiben. Durch die stete Weiterentwicklung gibt es auch wenig, bei dem dafür genug Zeit gewesen wäre. Ich will dabei gar nicht auf grundlegende Dinge wie Nahrung eingehen, sondern auf Dinge, wo man es kaum vermutet: Verdrängung z.B. sichert das Überleben kurzfristig, weil es handlungsfähig macht, während es langfristig schadet und lähmt.
Freud war der "Séxualtrieb" ja praktisch der wichtigste: Heute wissen wir, es ist zwischen Fortpflanzungsinstinkt als Teil der Überlebensstrategie der Art und allem anderen in diesem Spektrum zu unterscheiden. Anders als beim Überleben funktionieren die Mechanismen hier nicht so drastisch und erlauben deshalb weit mehr Spielraum. Fortpflanzung fällt in den Arterhaltungsantrieb, beides besteht bei direkter Konfrontation auch immer noch (weshalb wir bspw. den Tód eines Menschen nahegehender finden als den von anderen Lebewesen), bei innerer oder äußerer Entfernung vom Subjekt oder Delegationsmöglichkeit ist es jedoch optional (weshalb uns bspw. Entwicklungsländer eher gleichgültig sind). Séxualität in allen Facetten fällt dagegen eher in einen Genussbereich, bei dem Hormone, gesellschaftliche Konventionen und Nerven deutlich mehr Rolle spielen als Mechanismen. Nicht umsonst rangieren die für "triebhaft" gehaltenen "Eroberungsfantasien" o.ä. strikt im Fantasiebereich.
Jetzt haben die zwei Punkte schon so viele Zeichen gefressen, ich überspringe weitere lieber und komme zu deiner letzten Frage:
Ich glaube, so etwas wie "Triebe" gibt es nicht. Es gibt Antriebe, es gibt Mechanismen, es gibt Entscheidungen, es gibt Wünsche, individuelle Eigenschaften, usw.. Für mich sind Erklärungen mit Trieben eher ein Versuch, etwas Unverstandenes irgendwie verständlich zu machen. Heute versteht man bei weitem noch nicht alles; aber dank der Grundlage, die die Theorien zu unseren vermeintlichen Trieben in der Psychologie geschaffen haben, können wir immer besser differenzieren und erkennen, um was es sich wirklich handelt.
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Papiertiger.